Die Frauen von Nell Gwynne’s – Kage Baker

Ein Steampunk-Roman

Neben dem Cybperunk bzw. dem Posthumanismus gehört bekanntlich der Steampunk zu meinen Leidenschaften, weswegen ich mich über das Päckchen, das ich dieser Tage von Feder & Schwert erhalten habe, besonders gefreut habe – ich habe hier die beiden neusten Romane aus ihrem „Steampunk“-Imprint vor mir liegen, Das mechanische Herz von Dru Pagliassotti (Besprechen wir hier demnächst), und die Novelle Die Frauen von Nell Gwynne’s von Kage Baker, mit dem wir uns hier beschäftigen wollen.

Die Frauen von Nell Gwynne’s ist ein recht dünnes Taschenbuch mit relativ großer Schrift, das aber dennoch in der von Feder & Schwert gewohnt guten Aufmachung daherkommt. Das Cover verschmilzt Photografie und Comicartige Zeichnung. Bei Titel und Autorenname wird für meinen Geschmack ein wenig zu Arg mit Schriftarten gespielt.

Das Buch eröffnet mit eine Beschreibung dessen, was „Nell Gwynne’s“ ist – nach außen hin (So zu sagen, es ist ein sehr diskretes Haus) erscheint es als die Residenz einer älteren, schon erblindeten Dame und ihrer Nichten und Töchter, aber in Wirklichkeit handelt es sich um eines der exklusivsten Etablissements für Gentlemen in London. Aber selbst dahinter verbirgt sich noch ein Geheimnis – die Damen des Hauses sind gleichzeitig der Geheimdienst der Spekulativen Gesellschaft der Gentlemen, einer Geheimgesellschaft, die nur das Wohl des Empires im Sinn hat. Zu dieser illustren Damengesellschaft stößt nun die junge Lady Beatrice, eine Tochter aus bestem Hause, der das Schicksal sehr übel mitgespielt hat wie wir im zweiten Kapitel erfahren. Kurz nach ihrem Eintreten in diesem Haus erhält Lady Beatrice ihren ersten Auftrag: Der junge Lord Rawdon hat eine geheimnisvolle Entdeckung gemacht, die er ins Ausland verkaufen möchte, und welche die SGG nervös macht. Aber aus einem einfachen Spionageauftrag auf dem Lande als Hostesse wird schnell sehr viel mehr für Beatrice und ihre Gefährtinnen als nicht nur die ausländischen Interessenten auftauchen um sich die Erfindung anzusehen, sondern auch eine Leiche, ein geistig gestörter Bruder und ein verloren gegangener Geheimagent. Können die Frauen von Nell Gwynnes verhindern das die seltsame Erfindung an eine feindliche Macht verkauft wird?

Fazit:
An sich ist die Novelle der leider Anfang des Jahres verstorbenen Kage Baker spannend und kurzweilig. Zu kurzweilig – mit gerade mal 160 Seiten haben wir es hier mit einem echten Fliegengewicht zu tun. Die Charaktere sind sympathisch, ein gewisser „James Bond“ Charme stellt sich bisweilen ein, aber sonderlich lebendig wirken die Charaktere zu keinem Zeitpunkt – was allerdings durch den geringen Textumfang schwer machbar wäre. Insgesamt wirkt die Geschichte – die zurecht sowohl 2010 den Hugo als auch den Nebula für beste Novelle gewonnen hat – wie die Vorlage zu einem spannenden Film, und sollte auch so genossen werden (Hoffen wir mal, das Hollywood auch wirklich zugreift…)
Was allerdings sauer aufstößt ist, das der Preis von 9,95€ für ein Buch dieser Länge meiner Meinung nach viel zu hoch gegriffen ist. Nimmt man dazu noch die ungewöhnlich große Schriftart, in der dieser Text gesetzt ist, stellt sich leicht die Frage ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, sich den Text für eine Anthologie aufzuheben. Wer sich allerdings durch den Preis nicht stören lässt wird hier eine schöne Actiongeschichte mit leichtem Steampunk-Einschlag finden.

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