Der Kinderdieb
Ein Roman von Brom
Nick ist ein ganz normaler Junge. Eigentlich. Wäre nicht diese Scheiße mit den Untermietern seiner Mutter passiert. Die waren nämlich gar nicht so harmlos und nett, wie sie getan haben, sondern sind schmierige Drogenverticker. Und als Nick versuchte sich gegen sie zu stellen haben sie ihn einfach gefoltert, worauf Nick mit einem großen Sack voll Drogen von zuhause ausgerissen ist. Und da hängt er jetzt. Alleine und von den Häschern verfolgt und auch gefunden, als ein goldäugiger Junge auftaucht und ihn vor der Bande rettet.
Nur.. Nick weiß immer noch nicht wohin mit sich und so geht er auf das Angebot des Jungen ein, der einen sicheren Ort kennt. Er muss nur freiwillig durch den Nebel in der New Yorker Bucht treten.
Gesagt getan folgt Nick dem sich nur als Peter vorgestelltem Jungen und muss recht schnell feststellen, dass das ganze kein besonders lustiges Abenteuer ist. Im Nebel selbst lauern grausame Wesen und auf dem Boden liegen die Schädel von unzähligen Kindern. Und auf der Insel hinter dem Nebel erwartet ihn ein Baum voller wilder Kinder, für die Peter der Retter ist, der sie aus den miesen Gegebenheiten in der Welt gerettet hat und die jetzt für ihn gegen die Fleischfresser kämpfen wollen. Auch Nick soll ein sogenannter Teufel werden. Doch erst müssen Prüfungen bestanden und Freund- und Feindschaften geknüpft werden. Und außerdem ist Nick nicht so wirklich von der Ehrenhaftigkeit Peters überzeugt…
Dieser Roman ist eine Art Neuauflage des alten Klassikers Peter Pan, allerdings in der heutigen Zeit und mit keltischem, bzw walisischem Bezug.
Auch wenn das Buch bedingt durch seine Protagonisten als Kinderbuch daher kommt ist es frühestens ab 15/16 Jahren zu empfehlen, da nicht nur die behandelten Themen recht komplex, sondern die Schilderungen auch grausam und brutal sind – so wird mehrfach auf verschiedene Vergewaltigungen eingegangen, so wie mobbing und blutige Kämpfe auch unter den Kindern selbst. Das Thema des Buches lässt sich wohl am einfachsten mit „Fanatismus“ oder „hätten wir doch mal miteinander geredet“ umschreiben. Denn die zwei, bzw. drei Parteien die im Buch miteinander ringen sind nur durch eben solchen fanatischen Glauben – in diesem Falle christlicher, aber das ist eher wegen des gegeben Settings, denn um eine Aussage über das Christentum zu treffen – dazu gekommen. Die andere Seite – Peters Seite – hat zwar keinen fanatischen Glauben im Sinne der Religion, aber im Sinne einer blinden Liebe für eine Göttin, was nur eine andere Spielart des ganzen ist. Anhand des Charakters Nick, welcher selbst zwar skrupellos, aber dennoch sein Herz am richtigen Fleck hat, wird dem Leser erst nach und nach das Ausmaß der ganzen Geschichte erläutert und auch Nick fragt sich recht früh, warum denn die beiden Seiten nicht schon einmal miteinander geredet haben und vielleicht insgeheim dasselbe wollen.
Am Anfang jedes Kapitels hat der Autor eine großartige Zeichnung hinterlassen, die schon ein bisschen das Thema des Kapitels erläutert. In der Mitte dieses Buches befinden sich noch Farbseiten der Charaktere – gut, ist auch kein Wunder bei einem Autor, welcher Jahrelang als Zeichner für verschiedene Verlage und unter anderem auch für DnD gearbeitet hat.
Fazit
Ein eher ungewöhnliches Buch. Immerhin wirkt es wie ein Kinderbuch von außen, und Kinder sind auch die Akteure im Roman, aber der Inhalt selbst ist alles andere als kindgerecht aufgemacht. Wer also eine etwas dunklere moderne Version von Peter Pan (so er denn nicht an die Originalfassung gekommen ist, die ebenso alles andere als nett zu sein scheint – im Gegensatz zu der bereinigten Kindervariante) lesen mag mit einem keltischem Hintergrund, und vor allem darüber wohin einen das ‚Nicht-Miteinande-Reden“-Problem führen kann, dem sei dieser Roman wärmstens ans Herz gelegt. Als Rollenspieler kann man übrigens wunderbar Material aus dem Buch ziehen.
Besagte Originalversion lohnt sich übrigens wirklich und ist auf englisch hier umsonst in vielen Versionen verfügbar:
http://www.gutenberg.org/ebooks/26654
Oh super! Danke für den Link!