Das Obsidianherz
Ein Steampunk-Roman
Ich sollte wirklich aufpassen, wem ich was erzähle. Das erwähnt man blauäugig das man Angst hat, über Weihnachten nix zum Lesen zu haben, und wenige Tage später schickt mir Feder & Schwert ein Päckchen mit drei Romanen. Damit war Weihnachten erstmal gerettet, und ihr bekommt jetzt sozusagen als verspätetes Geschenk ein paar Rezensionen. Als erstes hätten wir hier [I]Das Obsidianherz[/I], den ersten Roman von Ju Honisch, dem neusten Zugang im Autorenstall von F&S.
Optisch macht das Taschenbuch schon was her – der Umschlag sieht aus wie ein ledergebundenes Notizbuch. In der Mitte des Titelblattes findet sich ein schwarzes Herz, in dem sich das Bild eines Kavallerieoffiziers befindet. Autorenname und Titel sind in einer Schriftart gehalten die eine Handschrift ähneln soll. Dadurch wird das Lesen ein wenig erschwert, passt aber zum Buch. Das Layout des Buches ist sehr angenehm, mit einer angenehm lesbaren Schriftart, und ohne viel weißen Raum zu lassen. Die Kapitelüberschriften sind in der selben Schriftart gehalten wie der Buchtitel, zusammen mit einer kleinen Zeichnung eines mythologischen Wesens.
Das Buch eröffnet mit einer kurzen Erklärung zur Welt in der dieser Roman handelt. Es handelt sich um eine Paralellwelt, im Jahre 1865, eine Welt in der Magie und mystische Wesen – hier [I]Feyon[/I] genannt – existieren, wenn auch scheinbar so selten das kaum jemand daran glaubt. Zu Beginn der Geschichte erfahren wir das ein wichtiges und sehr gefährliches Manuskript aus einem englischen Archiv entwendet wurde, und nur in Bayern vermutet wird, weswegen Ludwig II. Von Bayern, der englische Botschafter und einige andere gemeinsam Agenten losschicken um das Dokument wieder zu finden. Bei diesem Dokument handelt es sich um einen Zauber, welcher die Welt vernichten könnte, aber lasst euch davon nicht täuschen – in Wirklichkeit handelt es sich dabei eigentlich nur um ein McGuffin, mit dem die Handlung vorangetrieben wird. Die eigentliche Handlung beginnt in einem Hotel in München, in dem das Manuskript vermutet wird. Zu Beginn jagen auf Seiten der Regierungen zwei bayrische Offiziere (Udolf von Görenczy und Asko von Orven), einem britischen Spion (Colonel Delacroix), einem Zauberer namens Vonderbrück und einer Opernsängerin, Madame Cérise Denglot. Gleichzeitig suchen noch ungarische Seperatisten, vertreten durch den geheimnisvollen Graf Arpad (Der ein Interesse an Madame Denglot hat), und ein vatikanischer Geheimbund der sich der Vernichtung der Feyon verschrieben hat nach und dessen Anführer eine persönliche Vergangenheit mit Delacroix teilt das Manuskript. Außerdem ist da noch eine geheimnisvolle britische Adlige, Miss Corrisande Jarrencourt, die kurz vor Romanbeginn im Hotel abgestiegen ist, und gleich zu Beginn der Geschichte von einer schattenhaften Kreatur angegriffen wird. Und wer denkt, das sei eine verzwickte Situation, nun: das ist nur die Ausgangssituation – was darauf folgt ist eine wilde und verwirrende Agentengeschichte, in der niemand ist, was er zu sein scheint, oder in manchen Fällen sogar was er zu sein glaubt. Die Handlung erstreckt sich über wenige Tage, und verlässt nur kurz vor Schluss das Hotel, als es zum Showdown kommt zwischen…. aber nein, das wäre zu viel verraten…
[U][B]Fazit:[/B][/U]
Einen Roman zu rezensieren ist immer sehr schwierig, da man als Rezensent immer abwägen muss zwischen dem Bedürfnis der Leser Informationen zu erhalten und dem Versuch, nicht zu viel zu erfahren. Gerade bei diesem Roman ist das besonders schwer, denn in fast jedem Kapitel kommt es zu einer neuen Wendung oder Überraschung, und ich garantiere euch, dieses Buch bleibt bis zum Schluss spannend. Frau Honisch hat einen sehr angenehmen, flüssigen Schreibstil, wodurch das Lesen zu einem Vergnügen wird. Insgesamt ist der Roman ein hervorragendes „Closed Room Szenario“.
Leider hat der Roman auch einige Probleme: Zum einen führt die Autorin immer neue Haupt- und Nebencharaktere ein, so das man als Leser spätestens nach der Hälfte des Romans anfangen muss, immer wieder vorne bei der Liste der Charaktere nachzuschlagen. Das zweite Problem ist – trotz aller Spannung und Action – die Länge. Der Roman hat einige Stellen bei denen die Autorin ihre (deutlich erkennbare) Liebe zum Detail und zu ausschweifenden Beschreibungen auslebt, wodurch das Buch an ein paar Stellen Längen hat, die unnötig wären.
Man sollte als Leser sich allerdings davon abschrecken lassen – hier handelt es sich um einen der besten Debütromane die ich in den letzten Jahren gelesen habe, erst recht von einem deutschen Autoren. Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen – schauen wir also, wie gut das nächste Werk von Frau Honisch ist.
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