Caninus Drei-Stufen-Modell für Rollenspieler
Basieren auf der Art Probleme zu lösen
Wie wohl jeder der sich irgendwie länger mit dem Thema Rollenspiel beschäftigt, kommt man irgendwann an einen Punkt an dem man gewisse Unterschiede zwischen den verschiedenen Spielern wahr nimmt. So erging es mir natürlich auch irgendwann und da war mir tatsächlich noch nicht bewusst, dass es praktisch eine ganze Wissenschaft über Spielertypen gibt, über die sich auch vorzüglich streiten lässt. Also hab ich meine ganz eigene Einteilung vorgenommen. Diese basiert weniger auf der gesamten Art und Weise im Rollenspiel zu agieren, als vielmehr auf der Art wie Probleme angegangen werden und stellt zumindest für Stufe 1 und 2/3 eine Art Entwicklung im Leben eines Rollenspielers dar:
Stufe 1: Man ist noch ganz neu im Job, kennt quasi nichts, weiß nicht wo der Hase hoppelt. Das führt im Allgemeinen dazu, dass man in die eine oder andere erzählerische Falle oder Finte tappt. Einfach weil man es nicht besser wusste. So geschehen an einem wunderbaren Beispiel in meinem Freundeskreis an einem ersten Abend für jemanden: Man war in einer dunklen Höhle mit Tafeln an der Wand und jedes mal, wenn man eine Tafel drückte, öffnete sich ein Loch auf der anderen Seite. Besagter neuer Spieler hatte dann sehr schnell keinen weiteren Gedanken mehr verschwendet und sagte etwas in der Form: „Ja, ich spring da jetzt einfach rein.“ Wohlgemerkt ohne vorher nachzusehen. Was nach dem vielen bekannten „Willst du wirklich? Wiiirrrkllich???“ zum Tod seines Charakters führte. Das ist jetzt natürlich ein Extrembeispiel für diese Stufe, aber ich denke ihr wisst was ich meine.
Stufe 2 und Stufe 3 sind vielleicht nicht ganz die richtigen Namen dafür, da sie mehr oder weniger parallel, aber auch durchaus hintereinander oder je nach System auftreten können.
Stufe 2: Hier sind die Spieler dann erfahren genug um in vielen Fällen zu wissen was passieren könnte, um die Fallen und Tricks des Spielleiters – seien sie nun reell oder gesellschaftlich oder vom Plot her – zu kennen und zu wissen, wie man entsprechend reagieren muss um nicht darauf herein zu fallen. Spielern dieser Stufe kommt es oft vor wie eine Art Wettkampf der geistigen Kräfte, wer denn nun die besseren Überlegungen zu Situation hat und daher dem anderen überlegen ist. In anderen Einteilungen landen hier dann solche Typen wie die Min/Maxer oder Powergamer, die eigentlich mehr sich selbst im Spiel testen wollen.
Stufe 3: Ja.. was fehlt denn jetzt noch? Nach kurzem überlegen wird klar. Das sind die Spieler, die wieder dieselben Fehler machen wie die von Stufe 1… ja, gut… vielleicht nicht ganz dieselben, denn in irgendwelche Löcher zu springen ist natürlich egal wie man das betrachtet unsinnig, aber zumindest ähnliche Fehler. Fehler, die man als Spieler absichtlich begeht einfach weil der Charakter den man spielt entsprechen unerfahren oder fremd in dieser Situation ist und es nicht besser weiß, auch wenn der Spieler selbst genau sieht worauf es hinaus läuft. Die große Kunst ist also das Wissen des Charakters in Einklang mit der ganzen Sache zu bringen und nicht dem Wahn verfallen, sein eigenes Spielerwissen heran zu ziehen. Hier finden sich dann oft die Typen der MethodActor und Verwandte.
Wie gesagt, das war meine eigene Einteilung ohne das ich davon wusste, dass andere sich auch um dieses „Problem“ gekümmert haben. Ich bin allerdings nach wie vor der Meinung das es für eine grobe Einteilung um zu sehen ob man vom Spielstil zusammen passt völlig ausreicht, denn eines garantiere ich: Spieler, die auf Stufe 2 spielen (sei es jetzt immer oder in einem bestimmten System), werden große Problem haben mit jenen von Stufe 3. Denn diese werden ihnen vorwerfen, doch unsinnige Handlungen zu vollführen, die einen überhaupt nicht weiterbringen. Spieler von Stufe 3 hingegen werden ständig darauf herumreiten, dass es doch gerade überhaupt nicht charaktergerecht gewesen sei und man überhaupt das alles völlig falsch spielen würde für das was man sich da gebaut hätte. Stufe 1 passt eigentlich überall hin, zumindest wenn es sich um jemanden handelt der lernbereit ist und nicht nach unzähligen Abenden immer noch fragt wie man denn nun würfeln muss (ja, hab ich leider auch erleben müssen). Aber die Kompatibilität von Spieltypen ist wieder ein ganz eigenes Thema und bedarf eines anderen Artikels.
Das ist natürlich auch sehr vereinfachend und es sind Idealtypen, die so selten zutreffen.
Was mich aber vor allem stört ist die „Nummerierung“.
Durch die Aufmachung wirkt das sehr wertend. Am Anfang halt der Vollnoob und am Ende der Pro.
Was ich damit sagen will:
Ich ziehe Spieler vor die zum Typ 3 gehören, aber eben doch genug Metagaming zu betreiben um nicht um ihres Charakter Willens die Gruppe zu sprengen.
Denn wenn alle genervt am Tisch sitzen und einer sagt „Ja aber mein Char würde das nunmal so machen“ ist das bestimmt auch nicht „gut“.
Die Nummerierung ist dadurch entstanden, dass ich das tatsächlich in der Reihenfolge bei nun mehr als einer Person in ihrer Rollenspielentwicklung gesehen habe. Mag komisch klingen, war aber tatsächlich so. Deswegen aber ja der Hinweis, dass man das in seiner Allgemeinheit natürlich nicht so aufteilen kann zwischen den letzten beiden. Man könnte es vielleicht daher eher 2A und 2B nennen. Ich mag auch gar nicht abstreiten, dass es Leute gibt, die Typ 3 ausprobiert haben, es ihnen aber nicht schmeckt.
Das „Mein Charakter würde das so machen“ ist aber kein Problem irgendwelcher Einteilungen (den die Sätze hast du ja auch bei anderen Modellen). Sondern meiner Meinung nach ein spezifisches Problem der jeweiligen Spielrunden bei der offensichtlich gerade sehr unterschiedliche Meinungen zum Spiel aufeinander prallen.
Moin,
schöne Seite hier übrigens.
Es gibt noch eine vierte Kategorie, die aber eher ein 3.1 ist. Die Spieler, die einen Fehler „sehenden Auges“ machen, einfach weil sie wissen, dass dadurch Spiel entsteht, oder ein Plot ins Rollen kommt.
Ich erinnere mich da an eine Szene, als ich vor einigen Jahren doch mal wieder eine P&P Runde (ich bin mittlerweile eigentlich reiner Liver Rollenspieler und Forenspieler) mit meiner „alten Runde“ gespielt habe. Einer meiner Mitspieler hat mit mir den Sprung ins Live seinerzeit mit gemacht, der Andere wollte das damals nicht und somit war der noch auf dem Stand des Spielertypus 2 den du hier für dich eingeteilt hast. Das Ergebnis war, dass der sehr dicke Backen gemacht hat, als ich bereitwillig in jede Falle unseres SL gelaufen bin, wenn sie denn gepasst hat und gar nicht wusste was los ist.
Ich weiß nicht, ob ihm dabei klar wurde, dass wir dadurch alleine unsere ansonsten endlos lange Anfangssequenz (wie bekommen wir die Spieler dazu einfach mal einen verdammten Plot zu starten) innerhalb von 10 Minuten durch hatten, anstatt uns wie früher, ewig lange zu „bekriegen“ bis der Spielleiter dann doch irgendwann Zwang eingesetzt hat.
Es war für mich jedenfalls interessant und auch wenn ich keine große Lust mehr verspüre noch mal an einen Tisch zurück zu kehren, war die „Kluft“ die sich dort aufgetan hatte für mich enorm. Allerdings ist sie das auch innerhalb der Gruppe der „Live Rollenspieler“ selber auch, genauso wie bei den P&P Spielern.
Ergebenst
Eldrige, zu Tisch
Ja.. die Live Szene. Da wollte ich die nächsten Tage auch noch was zu schreiben.