Barbaricum
Eine Fate-Abenteuerwelt, besprochen von Infernal Teddy
Womit man mich ja immer ködern kann ist das Imperium Romanum. IMMER. Paar Gestalten in Togas oder Lorica Segmentata und man hat sich meine Aufmerksamkeit auf jeden Fall gesichert. Verbindet man das noch mit einem intelligenten, gut gemachten Twist und einem System das mir zusagt und man kann davon ausgehen das ich auf jeden Fall bei der Sache dabei bin. Ob ich ein Beispielt zur Hand habe? Aber natürlich! Barbaricum, ein Setting aus dem Fate-Abenteuerwelten-Wettbewerb von 2014, welches dieses Jahr beim Uhrwerk Verlag veröffentlicht wurde und sich wie die anderen Teilnehmer mit dem Thema „Deutschland“ auseinandersetzt. Aber hat das Setting denn mehr zu bieten als nur „Römer mit..:“? Kann es mich denn nicht nur locken sondern auch überzeugen? Schauen wir es uns mal etwas genauer an.
Vom Format her ist Barbaricum wie die anderen Abenteuerwelten ein Softcover im handlichen A5-Format, allerdings mit 98 Seiten etwas umfangreicher als diese es in der Regel sind. Das Cover ist sehr ansprechend, und bietet schon den ersten Hinweis darauf das hier was Faul ist im Imperium Romanum – schließlich verprügelt da ein Barbar einen Legionär, und beide haben Schusswaffen! Allerdings ist das Cover der einzige Lichtblick, alle anderen Illustrationen sind Schwarz Weiß, wenn auch immer noch sehr ansprechend.
Ignoriert man die vier Seiten an „mood fiction“ mit denen das Buch eröffnet geht es direkt los mit einer kurzen Einleitung: wir schreiben das Jahr 442, mitten in der bekanntesten Völkerwanderung, aber einer Welt in der aus der Dampfmaschine des Heron von Alexandria etwas Sinnvolles wurde, und in der es Schusswaffen gibt. Römisches Steampunk mit einfallenden Stämmen und Buchdruck – klingt doch so weit schon mal ganz spannend, oder? Augenmerk des Settings ist passenderweise das germanische Grenzgebiet des Weströmsichen Reiches, wo immer mehr Stämme über den Limes schwärmen, auf der Flucht vor den Hunnen. Gleichzeitig breitet sich neben den streitenden Arianischen und Katholischen Christen eine neue, gefährliche Philosophie der Gleichberechtigung aus. Den größten Teil des Buchs machen die Beschreibung der wichtigsten „Stämme“ der Zeit aus, deren Geschichte, Zukunft, Gesellschaft und wichtigsten Konflikte, zusammen mit Beispielaspekten und Extras. Präsentiert werden hier die germanischen Stämme der Alamannen, die Burgunden, die Franken, die Vandalen und die Goten, zusammen mit den Römern und den scheinbar unaufhaltsamen Hunnen.
Der Regelteil des Buches geht zunächst auf die Charaktererschaffung ein. Die Fertigkeitenliste ist kaum angetastet worden, allerdings definiert das Buch dafür die Aspekte des Charakteres etwas genauer. Konzept und Dilemma bleiben erhalten, dazu gesellen sich aber vier weitere Aspekte die den Hintergrund des Charakters genauer beleuchten. Diese sind Herkunft, Erziehung, Berufung und Gemeinschaft, wobei letzterer am ehesten den üblichen Verknüpfungsaspekten aus Fate Core entspricht. Dazu gesellen sich kurze Abschnitte darüber, wie sich soziale Konflikte und sich streitende Armeen ohne all zu viel Aufwand für dieses Setting mit Fate Core darstellen lassen, und die Auswirkungen von Schusswaffen in den Regeln von Fate Core in einer Spielwelt in der Antike. Den Abschluss bildet eine Liste aller Backer aus dem Crowdfunding dieses Buches und ein dedizierter Charakterbogen.
Fazit:
Okay, ja, Leopold von Bonhorst hat mich mit Barbaricum erwischt. Römer. Und Steamzeugs. Ich bin ja so vorhersehbar, es tut schon weh. Barbaricum schafft es tatsächlich trotz der geringen Seitenzahl mehr zu sein als ein reines „Gimmicksetting“, sondern holt mit seiner Präsentation einiges raus. Bei der Informationsdichte bleibt natürlich etwas auf der Strecke, wer hier spannende neue Regeln für Fate Core erwartet hat wird leider enttäuscht werden, aber ich finde, hier steht völlig zurecht das Setting im Vordergrund. Habe ich was zu meckern? Klar – theoretsich hätte man den Fokus etwas schärfer stellen können, ein bestimmtes Gebiet näher beleuchten können und dafür mehr Details herausholen können, aber um ehrlich zu sein – wer das braucht wird das selbst recherchieren können. Alles in allem ein nettes kleines Setting das mich direkt abholt. Klare Empfehlung für Fans von historischen Settings und dem Fate-System
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