Artemis Fowl

Ein Roman von Eoin Colfer

Der Goldschatz der Elfen und Feenwesen soll es sein, dachte sich Artemis Fowl und macht sich an den Plan, das Vorhaben auch ordentlich umzusetzen. Dazu braucht man natürlich erst einmal etwas ziemlich wichtiges: Wissen über diese Wesen. Und praktischerweise trägt jeder vom Erdvolk (so genannt, weil sie inzwischen unter der Erde wohnen, wo nicht alles von Menschen verpestet ist) ein Buch mit sich herum, in dem alles wichtige drin steht. Muss man also nur noch an ein entsprechendes Wesen kommen und ihm das Buch abjagen. Aber das ist ein leichtes für den Meisterverbrecher Artemis Fowl, der dafür zusammen mit seinem Diener Butler (dessen Familie den Fowls schon seit Jahrhunderten bei ihren verbrecherischen Machenschaften hilft) sogar bis nach Asien fliegt. Und dann gilt es natürlich noch das Buch zu übersetzen, aber auch das ist für den einfallsreichen Fowl schnell gemacht.
Und daher rechnet Alraune Holly Short nicht wirklich damit was sie trifft. Der Tag hatte sowieso schon mies angefangen, als ein Notfall rein kam und ihr Chef sie eigentlich lieber aus der Spezialeinheit wieder entfernt hätte, ihr aber mit diesem noch einen letzte Chance geben wollte. Ein blöder Troll hatte nämlich einen Weg nach oben gefunden und sich dran gemacht ein kleines italienisches Dörfchen in Angst und Schrecken zu versetzen. Und dafür wird ja nun mal jemand von der Aufklärungstruppe vorgeschickt. Nur gucken, hat es geheißen, aber nachdem dann doch Kinder in Gefahr waren, war eingreifen eben die bessere Alternative. Dumm nur, dass der Chef dann gemerkt hat, dass der letzte Aufladungszyklus für Magie etwas.. sagen wir hinausgezögert worden ist. Und daher wird Holly nach Irland geschickt um sich wieder mit Magie aufzuladen. Um dann unpraktischerweise auf Artemis Fowl zu treffen, der erfreut endlich eine der Unterirdischen gefangen nimmt um den Rest zu erpressen.
Doch das lässt der Leiter der Aufklärungseinheit nicht auf sich sitzen und macht sich höchst selbst auf den Weg die einzige Frau der Truppe vor dem gefährlichen Zwölfjährigen zu retten.

Hier haben wir einen Roman, der das Pech hatte relativ zeitgleich zum Harry Potter Wahn zu erscheinen und deshalb völlig zu unrecht ziemlich untergegangen ist. Die Zielgruppe des Buchs ist nämlich nur in gewissen Teilen mit Überschneidungen versehen, denn auch wenn der Antiheld der Geschichte zwölf Jahre alt ist, ist dieser Roman kein Kinderbuch im eigentlichen Sinn. Die Wahl eines Genies im Kinderalter, der für seine Familie einen Goldschatz ergaunern möchte ist nur einer der vielen Aspekte, mit denen der Autor eine aberwitzige Welt kreiert, die dennoch in sich sinnvoll zusammen hängt. Weitere Beispiele sind etwa jene Fee, von der Artemis das Buch bekommt, die dem Alkohol verfallen ist und daher eine billige Wahrsagerin in einem Hinterhof mimt, oder aber die Zwergenrasse, welche zwar wie in den meisten Geschichten unter der Erde Stollen graben, hier allerdings nicht mit Spitzhacke und Schäufelchen, sondern dank ausrenkbaren Kiefers direkt durch die Verdauung, welche dann natürlich auch auf der anderen Seite des Zwergen wieder hinausbefördert werden muss (und zu dessem Zweck Zwerge Hosen mit entsprechenden Poklappen tragen, die den Resterdausstoß beim Tunnelgraben vereinfachen). Man sieht also schon, an Absurditäten fehlt es diesem Buch bei weitem nicht und dennoch schafft es der Autor eine kohärente Geschichte zu erzählen mit spannenden Wendungen und Charakteren, die man auf die eine oder andere Art und Weise lieb gewinnen kann. Und selbst für Folgeromane (die auch erschienen sind) wird eine entsprechende Vorbereitung gelegt, da Artemis Vater schon vor Beginn der Handlung verschollen ist und eine verwirrte Mutter und den kriminellen Sohn alleine auf dem Familienstammsitz in Irland zurückgelassen hat.

Fazit
Wer gerne absurde Fantasyromane liest macht mit diesem Buch definitiv nichts falsch. Wer ein Kinderbuch für die Altersklasse der 10-13 jährigen sucht, ist hier allerdings nur in Ausnahmefällen richtig beraten, da das Verhalten des kindlichen Protagonisten eben eher selten kindlich ist (anders schaut es dann wieder bei den etwas älteren Kindern aus, aber auch da muss man das Merkwürdige in komödiantenhafter Form schon mögen).

1 Kommentar zu Artemis Fowl

  1. Ich hatte vor viele Jahren das Glück, während einer Vorlesungsreihe einer Dortmunder Buchhandlung, den Autor Eoin Colfer und einen Ausschnitt seines ersten Buches kennenzulernen. Es war damals schon eher ein Geheimtipp.

    Über viele weitere Bücher können wir einen “Wesley Crusher” in Colfers Welt erleben … uberintelligentes Kind eines Verbrecherkönigs, welcher eigentlich immer nur aus triftigen, nachvollziehbaren Gründen (Retten der Mutter aus magischem Delirium; Retten der Menscheit vor Übernahme durch abtrünniges Erdvolk; …) gewissermaßen kriminelle Energie an Toden Tag legt.

    Die Bewohner des Erdvolkes, (Elfen – haben so gar nichts mit Tolkien zu tun und ist auch gut so, sondern entsprechen eher “Pixies”, Wissenschaftliche Centauren, Gnome und sich durch Erde fressende Zwerge …) bilden die Geheime Welt und Colfers Setting ist sehr interessant.

    Nachdem der Leser Artemis bis zur Pubertät begleiten könnte würde ich auch gerne wissen, wie er sich denn als Erwachsener hält und mit dem Erdvolk interagiert.

    Ich erinnere mich gerne an die Bücher zurück – selbst die Hörbücher (englisch & deutsch) sind hörbar und bringen die Stimmung perfekt rüber. wer keine Zeit hat zum lesen … Einfach mal hören.

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