Maschinengeist

Ein Steampunk-Roman

Ein neuer Steampunk-Roman von Feder & Schwert, ein neuer Autor. Oder in diesem Fall eine Autorin, Chris Schlicht, die mit Maschinengeist ihren Erstling präsentiert. Mittlerweile scheint die Steampunk-Reihe ein guter Ort zu sein um neue Autoren kennenzulernen die sonst völlig an mir vorbeigehen würden (Was zugegebenermaßen auch daran liegt das ich keine Fantasy mehr lese…), deshalb bin ich mittlerweile auf Erstlinge aus dem Mannheimer Haus durchaus gespannt.

Optisch gibt es eigentlich gar nicht mehr viel zu sagen – das Cover von Maschinengeist zeigt Zahnräder, Häuser, Ratten – und den Rahmen der früher jede Seite der Regelbücher zu Vampire: the Masquerade geziert hat. Layout, Schriftwahl, alles entspricht dem Standard den man von Feder & Schwert gewohnt ist, ich finde es immer schwerer dazu noch was zu sagen. Lassen wir die Optik also Optik sein, und wenden uns dem Buch zu.

Man schreibt das Jahr 1899, und Wiesbaden ist nicht nur mit Frankfurt verschmolzen, sondern auch ein Industriezentrum des Deutschen Reiches geworden, geradezu eine Industriehölle wie man es sonst nur aus den Alpträumen Londons kennt, und in der dank Massenarbeitslosigkeit und Rohstoffmangel das Leben der Menschen aus der Arbeiterschicht nichts wert ist. In diesen Moloch lebt und arbeitet Peter Langendorf, ein ehemaliger Polizist der wegen ärger mit einem Vorgesetzten jetzt als Privatermittler tätig ist. Er hält sich zunächst mit kleineren Aufgaben – und der Miete für einige Wohnungen in dem Haus seiner Eltern – über Wasser, als innerhalb kürzester Zeit gleich drei seltsame Aufträge an ihn herangetragen werden. Zunächst möchte Baron von Wallenfels, ein Industrieller dem nachgesagt wird der mächtigste Mann des Reiches zu sein – und der mehr Dreck am Stecken hat als zwei beliebige Gangsterbosse – das Langendorf herausfindet wer hinter der technikfeindlichen Sekte steckt die sein neues Geheimprojekt sabotieren will. Dann ist da die Tochter des Barons, die scheinbar weiß wer hinter der Sekte steckt, und die möchte das Langendorf diesen beschützt – und verhindert das sie mit dem korrupten und gewalttätigen Polizeichef von Wiesbaden verheiratet wird. Als letztes heuert ihn der Künster de Cassard an, damit er dessen verlorene Halbschwester ausfindig macht, die scheinbar in die Fänge eines finsteren und brutalen Mädchenhändlers geraten ist. Zu allem Überfluss sucht Peters Bruder Paul, ein Architekt, bei ihm Unterschlupf, nachdem ein Skandal um eine Baustelle ihm die Stelle gekostet hat, und mutierte Riesenratten machen die schlechteren Viertel von Wiesbaden noch unsicherer. Nach und nach kristallisiert sich aber heraus das es zwischen allen fünf Situationen Zusammenhänge gibt, Zusammenhänge die auf ein schreckliches Geheimnis hinweisen.

Fazit:
Normalerweise muss man bei Steampunk aus deutschen Landen eher von „Steambiedermeier“ reden, mit verklärter Sissi-Romantik und hübschen Zahnrädern. Das ist glücklicherweise bei Maschinengeist nicht der Fall – hier hat die neue Technik eindeutig auch die Gesellschaft geprägt, und das nicht alleine zum Guten. Mir fehlt zwar immer noch der „Punk“-Einschlag, das rebellische, aber zumindest verklärte Romantik sucht man hier vergebens, das hier gezeichnete Bild von Wiesbaden ist dreckig, gemein und grausam. Die ersten Kapitel sind etwas zäh, wer es aber über die ersten fünfzig Seiten hinausschafft wird mit einem spannenden und fesselnden Dampfkrimi belohnt. Ein gelungener Erstling, und man darf gespannt sein war Frau Schlicht uns in Zukunft präsentiert.

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