Die Ruinen von Zaaryx
Einsamer Wolf 9
Wie bereits in den Vorgängerabenteuern macht sich der letzte Kai Lord auch in diesem band auf die Suche nach einem der „Weisheitssteine). Dies wird auch im folgenden Band X noch das dominierende Thema für den Lone Wolf sein. Wie auchschon im Vorgängerband wird unser Held komfortabel per Luftfahrzeug an seinen Einsatzort verschifft. In der mittlerweile von den schwarzen Horden kriegerisch unsichergemachten Republik von Anari, genauer in Tahou soll sich der Stein in den „Ruinen von Zaaryx finden. Damit ist auch – um nicht zu viel zu sagen – das wesentliche über das Abenteuer gesagt. Der Spieler bewegt sich durch die kriegsgebeutelte Republik, entdeckt die Ruinen und wird Zeuge eines Kriegsgetümmels werden. Damit ist der Band im wesentlichen so aufgebaut wie die meisten der anderen Bände. Das Entdecken Welt und Planen einer Reiseroute macht neben Kämpfen den Hauptinhalt aus.
Was nach wenig Abwechslung klingt ist erstaunlich kreativ gestaltet. Der Band überzeugt – wieder einmal – durch die relativ große Freiheit die das Buch dem Spieler gibt. Es können wirklich Alternativorte besichtigt werden, findet sich einiges am Wegesrand und selbst kämpferisch bietet das Buch für ein reines Spielbuch viel Abwechslung. Das leistet der Band neben der geschickt und ausserordentlich gut vernetzten Abschnittstruktur vor allen Dingen durch das intensive Nutzen der Fertigkeiten. Diese bieten nicht nur häufig Zusatzinformationen oder Abkürzungen, sondern geben auch Vorteile im Kampf. Dadurch wird zwar kein ‚echtes‘ Rollenspiel erreicht, die Auswahl der Fertigkeiten ist aber deutlich spürbar und führt – wenn auch nicht zu ganz anderen Wegen – zu anderen Hindernissen oder Erleichterungen. Überhaupt ist die Freheit des Bandes natürlich eine relative. Auch wenn es Alternativwege gibt, führen diese doch am Ende alle nach Rom bzw. Tahou. Dever schafft es jedoch die Wege so gut zu leiten, das die Zusammenführungen meist organisch wirken und der Spieler zumindest einige Absätze seine Alternativentscheidung geniessen kann. Nett ist auch, dass es kleinere gut entworfene Zahlenrätsel gibt die nicht nötig sind um das Abenteuer abzuschliessen, aber den Weg erleichtern. Hinzu tritt, dass sich häufig Gegenstände finden lassen die später im Spiel genutzt werden können. So wird das Spielerlebnis abwechslungsreich und wirkt das Spiel ‚realistisch‘, da sich das Buch an frühere Entscheidungen ‚erinnert‘. Damit ist auch dieser Einsame Wolf-Band kein Vergleich zu den meisten anderen Spielbuchreihen. Freilich haben auch die Ruinen ihre toten Enden und das manchmal ausserordentlich platt (so wird man einen tödlichen Unfall haben wenn man einen Weg geht der ‚ungewollt‘ ist, das geschieht aber nicht allzu oft und ist in dem Fall zumindest etwas absehbar bzw. plausibel). Auch finden man wenige Situationen in denen man sich ohne jegliche Kenntnis für verschiedene Wege entscheiden soll. Mittels der Karte, Fertigkeiten oder Hinweisen im Text können die Wege abgeschätzt werden und irrt man nicht planlos durch ein Abschnittlabyrinth. Zur Not greift auch der gut eingebaute NPC Banedon ein, ohne zu bevormunden.
Für das Bonusabenteuer gilt diese geschickte Struktur nur bedingt. Die 100 Absätze (im Vergleich zu den 350 Absätzen des Hauptteils) sind häufig Einbahnstrassen und bieten wenig Platz für Alternativwege. Stattdessen gabelt sich der Weg fast ausschließlich über gelungene/misslungene Proben (übrigens ausnahmsweise mit Unterwürfeln) sowie die „Klasse“ des Charakters. Diesmal schlüpft der Spieler nämlich in die Haut eines Schurken, der sich zwischen „Einbrecher“, „Taschendieb“ und „Schlossknacker“ entscheiden muss. Auch wenn der Weg verhältnismäßig geradlinig ist, gibt es heirdurch drei variierende Pfade und fällt die Charaktererschaffung – der Länge angemessen – sehr kurz aus. Damit ist das Bonusabenteuer zwar deutlich schlechter als der Hauptteil, gehört aber zu den besseren und klareren Bonusabenteuern. Auch wenn ich mir wünschen würde das man die zusätzlichen Seiten für experimentellere Kurzabenteuer nutzen würde, bleibt es eine nette Dreingabe.
Eine Empfehlung für diesen einen Band ist dennoch schwer zu geben. Wie jeder Band der Reihe sind „Die Ruinen von Zaaryx“ ein wirklich gutes Spielbuch. Dennoch sollte man mit Band IX nicht anfangen, da der einsame Wolf nur als Reihe sein Potential entfaltet. Ich wäre überhaupt skeptisch ob man mit einem unerfahrenen Kai-Lord überhaupt lebendig durch das Buch kommen kann. Wer nun aber bereits 8 Bände durchgespielt hat wird kaum noch eine Empfehlung für den 9ten Band brauchen, sondern zugreifen.
Wer noch kein Kai Lord ist, sich aber für Spielbücher interessiert sollte sich einen Blick in den ersten Band gönnen und zuversichtlich sein, dass die Qualität gehalten – wenn nicht gar gesteigert wird. Wen die Aussicht auf mittlerweile 10 erhältliche Bände preislich abschreckt sei hingegen ein Blick auf die Legenden von Harkuna empfohlen.
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