Straßenlegenden
Eine NSC-Sammlung für Shadowrun
Ich muß zugeben, als ich zum ersten mal von diesem Buch hörte war ich skeptisch. Ein Hardcover mit mehr als 200 Seiten in dem sich nur irgendwelche NSCs befinden? Klang für mich erstmal nach Gruppenmasturbation der Settingautoren. Ich meine, wofür braucht der „normale“ Spielleiter die Werte von irgendwelchen Plotcharaktern? Brauche ich wirklich für meine Spielrunde die Stats von den fiktiven Schreibern von Jackpoint? Ich hatte eigentlich für mich schon „nein“ gesagt als mir dieses Buch vorgelegt wurde. Nach der Lektüre… aber lest selbst.
Straßenlegenden ist – wie schon der Almanach der Sechsten Welt ein Hardcover mit rotem Einband, der 207 Seiten umfaßt. Ebenfalls wie der Almanach ist dieser Band komplett in Farbe gedruckt, allerdings nicht auf Hochglanzpapier, sondern auf dem normalen schweren Papier das Pegasus für die anderen Quellenbücher auch verwendet. Natürlich darf auch bei diesem Band das Lesebändchen nicht fehlen.
Ich fange mit etwas an, das mir persönlich sehr negativ aufgefallen ist – die Menge an „Kurzgeschichten“. Insgesamt sind von diesen Stimmungstexten acht Stück im Buch enthalten, insgesamt 17 Seiten. Wenn ich eine Kurzgeschichtensammlung möchte werde ich mir eine kaufen – das hier sollte eigentlich ein spielrelevantes Quellenbuch sein!
„Also spielrelevant. Wie spielrelevant ist denn nun dieses Buch, Mr. Teddy?“ Die Charaktere, die in Straßenlegenden vorgestellt werden teilt dieses Buch in drei grobe Kategorien ein: Runner, Schieber & Johnsons und Andere – wobei diese Unterteilung weder in der Inhaltsangabe steht, noch durch Geschichten sinnvoll getrennt wird, sondern nur durch den Seitenrand offensichtlich wird. Den längsten Abschnitt machen dabei die Runner aus. Hier werden eine Reihe von Leuten vorgestellt, die man aus dem „Shadowtalk“ anderer Quellenbücher kennt, ebenso auch ein paar Namen aus vergangenen Editionen (Talon dürfte dem einen oder anderen noch einen Begriff sein). Hier findet sich auch eine Beschreibung „aus deutschen Landen“ mit den drei Köpfen von Kommando Konwacht (Die mir jetzt noch unsympathischer sind als vorher).
Erstaunlicherweise ist der Abschnitt über Schieber und Johnsons der kürzeste im Buch, da hätte ich mir mehr erhofft. Hier ist allerdings auch der einzige Spielercharakter der Entwickler dabei, der Orkdecker Bull der mittlerweile als Schieber agiert. Ansonsten findet sich hier außer Hans Brackhaus (Der vielleicht oder vielleicht auch nicht Lofwyr ist) nichts sonderlich spektakuläres. Der dritte Abschnitt enthält dann lauter Seltsamkeiten von denen die meisten Spielercharaktere niemals auch nur einem begegnen dürften: Hier finden wir Lofwyr, Hestaby (Die rein persönlich gesehen dem Goldwyrm aus Essen schon überlegen ist), Lugh Surehand, Dadja Daviar… und Richard Villiers und Miles Lanier. Und alle mit Werten.
Fazit:
Ein endgültiges Fazit fällt mir bei diesem Buch schwer. Es ergänzt das „Wo“ des Almanach sehr gut um ein „Wer“, und dadurch das jeder Charakter im Buch mit Werten versehen ist fällt es leicht diese Persönlichkeiten im Spiel einzusetzen oder unter anderem Namen vergleichbare NSCs einzusetzen. Anderseits – brauche ich wirklich die Werte von Hestaby? Oder von Bull dem Orkdecker? Das ist eine Frage die jeder Spielleiter für sich entscheiden muss – als Sammlung von Plot-NSCs ist das Buch sehr gelungen und hilft zusammen mit dem Alamanch ein Gefühl für die Historie des Settings zu entwickeln, aber als Sammlung von Charakteren zum Loslegen und in eigenen Runden einsetzen hinterlässt es einen gewissen Beigeschmack. Als langjähriger Fan des Settings war es zumindest eine interessante Lektüre, ob ich es einsetzen werde wage ich zu bezweifeln.
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