Rollenspielen. Auf einer Burg. Nummer Drei. Was ist denn ein LARP?

So langsam werden diese Nachberichte zu einer Tradition. Schließlich war ich jetzt nach 2017 und 2018 zum dritten Mal auf der Burg Hessenstein um am Sommertreffen des Tanelorn-Forums teilzunehmen und mit anderen völlig normalen Menschen ein entspanntes Rollenspielwochenende zu verbringen. Nette Menschen, interessante Rollenspiele die ich wahrscheinlich sonst nicht spielen würde. Das Tanelorn hat als Forum bisweilen einen… merkwürdigen Ruf, aber die Sommertreffen sind jedes Mal ein Erlebnis für sich.

Angefahren bin ich dieses Mal mit „Don“ Kamillo, den einige unserer Leser als den freundlichen Grizzly am Stand von Q-Workshop auf der SPIEL kennengelernt haben könnten. Er hat mich am Donnerstag Nachmittag in Dortmund eingesammelt, und wir sind dann über Musik philosophierend gen Hessen gezogen. Wie üblich war der Donnerstag dem Grillen und dem Socializing vorbehalten, und wie immer konnte ich neue Leute kennen lernen und alte Freunde begrüßen. Ich brauche diese Akklimatisierungsphase um den Alltagstrott hinter mich zu lassen, und ich vermute mal, da bin ich nicht der Einzige. Zwei Dinge haben mich überrascht: zum einen wurde die Zufahrt zur Burg wohl endlich in Ordnung gebracht, so das man nicht wieder Kleinwagen aus Schlaglöcher herausholen musste – wir dachten zuerst, wir hätten uns verfahren – zum anderen fand Abends schon die erste Rollenspielrunde statt, Uli Lindner hat wohl Star Trek Adventures geleitet. Und Abends Morgens gegen Drei habe ich dann mein Bett im von mir als „Bärenhöhle“ bezeichneten Zimmer aufgesucht.

Was im Laufe des Wochenendes zu einer Gewohnheit wurde war das am Freitag Morgen meine innere Uhr mich trotz der späten Nachtruhe um kurz nach Sieben rausgeholt hat. Nach dem Frühstück wurden mir dann die Augen verbunden und zu einem geheimen Ort verschleppt. Der Admin des Tanelorns, im Netz als Boba Fett bekannt, tritt zu Jahresende zurück und übergibt die Führung des Forums an einen neu gegründeten Verein – und bei dessen Gründungsveranstaltung war ich entsprechend anwesend. Nach dem Mittagessen ging es dann zur ersten Spielrunde, das Blind Date. Wie schon im letzten Jahr haben dabei die anwesenden Spieler den Spielleitern zugelost, ohne im Vorfeld zu wissen was denn geboten werden würde. Sehr zu meiner Freude hatte ich dann das Vergnügen bei The Expanse dabei zu sein, mit dem offiziellen Regelsystem auf Basis des AGE-Systems von Green Ronin. Ob ich das AGE-System mag kann ich immer noch nicht sagen, ich hatte aber mit dieser Runde viel Spaß, zumal mir auch die Romane gefallen die in dieser Welt angesiedelt sind. Abends gab es dann eine RUnde Warhammer FRP 4th Edition mit alten und neuen Freunden. Leider bescherten mir die Würfel keinen Rattenfänger mit kleinem aber bissigen Hund, aber meine Hexe war auch so sehr spaßig, vor allem mit ihrem kleinen Bruder, dem Flagellanten in der Runde. Auch am Freitag kam ich erst sehr spät in den Genuss meines Bettes, zumal ich mich nicht mehr erinnern kann ob es Donnerstag oder Freitag war als ich mit einigen anderen völlig übermüdet das Schummelabenteuer mitgespielt habe und mehrfach versucht haben den Plot unseres „Spielbuchs“ aus der Bahn zu werfen.

Am Samstag hat meine innere Uhr mich dann um kurz nach Sechs hochschrecken lassen – schließlich müssen die Katzen ja gefüttert werden! Als mir mein Irrtum klar wurde war ich schon so wach das ich nicht mehr in der Lage war einzuschlafen, und ich habe dann langsam die Burg durchstreift, da man irgendwie immer auf andere semi-wachen Menschen trifft. Am späten Morgen gab es dann das „T-Bay“, eine Versteigerung zugunsten der Serverkasse des Forums. Ich habe nicht alles bekommen was mir im Vorfeld aufgefallen ist – die Box-Edition von Lamentations of the Flame Princess wäre schon ganz nett gewesen, aber ich bin mit der Beute nicht unzufrieden. Danach ging es weiter mit einer Runde Masks, einem Superheldenrollenspiel mit jugendlichen Helden auf Basis von PbtA. PbtA war dann auch das Stichwort für die letzte Runde nach dem Abendessen, die Einzige bei der ich dieses Mal als Spielleiter zu Diensten war. Wie Langzeitleser vermutlich wissen ist KULT lange lange Zeit eines meiner drei Lieblingsrollenspiele, und für mich war diese Runde die Gelegenheit die neue Version, KULT: Divinity Lost mal am Spieltisch anzuspielen, und ich kann euch sagen, es ist ein großartiges Spiel geworden. Das scheinen meine Spieler auch gedacht zu haben, auch wenn alle bis auf einen auf blutige Weise umgekommen sind.

Der Sonntag kam dann viel zu schnell, und so hieß es dann auch Abschied nehmen. Ich muss gestehen, zu diesem Zeitpunkt war dann mein Schlafdefizit auch so weit angestiegen das ich auf dem Rückweg in Kamillos Auto eingeschlafen bin. Als Fazit kann ich meine Aussage vom letzten Jahr wiederholen: „Ich kann das Sommertreffen des Tanelorns nur empfehlen. Wer also eine gemütliche Con mal erleben möchte, welche sich eben nicht nach einer Con anfühlt, sondern wirklich eher nach einem Community-Event, der ist hier völlig richtig. Es empfiehlt sich, sich rechtzeitig um die Planung der Rollenspielrunden zu kümmern, wobei sich da auch immer wieder spontan was finden lässt.“ Ich bin bereits schon bei meiner Planung für das nächste Sommertreffen, da ich versprochen habe eines der Sachen zu leiten die ich dieses Mal ersteigert habe…