Phileassonsaga 3: Die Wölfin
Ein Roman von Robert Corvus und Bernhard Hennen
Das Abenteuer im Himmelsturm ist zumindest für die meisten von Phileassons Mannschaft halbwegs glücklich ausgegangen und nun ist man auf dem Weg nach Riva um dort auf die nächste Aufgabe zu warten, welche von der Traviageweihten kommen soll. Doch schon die Ankunft in Riva ist mit Hindernissen verbunden. Denn eine Seuche ist unter den Nivesen aufgetreten, die im Umland von Riva den Winter verbracht haben und man versucht nun alles um diese nicht auch in der Stadt zu haben. Somit werden sowohl alle Besatzungsmitglieder auf dem Schiff untersucht, als auch verhindert, dass die reiche Beute in Form von Gletscherwürmern und der Eissegler aus dem Himmelsturm in die Stadt gebracht werden kann um dort dann auf der Warenschau verkauft zu werden. Doch die Seuche hält nicht nur den Verkauf auf, denn Crottet, der Nivese, welche die Gruppe sicher über das Packeis gebracht hat und Teil der Mannschaft ist, fürchtet um seine Familie, und als dann die nächste Aufgabe erteilt wird ist klar, dass sich Phileasson eben dieser Seuche widmen muss um die dritte der zwölf Aufgaben zu erfüllen. Doch als sie beim Lager von Crottets Sippe ankommen, müssen sie entsetzt feststellen, dass schon viele Nivesen an der Seuche verstorben sind und weitere krank darnieder liegen. Und, dass diese Krankheit nicht einfach eine Krankheit ist, sondern weit größere Kreise zieht.
Und was mit Beorns Gruppe geschah? Diese wurde durch die überstürzte Flucht im Himmelsturm den dortigen Bewohnern überlassen, deren Führerin nun eine Gelegenheit wittert eine Rolle in diesem Spiel zu spielen – doch wird Beorn einfach seine Überzeugung über Bord werfen und seine Mannschaft opfern oder finden sie einen anderen Weg aus dieser Hölle unter dem Eis?
Die dritte Aufgabe, also zumindest zum Teil die Rettung der Nivesen vor der Krankheit, ist im Rollenspiel selbst je nach Spielleiter relativ zäh und eventuell auch langweilig. Praktischerweise – oder eben weil es im Spiel ebenso war – halten sich die Autoren hier relativ kurz auf und legen wesentlich mehr Wert auf die Ereignisse in Riva, der Reise nach der Krankheit zum nächsten Zielpunkt und natürlich auch auf Beorns Schicksal, welches der normale Spieler der Kampagne hier gar nicht mehr zu Gesicht bekommt. Gerade dieser Punkt dürfte für viele Leser äußerst interessant sein, die sich schon immer gefragt haben, wie denn die spätere Entwicklung von Beorn überhaupt zustande kam. Man sieht auch schön wie der vorher verstorbene Spielercharakter durch einen neuen Charakter ersetzt wird, der dann seinerseits mehr in den Fokus der Geschichte rücken darf (ein Praiosgeweihter, welcher im Turm für zwei Jahre gefangen war und von Phileasson gerettet wurde). Ebenso wird zum Ende dieses Bandes ein Teil der Mannschaft ausgetauscht, was vermutlich ebenso ein Spielercharakterwechsel, bzw ein Vorausbauen für eventuelle Todesfälle ist.
In diesem Band wird auch ein zentrales Problem der Kampagne relativ deutlich: Phileasson ist der Kapitän und daher schon die Person, die letztlich die Entscheidung trifft. Zwar werden sich die Belange der anderen angehört, aber vorne ist immer dieser Charakter. Das funktioniert in einem Roman ganz wunderbar – in einem Abenteuer aber nicht so wirklich – wobei in der Geschichte schon sehr gut zu erkennen ist, dass versucht wurde, dieses Problem auf ein Minimum zu reduzieren – und auch hier kann man sich gut etwas abschauen.
Die Geschichte selbst ist wie immer spannend erzählt, wobei man hier dazuschreiben muss, dass es deutliche Sprünge in der Erzählung gibt. So ist man in einem Absatz noch mitten in der Wildnis und im nächsten dann plötzlich in einer Handlung innerhalb einer Stadt. Das liegt vermutlich sowohl daran, dass die dazwischen liegenden Ereignisse eher langweilig sind, als auch dass diese vermutlich gar nicht beim Vorbild dieser Geschichte ausgespielt wurden. Für den Leser ist es aber doch etwas befremdlich und man fragt sich ob man etwas übersehen hat.
Als Anfangsgeschichte und Intro ist dieses Mal die Geschichte um den namensgebenden Charakter des Buches gewählt worden, deren Hintergrund so von Spielern der Kampagne wohl auch nie wahrgenommen werden wird, aber spannend zu lesen ist.
Für Kenner der Kampagne: Das Buch deckt die Geschichte von Riva bis Festum kurz vor der Bekanntgabe der neuen und vierten Aufgabe ab.
Fazit:
Wer die ersten beiden Bände gerne gelesen hat wird mit diesem Band nichts falsch machen. Auch kann man hier als Spielleiter wieder jede Menge Anregungen aus der Geschichte ziehen, wenn man selber das Abenteuer (oder etwas vergleichbares wenn es um die Führung und Einbindung von Charakteren geht) leitet. Neueinsteiger in diese Buchreihe sollten jedoch zum ersten Teil greifen, da doch viel von dem was davor passierte vorausgesetzt wird (wobei schon immer nochmal kurz geschrieben ist was war – ausführlich ist das aber natürlich nicht, man will den Lesern ja nichts zweimal sagen, sondern nur nochmal einen kurzen Schubs geben). Und natürlich gilt weiterhin: Auf keinen Fall lesen, wenn man das selbst noch spielen möchte! Gerade bestimmte Ereignisse mit Beorn kommen im selber spielen erst sehr, sehr viel später heraus.
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