Hammer of the North – Die Söhne des Wanderers

Eine Romanrezension von Infernal Teddy

Wie den meisten meiner Leser wahrscheinlich auch war mir Harry Harrison bisher eigentlich nur als Science Fiction-Autor bekannt, als Schöpfer der Geschichten um Die Stahlratte, oder als Autor von Make Room, Make Room – auf deutsch besser bekannt unter dem Titel der Verfilmung, Soylent Green. Aber es stellt sich heraus, das Harrison in den Neunzigern außerdem noch mit John Holm (Dem Pseudonym des bekannten Tolkien-Experten Tom Shippey) zusammen eine Trilogie von fast historischen Romanen um England zu Zeiten der Wikinger geschrieben hat. Wie ich das erfahren habe? Nun, der Mantikore Verlag hat uns den ersten Teil dieser Reihe, The Hammer and the Cross, unter dem deutschen Titel Hammer of the North – Die Söhne des Wanderers zugeschickt.

Hammer of the North liegt uns als Taschenbuchfassung vor, wobei es mit fast 600 Seiten ein ziemlicher Brocken ist – hier hätte eine etwas kleinere Schriftgröße die Seitenzahl deutlich reduzieren können. Der Umschlag ist in grauen und bläulichen Tönen gehalten, neben dem Titel gibt es nur geschnitztes Schnörkelwerk im Stil der Nordmänner zu sehen. Die Übersetzung ist gelungen, nur ab und an stolpert man über den einen oder den anderen holprigen Satz oder Flüchtigkeitsfehler des Lektorats. Diese stören den Lesefluss aber kaum bis gar nicht.

Die Geschichte von Hammer of the North beginnt mit einem Wikingerüberfall auf die englische Nordküste im Jahre 865. Der Überfall misslingt, und Ragnar, der Anführer der Nordmänner, wird auf Geheiß des hiesigen Königs auf grausame weise getötet, angestiftet durch Männer der Kirche. Die Hinrichtung soll als Abschreckung dienen, doch sie verfehlt ihren Zweck – dadurch werden die Söhne des Ermordeten nur dazu angestachelt, Rache zu üben. Sie fallen wie ein Rudel Wölfe in England ein, verwüsten alles, und üben blutige Vergeltung. Wulfgar, der Gefolgsmann des Königs Ella auf dessem Land Ragnar gefangengenommen wurde, wird verstümmelt und entmannt zurückgelassen, als Warnung, während die Nordmänner Richtung York weiterziehen. Auf ihrem Zug nehmen sie natürlich auch gefangene, unter anderem der junge Shef. Shef ist ein Halbblut, dessen Mutter es einst gelang, der Gefangenschaft der Nordmänner zu entkommen, und zu ihrem Mann zurückzukehren – den schon genannten Wulfgar. Dieser hat Shef bisher wie einen Sklaven gehalten, doch es gelingt diesem, sich einen gewissen Respekt zu erkämpfen, vor allem dadurch das sein leiblicher Vater mit dem Heer der Nordmänner zieht. Als Shef in einem Kampf König Ella zur Hilfe eilt, im Versuche eine Frau zu retten die er liebt, scheint es um ihn zu geschehen. Doch dann geschieht ein Wunder – die Priester der nordischen Götter sprechen sich für ihn aus. Er wird verschont, er verliert allerdings ein Auge. Er schließt sich dem Heerzug der Nordmänner an, und steigt immer weiter in Macht und Ansehen innerhalb des Heeres auf – fast scheint es, als würde Odin selbst über ihn wachen. Dann kommt es zum Kampf um York, und mit dessen Ende zum Zerwürfnis unter den Nordmännern. Fast scheint es, als wäre der Raubzug – und damit Shef – am Ende…

Fazit:
Wenn ich Hammer of the North als Maßstab anlege hätte Harrison ruhig mehr historische Romane schreiben sollen. Naja, pseudohistorische. So einige der Roman auftauchenden Elemente sind eher als anachronistisch zu bezeichnen, wie die Priester „des Weges“, welche versuchen, eine Art Gegenbewegung aus dem Norden zum Christentum zu werden. Aber das sind Elemente, welche die Geschichte unterstützen, und wenn man sich die Entwicklungsgeschichte des Christentums in Europa anschaut ist der Weg ein spannendes „What if“. Was bleibt also zu sagen? Hammer of the North ist eine spannende Geschichte, auf deren Fortsetzung ich schon sehr gespannt bin – und das sage ich als jemand, der sich für diese Epoche überhaupt nicht interessiert.

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