The Walking Dead Band 11: Jäger und Gejagte

The Walking Dead Band 11

In dem elften Band ist die Gruppe rund um Rick wieder auf der Straße unterwegs. Aber: Im Grunde wechselt der Fokus jetzt ganz klar, was das zerbrechen der einzelnen Individuen anbelangt. Mit einem Mal sind nämlich nicht mehr die Erwachsenen direkt mit ihren jeweiligen Entscheidungen die Personen, auf die es ankommt, viel mehr wird ein Chaos an Verhaltensweisen mittlerweile offenbar, dass die Verrohung der Kinder anbelangt. Da bis auf Carl niemand mehr leibliche Eltern hat sind die übrig gebliebenen vom Rest der Gruppe adoptiert worden und arbeiten jetzt mit ihrer jeweiligen Trauerbewältigung auf ihre Weise. Das Problem dabei ist nur, dass bestimmte Traumata dermaßen lange unbeobachtet worden sind, dass einer der Zwillinge seinen Bruder umbringt und die gesamte Gruppe eher Ratlos darsteht und sich fragt, was sie mit diesem Ballast anstellen sollen. Natürlich wird die direkte Lösung von einem einzelnen Individuum ergriffen, aber es bleibt bis zum Ende des Bandes unklar, wer hier der heimliche Richter war.
Unabhängig davon (aber gerade trotzdem von dem Thema des Kindes als unschuldiges Wesen irgendwie getragen) kommt ein zweiter Storyverlauf hinzu, indem ein einsamer Pfarrer eingeführt wird, der zwar der Gruppe Schutz in seiner Kirche gewähren kann, dafür aber einen neuen Horror eröffnet.

Ich brauche nicht unbedingt zu erwähnen, dass die ganze Geschichte dieser Serie sich gerade um moralischen Verfall im Überlebenskampf dreht, oder? Letzten Endes hat dieser Band das, was Nietzsche einst mit dem Satz „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.“ gemeint hat, als leitendes Element aufgenommen, weil hier ein bestimmter Moment der Reflexion den einzelnen Figuren gelassen wird. Zwar in gewisser Weise dann doch auf plakative Art, indem der Gruppe die Figur geraubt wird, die noch so etwas ähnliches wie einen weichen Kern aufrecht erhalten hat, aber dennoch: Für den weiteren Verlauf dürfte jetzt eher eine noch beschleunigte Abwärtsspirale der Handlungsmaximen bleiben. Oder anders ausgedrückt: Ich erwarte deutlich mehr moralischen Verfall in der ganzen Gruppe, wo sich bereits seit langem ein gewisses Basis-Maß an Gewaltbereitschaft mehr und mehr breitgemacht hat.

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