Ein Magier auf Abwegen – Teil 5

Krämerladen

„Und schon rennst du wieder los.“ Das Mädchen verdrehte genervt die Augen, schlenderte aber neben mir her. „Wenn du durchs Stadttor gegangen bist, solltest du den nächsten Krämer aufsuchen, Dummkopf.“ Grinste sie mich dann mit großen Augen an.
„Und warum sollte ich das wohl tun, hmm?“ fragte ich sie beiläufig und hoffte innerlich, dass ich damit nicht mehr Aufmerksamkeit auf mich lenkte als gut wäre.
„Vielleicht weil du dir damit viel Sucharbeit ersparst. Aber ich finde es auch lustig, wenn du so durch die Stadt läufst. Also, Tata.“ Damit verschwand das Mädchen und lies mich auf den Straßen allein zurück.
„Hmpf.“
Ich trat gegen einen vor mir liegenden Stein und sah mich halbwegs gezwungener Maßen nach einem Krämer um. Wobei… Bevor ich auch nur annähernd alle Häuser abgesucht hatte, suchte ich mir lieber einen der hier herumlaufenden Bewohner und fragte den.
Einige wenige Leute liefen hier auf der Straße, ein kleiner Junge, der mit seiner Schwester mit einem Holzreifen spielte, eine ältere Frau mit einem Korb voller Brot und ein Bettler waren zu sehen.
Ich wählte die Frau und trat die paar Schritte die mich von ihr trennten auf sie zu. Hoffentlich gab sie eine vernünftige Antwort… noch mehr von solchen Leuten konnte ich heute echt nicht gebrauchen. Dann musste ich anfangen eine Liste zu machen.
Die alte Frau schaute überrascht auf, als ich ihr entgegen trat, senkte sofort den Blick und fragte mit brüchiger Stimme. „Ja, Herr?“
„Ich suche den Weg zum nächsten Krämer… ihr wisst sicherlich wo ich ihn finden kann, nicht war?“ fragte ich sie mit höflicher Stimme, der jedoch ein leicht drohender Unterton beigemengt war – der heutige Tag hatte einfach nicht gut angefangen.
„Jj..jaaa, ja Herrm,“ antwortete die alte Frau verschüchtert, drehte sich dann um und deutete die Straße hinunter. „Bei der nächsten Kreuzung müsst ihr euch links wenden. Auf der linken seite ist ein großes Haus, Melichiors Allerlei, der nächste und einer der größten Krämer in der Stadt.“ Sie verneigte sich mehrfach beim Sprechen.
„Danke,“ erwiderte ich ohne eine Spur von Lächeln und wendete mich ab in die gewiesene Richtung. Na hoffentlich hilft das auch.
Der Wegbeschreibung folgend gelangte ich zu einem zweistöckigen Fachwerkhaus, an dem groß ein Schild den Namen bestätigte. Die Tür war zwar geschlossen, aber in den großen Fenstern konnte ich allerlei Bedarf sehen. Im Inneren waren hohe Regale mit Kleidung, Schmuck, Haushaltsgegenständen und Anderem zu erkennen, zum Teile handelte es sich dabei eindeutig um Ramsch.
Da es ja noch früh am Tag war, aber auch wiederum nicht so früh wollte ich es erst mal auf die direkte Art versuchen und die Tür einfach öffnen.
Die Tür lies sich auch ohne Widerstand öffnen. „agt, dass die Rabenfedern und die Rabenschnäbel bis heute Abend am Friedhof sind.“ Tönte eine autoritäre Stimme mir entgegen. Und ja, dort stand die gesuchte Magierin, mit funkelnden Augen den Mann hinter dem Tresen musternd. Der ältere Herr lächelte aalglatt und schien ganz froh zu sein, dass das Interesse der Dame durch mein Eintreten kurzzeitig von ihm abgelenkt wurde.
Ich verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und schlendere ein paar Schritte auf sie zu um mich kurz vor ihr mit entsprechender Armbewegung leicht zu verbeugen. „Welch wunderbarer Zufall, dass ich euch so schnell gefunden habe. Ein recht grobschlächtiger Kerl meinte mich an euch verweisen zu müssen bezüglich gewisser Beitritte.“
Die Frau drehte sich dann langsam um, musterte dabei mein Siegel auf der Stirn. „Mit wem habe ich den das zweifelhafte Vergnügen?“ Fragte sie gelangweilt klingend. Der Krämer schien nach wie vor ganz froh über die Unterbrechung und entschwand in den hinteren Raum.
Wieder deutete ich eine leichte Verbeugung an. „Iribaan Van, aus Brabak und Fasar, wie eurer Blick mit Sicherheit schon bemerkt haben wird.“
„Amasa.“ Erwiderte sie schlicht, musterte mich noch einmal von oben bis unten. „Warte kurz.“ Kamm die Anweisung, ehe sie sich wieder dem Händler zu wandte, der jedoch nach wie vor im hinteren Zimmer verweilte. Daher sprach sie nun etwas lauter. „Ich erwarte alle Paraphernalia heute Abend am Friedhof. Das ist deine letzte Chance.“ Sagte sie kühl, wendete sich dann ab und deutete mir an, ihr zu folgen.
Ich folgte ihr ohne weitere Worte zu verlieren, mustere sie und den Laden aber nochmal genauestens.
Sie selbst trugt eine schlichte schwarze Robe, durchaus teurer Lein, aber nichts außergewöhnliches. Die Handschuhe verdeckten wohl das Siegel, ihr Stab war schlicht und aus Ebenholz. Die Züge um ihr Gesicht wirkten hart und tief eingegraben, sie schien selten zu lachen.
Der Laden hingegen war nichts besonderes, trotzdem groß und schien sehr viel in seinem Sortiment zu haben. Amasa schritt mit großen Schritten durch die Straßen und hielt auf das Villenviertel zu. Die meisten Leute wichen uns beiden aus, aber wohl eher Amasas wegen und nicht mir. Sie schien bekannt zu sein. Vor einem noch intakten Villenkomplex blieb sie stehen und deutete mir vor durch das Tor zu gehen. Sie selbst nickte kurz der Wache zu. „Irgendwas besonderes?“ „Herrin, ein Brief wurde gebracht und ein Bote von dem Herren Rhazzazor wartet auf im Haus auf euch.“ Amasa nickte, schien zufriedener. „Dann lassen wir ihn nicht warten.“ Damit schritt sie auf das Gebäude zu.
Ich hingegen trat wie geheißen durch das Tor hindurch, wunderte mich aber schon ein bisschen über ihre Wortlosigkeit auf dem Weg hierhin. Aber vielleicht mag sie keine anderen Leute.
Als sich das Tor hinter uns geschlossen und wir die große Villa betreten hatten, wo uns zwei jungen Herren in hauchdünner Kleidung nasse Tücher und Erfrischungen reichten, deutete Amasa in den Salon auf der linken Seite. „Bitte, setzt euch.“
Ich trat etwas grübelnd darüber wie schnell sich hier neue Heimstätten gefunden hatten, in den Salon und suchte nach einem angemessenen Sitzplatz.
„Ich muss kurz einige Gespräche führen, solange müsst ihr euch wohl doch noch gedulden,“ rief Amasa mir zu. „Wenn ihr irgendetwas benötigen…“ Sie schnippste kurz und ein gehetzter älterer Herr mit dem Wappen von Warunk auf der Brust trat in den Raum. „Er kann euch auch unterhalten.“ Sie schaute den Mann dabei herablassend und kalt an und verließ ohne auf Antwort zu warten den Raum. Der ältere Mann schaute mich zitternd an.
„Hmmm,“ ich blickte ihn ebenfalls abschätzig an – schließlich weiß man nie wer mal nach sieht wie ich ihn behandele – „ich hätte gerne ein Glas Wein. Und wenn ihr wieder hier seit könnt ihr mir ein bisschen was von der Stadt erzählen, aber wehe ihr langweilt mich…“
Der Herr verneigte sich tief und eilte los, brachte ein Kelch mit gekühltem Bosperanja, stellt ihn unter Verneigungen ab und zog sich etwas zurück. „Wa… was wünscht er denn zu erfahren? Es gibt viele Dinge die mir bekannt sind, Herr.“ Nuschelte er unsicher. Das dieser Mann normalerweise kein Diener war, fiel jedem Depp auf.
„Nunja… mich interessiert natürlich was hier passiert ist, seit eine einigen Wochen. Da wisst ihr doch bestimmt bestens drüber Bescheid, wenn ihr hier in diesem Haus wohnt. Muss ja einen Grund haben warum ihr noch hier seid, nicht wahr?“ fragte ich ihn und nippte an meinem Wein.
Der Herr nickt. „Ja, dies ist oder war mein Haus.“ Er schien kurz zu überlegen. „Die anwesenden Truppen werden zum Großteil nicht hier bleiben sondern weiter in den Norden ziehen.“ Sagte er unsicher.
„War das meine Frage? Hab ich mich nach deiner Vorstellung die Zukunft betreffend erkundigt? Lasst mich überlegen,“ Ich lies eine kleine Pause, „nein. Ich denke nicht. Mir war als hätte ich nach den vergangenen Ereignissen gefragt und so mal unter uns, wenn ihr es geschafft habt an dieses Haus hier zu gelangen, könnt ihr ja nicht ganz dämlich sein, oder?“
Man konnte deutlich im Gesicht des Mannes sehen, wie er mit seinem aufkeimendem Zorn rang, ehe er dann die Augen niederschlug und nickte. „Ja, Herr.“ Murmelte er dann leise.
„Gut. Dann fangt an, bevor die neue Besitzerin des Hauses wieder hier ist, da sie mit Sicherheit das Gespräch unterbrechen wird,“ antwortete ich ohne dem aufkeimenden Zorn Beachtung zu schenken.

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