Ein Magier auf Abwegen – Teil 2

Ankunft in Warunk

Einige Tage und etliche Übungsstunden mit dem Impersona später.
Die Straße machte eine Kehre um den Fluss herum und auf der anderen Seite taucht die Silhouette von Eslamsbrück auf. Die wenigen Häuser vor der Stadtmauer waren inzwischen zu reinen schwarz verkohlten Ruinen geworden. Der Fluss war noch immer über die Ufer getreten, wenngleich er auch ein wenig zurückgegangen war. Aber da die Straße Richtung Warunk weiter nach Süden führte war Eslamsbrück unwichtig.
Wieder einige Tage später…
Von Ferne war der riesige Molchenberg gegen den Horizont selbst bei leichtem Nebel zu erkennen. Die Stadt lag halb auf, halb neben dem großen Berg der von einer Kehre des Radrom eingerahmt wurde.
Schon vor einiger Zeit waren immer mal wieder Patrouillen auf der Straße erschienen, hatten mich mit meinem jeweils angelegten neuen Äußeren nicht sonderlich beachtet. Offensichtlich war es nicht ungewöhnlich, dass Magier – besonders meiner Gilde – hier in diesen Teil des Landes strebten. Für mich ein guter Test, dass die Verkleidung offensichtlich funktionierte.
Ich trieb mein Pferd zu einem schnelleren Trab an, da ich noch vor Einbruch der Dunkelheit hinter die Stadttore, falls sie so etwas noch oder wieder besaßen, gelangen wollte.
Die Unterstadt war im schwindenden Licht schon ein merkwürdiger Anblick. Die Häuser mussten noch vor wenigen Tagen selbst für ein Elendsviertel halbwegs ordentlich ausgesehen haben, wirkten jetzt aber fahl und leer. Die wenige Menschen auf der Straße verschwanden verschreckt sobald sie meiner Gewahr wurden und es war schon ein leicht erhebendes Gefühl alleine durch mein Auftreten Menschen in die dunkleren Gassen zu treiben.
Einige wenige Patrouillen trieben sich ebenfalls in diesem Viertel umher. Was sie hier suchten war unersichtlich, denn die Menschen wirkten nicht als würden sie demnächst den Aufstand proben wollen.
Es dauerte eine Weile bis ich mich halbwegs in der Unterstadt orientiert hatte – der Berg half mir halbwegs, da sich die Oberstadt ja auf eben diesem befand und ich bisher nur diese gesehen hatte.
Die Straße verbreiterte sich leicht in Richtung eines Tores und obwohl rechts davon ein recht großes Loch in der Mauer klaffte, durch das man leicht hätte durchsteigen können, standen Wachen vor dem Tor und begutachteten die Straße.
Ich steuerte mein Pferd recht direkt auf das Tor zu, so dass mich die Wachen schon von weitem sehen konnten und sich entsprechend auf meine Ankunft vorbereiten. Dieses würde der erste richtige Test meiner Maskierung und neuen Identität werden und ich hatte mir noch nicht wirklich zurechtgelegt was ich sagen würde, hoffte aber darauf, dass es mir schon rechtzeitig einfiel.
Die Wachen bauten sich erwartungsgemäß vor dem Tor auf und blickten mir nervös, wie ich amüsiert bemerkte, entgegen. Offensichtlich handelte es sich um jene Soldaten, die schon gesehen hatten wozu Menschen, die in einer Kleidung wie ich sie trug, herum liefen, fähig waren. Würde es einfacher machen. Aber vielleicht irrte ich mich auch und sie waren gar absichtlich hier hingestellt worden?
„Das Tor ist geschlossen zu dieser Zeit“, rief mir einer der beiden entgegen.
Ich versuchte halbwegs souverän auszusehen und ritt weiter auf die beiden Wächter zu.
„Ich sehe das das Tor geschlossen ist. Belästigt mich nicht mit Informationen, welche ich schon besitze, sondern informiert mich besser darüber wie schnell ihr es wieder öffnen könnt.“
Hoffentlich würde diese direkte Art auch ziehen.
Offensichtlich funktionierte es nicht, denn sie sahen mich mit einer Mischung aus Abscheu und einem gewisse Funkeln von Brutalität in den Augen an.
„Das Tor wird nicht für einen“, er musterte mich nochmals von oben bis unten, „Magier geöffnet, nur weil er gerade mal glaubt auch zu spät würde noch alles für ihn unternommen werden, nur weil er Magier sei.“ Offensichtlich hatte ich mich arg in meiner anfänglichen Meinung über die beiden getäuscht. Das Problem war… wenn ich sie jetzt dazu zwang das Tor zu öffenen konnte das einerseits bedeuten, dass wer auch immer da drin war das mit einer gewissen Genugtuung betrachten würde, andererseits mich auch vielleicht einfach das Leben kosten könnte. Wer wusste schon wie es da drin gehandhabt wurde mit dem Anwenden von Magie. Wobei meine bisherigen Erfahrungen eher zu ersterem tendierten und ich es nun mal nicht leiden konnte, wenn man mir so entgegen tritt!
Zwei drittel von mir waren eh dafür den beiden eine Lektion zu erteilen.
Na fein! Ich tat so als überlegte ich ein bisschen hin und her und trat dann einen weiteren Schritt auf den ersten Wachmann zu.
„Dann könnt ihr mir mit Sicherheit sagen wo ich denn eine Unterkunft finde in der ich warten kann, bis ihr das Tor wieder öffnet, oder?“
Währenddessen versuchte ich möglichst unauffällig meine Hand auf den Arm des Wachhabenden zu legen, so als suche ich Unterstützung, wie es Fremde ab und an tun, wenn sie allzu merkwürdig im Umgang mit Fremden sind, aber da dies Wachleute waren und diese wohl recht häufig mit Fremden zu tun hatten, kannten sie hoffentlich jene Geste und waren auch noch nicht so paranoid einen Magier meiner Kleidung nicht einmal einen Schritt weit an sich heran kommen zu lassen.
„Ha! Habt ihr es also eingesehen, hmm? Also da müsst ihr…“ weiter kam er nicht, denn die letzten Fäden des Zauber waren gerade von mir zusammengezogen worden, so dass er nun zu Boden sackte und sich nicht mehr sonderlich regte.
Ich blickt zum anderen Wachmann auf.
„So, und du öffnest jetzt dieses verdammte Tor, oder ich sehe mich gezwungen noch ein bisschen mehr Magie anzuwenden.“
Er zeigte es nicht, musste aber wohl doch eingesehen haben, dass er aus dieser Situation als Verlierer hervorgehen würde, denn er drehte sich wortlos um und schob den schweren Riegel, der die beiden Torflügel hielt, zur Seite, so dass sich der rechte Flügel langsam öffnete und ich hindurch treten konnte.
Welch Abwechselung war auf der anderen Seite. Nicht unbedingt hübscher, denn auch hier hatten die Eroberer gewütet, aber die eingerissenen Häuser lieferten selbst in der Dunkelheit einen gewissen Eindruck von Glanz.
Zufrieden machte ich mich auf einen Platz für den Rest der Nacht zu suchen.

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