John Carter – Zwischen zwei Welten
Ein Klassiker neu verfilmt
Noch läuft er in den Kinos, aber es ist wohl eine berechtigte Frage wie lange noch, nachdem dieser Film in den USA so gar nicht für gute Einschaltquoten sorgte. Es handelt sich im übrigen um eine Literaturverfilmung eines Werkes, welches vor einem geschlagenen Jahrhundert seinen Anfang nahm und daher – für die Interessierten unter euch – als freies Werk online zu finden ist (so man denn gerne am Bildschirm liest), und davon auch nur um die Verfilmung des ersten Teils einer ganzen Reihe von Bänden, welche sich alle grob mit demselben Thema beschäftigen – dem Planeten Barsoom, unserem Mars.
Aber damit fängt die Geschichte gar nicht an. Sie beginnt mit dem Nachlass eines Onkels an seinen Neffen, nebst äußerst seltsamer Bestattungsmethoden und eines recht dick aussehenden Büchleins, in dem alles wichtige drin stehen soll. Nach dieser Einleitung springt der Film 13 Jahre in die Vergangenheit, den Kinozuschauer mit in den Inhalt des Buches nehmend.
Es sind die Jahre des amerikanischen Bürgerkriegs. In den Südstaaten geht es gerade heiß her und auch die Apachen mischen in Arizona, wo die tatsächliche Geschichte ihren Anfang nimmt, kräftig mit. Der eher ausrangierte CSA Captain John Carter soll wieder in den Dienst gezwungen werden, hat aber dazu alles andere als Lust und versucht mehrmals und schließlich mit Erfolg, sich dem Ganzen zu entziehen, da er nicht einsieht nur für andere zu kämpfen. Auf seiner Flucht und verfolgt von einigen Männern des Camps laufen sie einigen Apachen über den Weg, und John kann nur mit Mühe den Colonel verletzt mit in die Berge nehmen. Einfach jemanden umbringen lassen, will er nun auch nicht.
Um den Apachen zu entgehen, beschließt Carter sich in einer Höhle zu verstecken und tatsächlich scheinen die Indianer Angst vor dem Gebilde zu haben. Carter selbst erkennt, dass es sich vermutlich um genau die Höhle handelt, die er schon etwas länger sucht, da dort ein Haufen Gold zu finden sein soll. Was er findet ist zwar auch Gold, aber auch einen recht komisch aussehenden Kerl mit einem Amulett, der Carter erst angreift und nach einer tödlichen Verwundung etwas sagt, was Carter stutzig wiederholt, während er das Amulett in der Hand hält und darauf mitten in einer Wüste landet.
Ja, richtig, Wüste auf dem Mars (hier verrät der englische Titel tatsächlich mal mehr).
Und da auf dem Mars die Schwerkraft deutlich geringer ist, ist das zunächst mit dem Laufen nicht so einfach. Aber Springen geht gut. Nur leider (oder zum Glück) gibt es nicht nur eine atembare Atmosphäre (1912 war man sich da noch nicht so sicher, wie es da aussieht) sondern es wohnen auf dem Mars auch andere Wesen. Selbst grün, wie die proklamierten Marsmenschen ja seinen sollen, sind sie, jedoch nicht klein, sondern recht groß und mit vier, statt zwei Armen ausgestattet, wie Carter ziemlich schnell feststellt, als er eine ihrer Brutstätten findet, bei der gerade die Babys schlüpfen. Zwar versuchen beide Seiten (Carter und der Anführer vom Babyshuttel, der auch noch gleichzeitig Chef der Kolonie ist) sich zu verständigen, doch so richtig klappen will das nicht. Nach einem eher missglückten Angriffsversuch nehmen die Aliens – welche sich selbst Thark nennen – Carter mit in ihr Dorf.
Dort wird er zunächst mehr wie ein exotisches, unbekanntes Haustier behandelt, bis er seine Qualitäten im Kampf unter Beweis stellen kann, als sich nämlich Luftschiffe in direkter Nähe bekriegen und Carter in den Kampf eingreift und danach erfährt was dem Zuschauer selbst schon von der Einleitung zu Anfang des Films klar gemacht wurde. Das auf dem Mars Krieg zwischen zwei Städten (Zodanga und Helium) herrscht, wovon die eine den Mars hat so aussehen lassen, wie er nun ist – ohne Wasser, bis auf wenige Ausnahmen – und um den Krieg zu beenden soll nun Sab Than, ein General Zodangas die Tochter des Jeddak von Helium heiraten – aber diese hat keine Lust und forscht lieber.
Wieder ist Carter gezwungen sich zu entscheiden ob er an einem Krieg teilnehmen soll, der ihn eigentlich persönlich gar nichts angeht, denn irgendwie nach Hause kommen will man ja auch wieder. Wenn da nicht diese merkwürdigen Wesen wären, von denen er eines in der Höhle auf der Erde umgebracht hat und die doch mehr mit dem Schicksal des Planeten zu tun haben, als man meint.
Allem voran muss gesagt werden, dass die Filmemacher sich die 3D Effekte ruhig hätten sparen können, da sie kaum zur Atmosphäre des Films beitragen und den Preis für die Kinokarte nur unnötig in die Höhe treiben. Anders als die Kulisse selbst, die in den meisten Fällen wirklich vortrefflich gewählt wurde, so dass man fast immer neben der Handlung auch noch eine hübsche und trotzdem irgendwie fremde Landschaft zu bewundern hat.
Die Handlung selbst hätte allerdings an einigen Stellen etwas mehr Inhalt vertragen können, so dass einem Kenner der Romanvorlage vermutlich gerade die für ihn essentiellen Teile des Buches zu kurz kommen. (Hier kann die Rezensentin nur Vermutungen anstellen – noch ist das Büchlein nicht im Besitz, aber alleine der Aufenthalt bei den Thark dürfte doch im Buch mehr Raum einnehmen, als im Film – vielleicht mag hier einer, der das Buch kennt, ergänzen)
Trotzdem ist es für einen Film in einer angemessen Geschwindigkeit erzählt. Nicht überhastet – dafür hat er ja auch Überlänge – und nicht zu ausgewalzt, wobei man die Handlung selbst eigentlich als recht klassisch bezeichnen kann (ja, ja, bei dem Alter der Geschichte kein Wunder), was der Spannung aber absolut keinen Abbruch tut. Gerade die Darstellung der Alienkultur ist dem Film sehr gut gelungen, wohingegen die beiden Menschenzivilisationen doch etwas zu kurz kamen.
Bei den Charakteren selbst sind natürlich vornehmlich Carter selbst im Vordergrund, der im Gegensatz zu vielen Filmhelden eben nicht sofort auf die schöne Jungfrau (an) springt, sondern zunächst seinen Überzeugungen treu bleibt.
Die Filmmusik, komponiert von Michael Giacchino (z.B. Ratatouille, Up, Lost), ist passend. Nicht aufdringlich, die Stimmung untermalend, aber nichts was einem im Kopf hängen bleiben würde.
Die Synchronisation hingegen ist für jene, die des öfteren auch englische Serien und Filme schauen, zu sehen. Die Worte stimmen öfters nicht mit den Mundbewegungen der menschlichen Akteure überein. Die Sprache selbst ist jedoch passabel.
Fazit: Wer gerne Fantasy/SF (ja auch gerne als Science Fantasy bezeichnet) im Kino anschaut wird mit Sicherheit nicht enttäuscht werden. Kenner des Buches dürften je nach innerer Einstellung zum Verfilmen von Büchern jedoch verärgert sein, so sie den Film nicht als eigenständige Interpretation verstehen.
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