Die Verratenen
Band 1 - Ursula Poznanski
In einer nicht all zu fernen Zukunft leben die Menschen nach einer Katastrophe, welche ganz Europa verheert hat, in zwei fast getrennten Lebensräumen. Geschützt von Glas und Plastik in einer nahezu sterilen Welt lebt die eine Seite der Gesellschaft und versucht das Wissen hoch zu halten, die Jugend gut aus zu bilden und mit Zuchtprogrammen immer bessere Menschen zu schaffen. Außerhalb dieser Kuppel leben jene, deren Vorfahren sich gegen ein Leben in den Kuppel entschieden haben und versuchen der Erde in einem beinahe immer während Winter kaum ohne Sonne das bisschen Nahrung abzutrotzen, was möglich ist. Den Menschen in der Kuppel wird erzählt, dass sie Mitleid mit den oft abfällig „Prims“ genannten Menschen außerhalb haben sollen, auch wenn diese nach Aussagen immer mal wieder Transporttrupps zwischen den Kuppel überfallen und Bewohner töten…
Doch als die junge Studentin Ria durch einen Zufall mitanhören muss, dass sie und fünf weitere Studenten einer Verschwörung zugeordnet werden, wird alles anders. Aufgewühlt bespricht sie mit einem weiteren Studenten namens Aurelio, der gute Chancen hat einmal Präsident zu werden.. aber der ebenfalls auf der Liste steht, diese für sie unvorstellbaren Vorwürfe und auch er kann sich nicht erklären wie diese zustande kommen. Und so richtig glauben schenkt er der Tatsache nicht und hält das ganze für ein Missverständnis, bis dann genau jene sechs Studenten eingeladen werden dem aktuellen Präsidenten einen Besuch abzustatten…
Auf dem Weg dorthin kommt es zu einem Zwischenfall in der Magnetbahn, der zumindest für den Augenblick den Zweifel aller Beteiligten beseitigt. Doch nun sind die sechs Studenten gestrandet in der Wildnis zwischen den Kuppeln und innerhalb der Kuppeln offensichtlich gesuchte Verbrecher. Und dann sind da ja noch die wilden Prims, die diese Lieblinge gerne brennen sehen, für das was sie ihnen tagtäglich antun…
Die Autorin, bekannt durch die beiden Bücher Erebos und Saeculum, zeigt hier mal wieder, dass sie gerne Paranoiageschichten schreibt. Die Akteurin und gleichzeitige Ich-Erzählerin der Geschichte lebt diese Angst zusammen mit dem Leser aus, zunächst in den Kuppel als Unsicherheit ob sie alles missverstanden hat, dann außerhalb in der freien, kalten Natur. Im Gegensatz zu den beiden genannten Romanen ist diese Geschichte allerdings nicht in der Realität angesiedelt, sondern in einer post-apokalyptischen Zukunft, in der die Sonne lange Jahre verschwunden gewesen ist, eine Zeit, die von den Menschen nur noch „die lange Nacht“ genannt wird. Da es, wie geschrieben, eine Ich-Perspektive ist, wird wenig über den tatsächlichen Hintergrund mitgeteilt, da sich die Figur selbst darum keine Gedanken macht, sondern eben ganz andere Sorgen hat. So lernt der Leser mit der Zeit erst die Zusammenhängen kennen, und da es sich um eine Trilogie handelt, darf man hoffen, irgendwann noch mehr über die Hintergründe zu erfahren.
Die Gesellschaft ist im Grunde recht klassisch für eine post-apo Geschichte aufgebaut. Zweigeteilt mit einem privilegierten Teil und einem verarmten um sein Überleben kämpfenden. Dennoch ist es spannend die Welt der Prims aus der Sicht der Lieblinge (Abfällige Bezeichnung, da diese Worte in einer der ersten Reden nach der für den Leser unbekannten Katastrophe gewählt wurden) zu sehen und nach und nach mit diesen zu entdecken, dass in der Welt der Prims nicht alles Gold ist was glänzt und diese Primitiven alles andere als primitiv sind und sogar Horte alten Wissens besitzen, der allerdings erst im nächsten Band vom Leser besucht werden wird.
Die handelnden Figuren sind zunächst etwas steif, gewinnen aber durch das Leben auf der Flucht an Tiefe, die sich vermutlich in den kommenden beiden Bänden noch vergrößern wird.
Fazit
Wem Erebos und Saeculum gefallen haben, wird mit dieser Geschichte definitiv nichts falsch machen, aber auch wer gerne post-apokalyptische Geschichten liest, sollte sich diesen Roman einmal näher anschauen. Besonders Rollenspielern von entsprechenden Settings, wie etwa Engel, ist dieser Band in vielen Punkten eine gute Vorlage für eigene Ideen, besonders zu Funden aus alter Zeit, welche die Charaktere machen können und auch das Setting innerhalb des Romans würde sich für eine Umsetzung in einem Rollenspiel eigenen. Es gibt auf der Seite des Verlags übrigens einen kurzen Blick ins Buch.. für die etwas unentschlossenen auf jeden Fall empfehlenswert.
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