The Walking Dead Band 4: Was das Herz begehrt
The Walking Dead Band 4
Der letzte Band von The Walking Dead hörte ja im Grunde auf eine Weise auf, die man durchaus mit der Geschichte der Besiedelung des amerikanischen Kontinents gleichsetzen konnte: Der erste, friedliche Kontakt mit den Ureinwohnern (Sprich: Gefängnisinsassen) endete in dem gewalttätigen Konflikt der Übernahme. Und im Grunde kann man den Anfang hier fast schon in eben dieser Weise weiter deuten: Die Gruppe von Rick entledigt sich der feindlichen Individuen durch Waffengewalt und integriert die restlichen Personen mehr oder weniger in die „neue Kultur“.
Und dadurch beginnt eigentlich in diesem Band nicht so viel neues: Mit Michonne wird eine fremde Einzelkämpferin noch in die Gruppe eingeführt, die bislang allein in der Wildnis überlebt hat und jetzt Quasi als Raubtier ihr Revier absteckt und sich einfach nimmt, was ihr gefällt. Die restlichen Leute versuchen mehr, als das es ihnen gelingt, eine Art Abziehbild ihrer früheren Leben wieder zu führen. Bis es letztlich an mehreren Enden zum Zusammenbruch der Leute kommt.
Das besondere Hierbei ist aber ein spezielles Bild: Die Zombies sammeln sich Rund um das Gefängnis an de Zäunen und bilden dadurch mehr stumme Beobachter des Geschehens. Sie sind viel mehr Zaungäste, die ein seltsames Spektakel des Verfalls beobachten, als das sie wirklich integraler Part des Geschehens wären. Und am Ende heißt es „Wir sind die lebenden Toten.“
Das Ganze in gewohnter CrossCult-Qualität auf 141 Seiten untergebracht.
Fazit
Das der Fokus der Geschichte sich in der Art, wie sie erzählt wird, von Band zu Band verändert, brauche ich wohl nicht mehr Großartig zu erklären. Das sollte mittlerweile spätestens nach diesem Band allen Lesern klar sein. Fakt ist aber, dass Kirkman mit dieser Ausgabe endgültig einige Zweifel vermutlich beseitigen Wollte, was den Fokus hinter einer solchen Geschichte anbelangt: Zombies für sich betrachtet sind ein langweiliges Thema. Sie stellen lediglich mit ihrer Art an Genre den notwendigen Boden für etwas, dass Tatsächlich einen gewissen Charme ausdrückt, aber normalerweise in den bisherigen Rahmenhandlungen übersehen wurde: Die Überlebenden des jeweiligen Ereignisses suchen nach einer Möglichkeit zu Leben, anstelle nur zu überleben. Und dabei kommen gerade unglaubliche kuriose Momente zum tragen, weil kein gewöhnlicher Stadtmensch mehr in der Lage ist ein Leben jenseits des Hightech zu führen. Was übrig bleibt sind zwangsweise hochneurotische Personen, die in ihren Möglichkeiten dermaßen aufs „Reagieren“ beschränkt sind, dass ihre Art zu sein nur noch den karikaturesken Charakter eines „normalen Lebens“ offen lässt, da immer wieder die Frage aufgeworfen werden muss, was eigentlich einen Wert besitzt. (Vor einiger Zeit ist mir im Internet eines dieser Bild-Memen begegnet, in dem der Unterschied zwischen Wert und Preis in einem simplen Satz aufgebracht wurde. Ich erwähne das nur falls bei den meisten Leuten gerade der Begriff des Wertes falsch verstanden wird.)
Das Thema dieses Bandes ist also letzten Endes der mehr als nur plakative Hinweis, dass die Zombies in dieser Serie weder Protagonisten noch Antagonisten sind, sondern lediglich die Randerscheinung in einer Geschichte um den psychischen Verfall von „ganz normalen Menschen“.
Und dadurch ist der vierte Band jetzt vermutlich als so etwas wie eine Weichenstellung zu interpretieren, was die folgenden Bände auf lange Sicht anbelangt: Aus welchen Motiven werden die einzelnen Individuen welche absurden Handlungen vollziehen, damit es zu einer Art verdrehter Normalität wieder kommen könnte? Und vor allen Dingen: Wie wird das Umfeld darauf in der anschließenden Interaktion jeweils reagieren.
Bevor ihr mich falsch versteht: Band 4 wirft diese Fragen auf, liefert aber noch keine wirklichen Antworten darauf. Und ob diese wirklich dabei zufriedenstellend Beantwortet werden können kann ich zu diesem Zeitpunkt, wo ich diese Rezension in die Tasten haue auch noch nicht wirklich beantworten, da mir lediglich der direkte Nachfolgeband bekannt ist. Fakt ist aber, dass ab dieser Stelle die Serie wirklich Fahrt aufnimmt und dabei tatsächlich auf eine Weise überzeugen kann, die den Kultstatus rechtfertigt, den The Walking Dead genießt.
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