Krampus
Ein Roman von Brom
Da fällt doch der Sack vom Weihnachtsmann durch das Dach des dreckigen Trailers in dem Jesse zur Zeit wohnt!
Aber von vorne. Jesse ist Berufslooser. Auf ganzer Strecke. Seine Frau hat ihn zusammen mit der fünfjährigen Tochter Abigale verlassen und ist dabei den örtlichen korrupten Polizeichef zu heiraten, seine Gelegenheitsjobs – Drogenschmuggel – werden ihn irgendwann noch einmal ins Gefängnis bringen und zu allem Überfluss hat Jesse es bei seinem letzten Auftritt nichtmal geschafft das Weihnachtsgeschenk für Abigale zu verdienen, sondern bloß eine miese Flasche Whisky bekommen. Und das am Heiligabend. Bis.. ja bis jener Sack durch das Dach fällt. Und natürlich der Grund für dessen Fall, nämlich ein Überfall von fell- und hörnertragenden Monstern auf den Weihnachtsmann und dessen Schlitten, der von Jesse beobachtet wird, nachdem er sich dann doch gegen einen Selbstmord entschieden hatte.
Und dieser Sack ändert alles. Verheißt er doch nicht nur, dass er seiner Tochter das Weihnachtsgeschenk machen kann, was er gerne machen würde, nein, vielleicht kann man sonst noch irgendwelchen Profit aus diesem Sack schlagen, der nur Spielzeug produziert. Dumm nur, dass hinter dem Sack nun nicht nur der Weihnachtsmann selbst, sondern auch jene seltsamen Kreaturen her sind, die einem gefangenen, alten Wesen folgen, welches vom Weihnachtsmann eingekerkert wurde.
Für Jesse beginnt eine Reise auf der er erfahren muss, dass es nicht mal bei Legenden und Sagengestalten wirklich Gut und Böse gibt.
Okay.. der Weihnachtsmann als irrer Schlägertyp, welcher Riesenwölfe nutzt um seine Beute zu jagen? Check. Ein uralter Julgeist, der aus ..nennen wir es interessanten.. Gründen für 500 Jahre eingeschlossen wurde und der jetzt gefälligst sein Weihnachtsfest zurück haben will? Check. Eine Bande eigensinniger Sklaven, die ihm dabei helfen sollen? Check. Ein absoluter Looser, dem der Weihnachtssack auf das Hausdach fällt und der ungeahnte Möglichkeiten wittert? Check.
Ihr seht schon, das Buch steckt voller wirrer Ideen. Das der gute Herr Brom wirre Ideen hat, hat er ja schon mit seinem Kinderdieb bewiesen und so ist auch dieser Roman eine richtig gut gelungene Mischung aus Realität und Wahnsi.. nee.. Legenden natürlich. Legenden deshalb, weil sich im Vorfeld genau über die ganze Sache informiert wurde. Krampus gibt es nämlich als Sagengestalt vornehmlich in Bayern und Österreich auch heute noch und die Idee seine Herkunft mit der des Weihnachtsmanns zu verknüpfen ist genial – und wird hier natürlich in der Rezension nicht erwähnt. Okay die Idee auf welcher Sagengestalt der Weihnachtsmann beruht ist natürlich ebenso nicht neu erfunden, wenn auch etwas umgeändert worden um der Geschichte einen noch fieseren Touch zu verpassen.
Fies deshalb, da der Leser im Grunde schon Mitgefühl mit dem Wesen hat, dem man sein Fest einfach klaute und das heutzutage keiner mehr kennt – und das vom Weihnachtsmann! Dem Kerl, der immer die netten Geschenke bringt und die Güte in Person ist…
Die auftretenden Charaktere haben allerdings so ziemlich alle einen an der Waffel und das ist jetzt nicht im netten Sinn gemeint, sondern so, dass die meisten ziemliche Arschlöcher sind. Somit ist sowohl der Hauptcharakter Jesse, als auch eben Krampus selbst eine Figur mit der sich der Leser alleine deswegen schon identifizieren kann, weil man mit ihnen leidet und sich freut wenn sie kleine oder auch größere Siege errungen haben.
Die Sprache des Buches ist so gehalten, dass sie auch gut von Jugendlichen gelesen werden könnte – könnte deshalb, da es doch in einigen Szenen recht brutal zugehen und ähnlich wie beim Kinderdieb alleine der Inhalt der Worte nicht unbedingt für zarte Gemüter ist.
Übrigens gibt es wieder vom Autor selbst gefertigte Bilder der Charaktere in der Mitte des Buchs, wie auch schon beim Kinderdieb, die hervorragend zur Story passen. Ein paar Eindrücke gibts dazu übrigens auch auf der Seite des Autors.
Fazit
Wer schon den Kinderdieb mochte, wird dieses Buch ebenfalls lieben. Wer den Kinderdieb nicht kennt – auf jeden Fall ändern – aber ein großer Freund von Literatur für Jugendliche ist, die aber doch etwas erwachsener daher kommt, oder überhaupt gerne Fantasy und Realitätsgemische liest, der sollte sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen. Und auch für die Rollenspieler unter uns lässt sich einiges aus dem Buch holen, gerade wenn es um das ja des öfteren von den großen Fantasyliteraten (Pratchett und Gaiman um mal zwei zu nennen) angesprochene Thema Glauben und Realitätserschaffung geht.
Und denkt dran: Nächstes Julfest Stiefel vor die Tür stellen. Dann bekommt ihr vielleicht auch eine Münze von Krampus.
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