Soylent Green
Ein Roman von Harry Harrison
Wir schreiben das Jahr 1999. In New York sind zur Zeit rund 350 Mio Einwohner und die Probleme dadurch zahlreich. Es gibt nicht genug Wohnraum für alle, Wasser und Lebensmittel sind knapp und in der Regel künstlich. Andy Rusch, seines Zeichens Detectiv bei der New Yorker Polizei und völlig überarbeitet wird immer wieder für „niedere“ Dienste eingesetzt, etwa um Kundgebungen und Proteste zu überwachen und Leute ruhig zu stellen. Etwa als ein Kaufhaus die Preise für Soylent Fleisch senkt und dadurch einen Massentumult auslöst.
Billy Chung ist einer der wenigen, die durch diesen Tumult profitierten, denn er konnte sich eine Packung Ersatzfleisch ergattern und nachdem er einen Teil gegessen hat sogar noch Geld machen. Geld was er in diesem Maße noch niemals hatte und mit dem er sich in das Botenjungengeschäft einkaufen kann.
Doch gleich sein erster Auftrag bringt ihn auf ganz andere Gedanken. Eine defekte Alarmanlage in einem Nobelhaus verführt doch direkt zu einem Einbruch, bei dem allerdings einiges schief geht.
Und Andy ist nun der Polizist, welcher den Mord aufklären soll. Gedrängt von der Politik, für die der Ermordete eine wichtige Rolle spielte versucht er den mehr als dürftigen Hinweisen zu folgen und gleichzeitig Shirl, der Freundin des Toten ein gutes zuhause zu bieten. Doch in einer Stadt in der das Wasser immer knapper wird und auch die Lebensmittel immer schlechter ist es nicht leicht Polizist zu sein.
Vermutlich wird der Film Soylent Green den meisten Lesern hier mehr sagen, der allerdings durch dieses Buch hier inspiriert wurde, dessen deutscher Originaltiltel Newyork 1999 gewesen ist und von Manticore wohl wegen des Films dann anders genannt wurde. Der Film erzählt also nicht die Geschichte des Buches – fanden die Leute nämlich wohl damals zu langweilig, weswegen sie da noch etwas mit drauf gesetzt haben.
Dieser Roman reiht sich ein in eine nicht unerhebliche Anzahl von Distopien die innerhalb der letzten 100 Jahre geschrieben wurden. Dieser Band stammt aus dem Jahre 1966 und spielt, wie oben schon genannt, im Jahre 1999. Zu jener Zeit konnte der Autor durchaus realistisch von einem entsprechenden Anstieg der Bevölkerung ausgehen, so dass sich seine Zukunftsvision als gar nicht so abwegig darstellt. Die heutige Bevölkerung in New York (rund 8 Mio) ist natürlich weit von den über 300 Mio entfernt – zum Glück muss man sagen, denn der Autor weist ein erstaunliches Geschick auf Zusammenhänge zu erkennen und sie dann im Roman wieder zu geben. Für diese Funktion nutzt er den Zimmerpartner von Andy, der ein 75 Jahre alter Mann ist, der die Zeit vor der Bevölkerungsexplosion gekannt hat und daher Vergleiche ziehen kann.
Harrison erkannte zu jenem frühen Zeitpunkt sogar das Übel des Bevölkerungswachstums und scheute sich nicht davor, dies offen auszusprechen. Nämlich die moderne Medizin, die dafür sorgt, dass die Menschen immer älter werden und weniger Kinder versterben.
Andy, Shirl und Billy müssen auf ihre Weise mit den Folgen leben, wobei gerade der Wechsel zwischen Shirl, die zunächst in wahrem Luxus lebt, zu Andy, der einfach wohnt, aber genug Wasser und Essen hat und dann zu Billy, dessen Familie in einem Schiffswrack wohnt und der niemals im Leben genug zu Essen hatte ein für den Leser nachvollziehbares Spektrum über die Gesellschaft bietet.
Der Plot an sich rückt natürlich etwas in den Hintergrund und ist an und für sich auch nicht groß spannend oder ein „Whodunnit?“, sondern eben ein Mittel um dem Leser dieses New York näher zu bringen.
Fazit
Eigentlich sollte jeder, der den Film gesehen hat sich einmal dieses Buch zu Gemüte führen, denn es bietet schon mehr als den Standardspruch, den jeder wohl aus dem Film zitieren kann (und der im Buch überhaupt keine Rolle spielt). Er bietet vor allem eine gewisse kritische Sicht auf die Welt, auch wenn es jetzt natürlich anders gekommen ist als von Harrison erdacht – wie er selbst in einem Nachwort zum Besten gibt.
Für die Rollenspieler unter den Lesern bietet dieser Roman natürlich ebenfalls wunderbare Ideen für ein Spiel in einer entsprechenden Zukunftsgesellschaft.
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