Geschichten aus dem Finsterland
8 Kurzgeschichten
Das noch nicht wirklich alte Rollenspielsystem aus dem schönen Österreich hat inzwischen auch seinen eigenen Kurzgeschichtenband erhalten. In diesem sind 8 Geschichten aus der Welt des Finsterlands auf insgesamt 282 Seiten zu finden.
Fraukensteigs Monster
Für eine der reichsten Familien wurde dieses Schmuckstück geschaffen. Ein kleiner Miniaturmensch, ein Homunkulus. Doch dieser ist nicht wirklich richtig glücklich mit seiner Rolle als Spielzeug der verwöhnten Tochter. Kann sich der kleine Mann gegen seine Programmierung wehren?
Sie nannten ihn Schemel
Eigentlich war es bloß ein langweiliger Auftrag als Leibwächter bei einem Abendessen, doch dann tauchte auf einmal dieser Verrückte auf und wollte die zu Bewachenden umbringen. Wie gut, dass der, den sie Schemel nannten auf Grund einer holden Weiblichkeit etwas abseits stand und so zumindest versuchen kann zu retten, was zu retten ist.
Zeit für Tee
Geister können beschworen werden und wenn man ihrer überdrüssig ist durch eine etwas aufwändigere Teezeremonie wieder in ihre Heimat zurück geschickt werden. Was allerdings eigentlich nicht passieren sollte, ist das ein Gitarrist aus der Zukunft beschworen wird. Und dann auch nicht wieder zurück kann, weil der Beschwörer leider an einer Art Herzversagen stirbt.
Das Meervolk
Die junge Magierin wollte eigentlich bloß aufklären warum ab und an wertvolle Teekisten aus dem Lagerhaus des Teekontors verschwinden. Doch dabei entdeckt sie eine Verschwörung die größer gar nicht sein könnte. Ein verrückter Wissenschaftler hat Kriegsversehrte genommen und ihnen neue Gliedmaßen geschenkt. Doch zu welchem Preis? Und wie überlebt man eine solche Situation unter Wasser?
Unruh
Eine Selbstmörderin, die von einem Dach springen will? Nein, eigentlich handelt es sich um eine von Dämonen besessene Frau. Doch wie sie an diesen Dämon gekommen ist, ist dem jungen Zauberer nicht ganz klar. Denn die holt man sich ja nicht einfach so. Auch ihre Schwester, vom Krieg versehrt, aber mit künstlichen Gliedmaßen ausgestattet, weiß es nicht, hat aber eine gewisse Vermutung, dass der skrupellos Arbeitgeber etwas mit der Sache zu tun haben könnte. Doch was die beiden dann bei ihm vorfinden, hätten sie im Leben nicht gedacht.
Der Probeschuss
Ein Opernbesuch, der sich für den einen oder anderen als fataler Fehler offenbart, denn ein Mörder geht um. Ein Mörder, der einen anderen Mord rächen will und dabei gar nicht mit bekommt, dass er eigentlich bloß ausgenutzt wurde. Und das man Legenden nicht zu wörtlich nehmen sollte… oder vielleicht nicht wörtlich genug nahm?
Atavatar
Der Krieg hat aus vielen Teilnehmern nicht nur körperliche, sondern auch seelische Wracks gemacht. Doch was diesem einen, speziellen jungen Mann widerfährt ist nochmal eine ganz andere Geschichte. Tituliert als Volksheld, da er alleine eine ganze andere Einheit in die Luft gesprengt hat, werden ihm mit neusten Methoden neue Beine gegeben. Doch eigentlich braucht er diese dann gar nicht mehr. Denn er soll wandeln als der Ziegenbeinige unter den Einwohnern der Stadt und ganz Finsterland bereit machen für die Ankunft seines Vaters. Kann ihn irgendwer noch aufhalten?
Der Schatten von Eschweiler
Was mit einem „harmlosen“ Mord an einem See begonnen hatte – obwohl es natürlich leider auch vorher schon möglicherweise zusammenhängende Morde gab – entwickelt sich zu einer sehr unschönen Sache für den jungen Geheimdienstler, der diesen Fall gewissenhaft bearbeitet. Denn der eigentliche Verursacher der ganzen Geschichte ist mit Nichten der Mörder.
So ein Kurzgeschichtenband soll ja nicht nur primär der Unterhaltung von zahlreichen unwissenden Lesern dienen, sondern vielmehr denen, die es wissen möchten einen Blick in den Hintergrund, ja das Spielgefühl der Welt vermitteln. Und das schafft dieser Band mit den meisten Geschichten durchaus. Man erhält einen wunderbaren Einblick welcher Art Abenteuer und Erlebnisse sich die Autoren für das Spiel gedacht haben und welchen Fokus sie setzen. Ob das dann der eigene wird, wenn man es spielt, ist dann ja jedem selbst überlassen.
Leider gibt es zwei Geschichten (Fraukensteigs Monster, Zeit für Tee), die irgendwie gar nicht recht passen wollen in die Struktur der Welt, wie sie die restlichen Geschichten darstellen. Es mag vielleicht ein Aspekt sein, der auch angeboten werden soll, aber er kommt schon arg gekünstelt daher, da sie versuchen zwischen absurd und lustig zu liegen und beides doch ziemlich misslingt.
Allen Geschichten merkt man an, dass sie von noch unerfahrenen Autoren (und da kann zehnmal jemand in seinem Profil schreiben, dass er ja schon ach so viel geschrieben hat) geschrieben wurde, weil oftmals Plotwendungen harsch und sehr platt auftreten und so die Geschichte wirkt, als hätte sie ein schnelles Ende oder einen Plottwist finden müssen. Andererseits ist ein Großteil der Geschichten Krimis und diese sind ja bekanntlich nicht ganz einfach zu schreiben. Besonders viel Flair verbreiten im übrigen jene Geschichten, welche noch zusätzlich Lokalkolorit in Form von österreichischem Dialekt mit einbringen (auch wenn das bloß in einer der Geschichten dann noch mit Sternchen ins Hochdeutsche übersetzt wird und beim Rest der Leser wissen sollte was da gesagt wurde).
Und trotz dieser noch etwas aneckenden Art des Schreibstils der Autoren sieht man die Welt dahinter und wird durchaus von den Geschichten unterhalten. Ab und an muss man allerdings über Rechtschreib- (vor allem Grammatikfehler) hinwegsehen können, wenn ein Fall mal wieder nicht korrekt genutzt wurde (oder vielleicht gibt es da andere Verwendungen in Österreich?)
Jede Geschichte enthält im übrigen ein oder mehrere durchaus gute Bilder, die bestimmte Szenen illustrieren und somit eine weitere Ebene der „Annäherung“ an die Welt vermitteln.
Besonders amüsant sind die Empfehlungen auf der Buchrückseite, die aus Zitaten von finsterländischen Zeitungen bestehen, wie man das oft auf Büchern mit realen Zeitungen hat. Dies gibt dem Buch zugleich den Anstrich, dass es auch IN Finsterland gelesen werden kann.
Fazit
Wer einfach mal ein paar Kurzgeschichten lesen möchte kommt hier sicherlich auf seine Kosten, wenn er über Anfängerfehler in der Plotgestaltung hinwegsehen kann. Jene die gerne mal Finsterland spielen möchten erhalten hiermit einen wunderbaren Einblick in die Welt.
Kommentar hinterlassen