Tome of the Watchtowers
Mage the Awakening Quellenband
Der Quellenband “Tome of the Watchtowers” (im Folgenden TotW) für das “neue Mage†verspricht dem Leser einen tieferen Einblick in die fünf Magischen Pfade, denen Spielercharaktere angehören können. Gebräuche, Praktiken und Glaube der Magier sollen hierbei genauer beleuchtet werden. Außerdem wirbt der Klappentext des Buches damit, neue Sprüche, Sanctums und Rituale zu beschreiben, die es den Spielern ermöglichen sollen, ihre Charaktere noch einzigartiger zu gestalten. Zusätzlich sind noch pfadspezifische Legacies beschrieben und sogenannte “Dedications”, die jeder Character durchführen kann um noch mehr Mana zu regenerieren.
Ob der Band diesen Versprechungen gerecht werden kann, soll im Folgenden geprüft werden.
ERSCHEINUNGSBILD
Die Verarbeitung ist White-Wolf – typisch hervorragend: Solider HardCover im türkisblau der Mage-Reihe, ordentliche hochwertige Bindung. Das Titelbild von Matt Milberg ziert ein Pentagramm, bei dem jeder Zacken einen der für die einzelnen Pfade spezifischen Watchtower zeigt. Hierbei wurde das Motiv als Klebefolie auf den türkis-matten Hintergrund geklebt. Die glänzende Folie hebt sich somit deutlich von diesem ab, so dass das Motiv noch kräftiger in den Vordergrund tritt. Meinen persönlichen Geschmack trifft das Motiv leider nicht ganz, mir erscheint es etwas zu kitschig, aber da Geschmäcker nun mal verschieden sind, soll dies nicht weiter negativ mit in die Bewertung einfließen.
Die Aufmachung des Buches im Inneren hält sich an das etablierte “Mage-Template” der Reihe: die bereits aus dem Kernregelwerk bekannten Schriftarten und Hintergrundmotive. Für die Zeichnungen und Motive zeichneten Tom Biondolillo, Vince Locke, Vatche Mavlian, Justin Norman und Christopher Swal verantwortlich und lieferten meiner Meinung nach eine sehr saubere Arbeit ab. Diesen Zeichnungen kommt es entgegen, dass das Buch – wie bei WhiteWolf Supplements leider üblich – nur in schwarz/weiß gehalten ist. Gedruckt ist das Buch nicht auf Hochglanzpapier, sondern auf Recyclingpapier. Die Seiten sind dadurch leider nicht wasserabweisend, lassen sich aber griffig und gut blättern.
Mit 160 Seiten geizt das Buch nicht an Inhalt und kann sich im Bücherregal neben anderen nWoD –Publikationen und auch anderen Rollenspielprodukten durchaus sehen lassen.
Alles in Allem macht TotW in dieser Kategorie einen soliden Eindruck.
INHALT
TotW gliedert sich in einen Prolog, ein Einführungskapitel, sowie überraschenderweise in fünf weitere Kapitel, je eines für den Pfad der Acanthus, Mastigos, Moros, Obrimos und Thyrsus.
Im Prologue wird nach bester White Wolf – Manier eine Einführungs-Kurzgeschichte erzählt, genauer möchte ich hier nicht auf diese eingehen, sie soll sich jeder Leser selbst erschließen.
Das Kapite Introduction hingegen übt gleich einmal ordentliche Eigenkritik an sich selbst: wird doch zugegeben, dass TotW im Grunde genommen nur eine Sammlung von Pauschalisierungen und Erfahrungswerten über die einzelnen Pfade aufführt. Zwar sollen diese dazu genutzt werden können, seine Mage-Charaktere “noch einzigartiger” zu gestalten, sie sind jedoch tatsächlich nichts weiter als Verallgemeinerungen und Vorurteile, die Bewohner der World of Darkness über Anhänger der einzelnen Pfade haben mögen, jedem Spieler steht es natürlich frei, seinen Charakter von dieser “Norm” oder dem vorgeschlagenen “Archetypen” abweichen zu lassen.
Diese Aussage ist überraschend offen und selbsteinsichtig, ist doch genau diese “Sammlung an Pauschalisierungen” einer der Hauptkritikpunkte am vorliegenden Buch.
Neben besagter “Selbstreflektion” und der üblichen Inhaltsübersicht über das TotW wird im Einführungskapitel noch weiter auf die neue Spielmechanik der “Dedications” eingegangen. Hierbei handelt es sich um Einschränkungen, die sich Charaktere selbst auferlegen. “Schwüre”, wenn man so will, mit denen sie sich selbst in ihrem Verhalten einschränken. Befolgen Charaktere diese Schwüre (und stehen sie im Einklang mit ihrem Pfad), so stellen sie eine zusätzliche Möglichkeit dar, Mana zu regenerieren ganz ohne dafür auf ein Hollow oder das Prime-Arcanum angewiesen zu sein.
Alles in allem eine nette zusätzliche Mechanik. Sicherlich kann sie natürlich zum Powergaming genutzt werden, aber meiner Meinung nach stellt sie vor allem eine nette Möglichkeit dar, noch etwas mehr Flair in die ohnehin schon interessante Spielumgebung zu bringen.
Die folgenden einzelenen pfadspezifischen Kapitel widmen sich den jeweiligen Watchtowersder fünf Pfade. Dabei folgen alle dem gleichen schematischen Aufbau. Jedes einzelne Astral Realm steht hierbei für ein eigenes Tupel aus Thema und Stimmung, auf die in den Kapiteln einzeln eingegangen wird. Das Reich der Acanthus beispielsweise steht unter dem Thema “The Fool” (also: der Schelm) und der Stimmung “mercurial flux” (quecksilbergleicher Wandel).
Für jedes einzelne Astral Realm erfolgt eine kurze Zusammenfassung der Geschichte. Anschließend wird jedes einzelne Reich beschrieben, seine Eigenarten, der Watchtower, die Gesetze der Welt. Auf die Anhänger der einzelnen Pfade wird spezifisch eingegangen, oben genannte “Archetypen” oder Pauschalisierungen werden gegeben, genau so wie Beispiele für auf den Anhänger des Pfades passende Dedications. Abgerundet werden die einzelnen Kapitel durch Sample-Concepts und Beispielcharaktere. Auch für zusätzliche Spielmechaniken ist gesorgt: So enthält jedes Kapitel die Beschreibung einer pfadspezifischen Legacie sowie pfadspezifische Merits and Flaws.
Hierbei kommen manche Pfade “reicher beschenkt” weg, als andere, die Acanthus gehen sogar leer aus. Man mag nun darüber denken was man will, manche Stimmen in der nWoD Mage Community sprechen hier sogar von “Ungerechtigkeiten”, ich möchte es mal anders ausdrücken: Für viele der Charaktere “reichen” die im Grundregelwerk beschriebenen Merits & Flaws durchaus aus. Für manche Pfade hingegen bietet es sich regelrecht an, ihre Andersartigkeit durch passende Merits zu unterstreichen. Mir persönlich sind gut durchdachte Merits an dieser Stelle lieber, als künstliche Fluff-Merits zu schaffen, nur damit jeder Pfad mit gleich vielen Einträgen im Buch wegkommt. Trotzdem bleibt eine nicht ganz zu leugnende Unzufriedenheit zurück… auch wenn die Rationalität einem zuflüstert, dass eigentlich alles in Ordnung ist.
FAZIT
Obwohl TotW einiges bietet, war ich ein klein wenig enttäuscht von diesem Supplement. Ich weiß nicht genau, ob es daran lag, dass ich zu hohe Erwartungen an das Buch setzte und dann von der “Sammlung von Verallgemeinerungen” etwas enttäuscht war.
Vielleicht lag es auch daran, dass ich mir erhofft hatte, mehr über einzelnen Supernal Realms zu erfahren, denn hier geizt das TotW ein wenig. Zwar sind die Watchtowers detailliert beschrieben – was meiner Meinung nach überhaupt nicht notwendig gewesen wäre, da diese Watchtowers für jeden Magier anders aussehen oder wahrgenommen werden können – aber über das Reisen durch das jeweilige Astrale Reich wird relativ wenig gesagt. Ich persönlich habe auch nach der Lektüre des TotW immer noch Schwierigkeiten, mir die einzelnen Realms und die Reise durch die Astralwelten vorzustellen.
Sicherlich: Mage war schon immer und wird auch weiterhin ein sehr vorbereitungsintensives Spiel bleiben, bei dem die Spielleiter noch viel Eigenarbeit in eine einzelne Spielsitzung stecken müssen; trotzdem hatte ich mir von TotW wesentlich mehr erwartet, in Bezug auf die Supernal Realms Arbeit abgenommen zu bekommen..
Es bleibt zu hoffen, dass meine Erwartungen und Fragen schließlich mit einem weiteren Supplement – ” Astral Realms” – erfüllt werden!
Gesamtwertung:
3 von 5
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