Lifestyle 2073
Was man zum Leben braucht
Die Konzerne beherrschen die sechste Welt. Ihr Mittel dazu Kontrolle des Marktes durch Omnipräsenz. Klamotten, Essen, Musik, Sport, Trideos. Aber wirklich viel mehr wissen wir über diese ganzen Produkte, die die Hobbies und Freizeitbeschäftigung unserer Runner darstellen, nicht.
Livestyle 2073 versucht damit aufzuräumen.
Es bietet einen großen Überblick über das was 2073 wirklich auf den Straßen abgeht, was novaheiß ist und wen ihr unbedingt kennen müsst, wenn ihr schichtenübergreifend das Gespräch mit etwas Smalltalk auflockern wollt.
FastJack hat wieder zahlreiche Gastredner und Fachleute geladen, die einen Ausblick wagen und euch das Thema näherbringen.
Beginnend mit der Erläuterung des Cover, das eine nur allzu kanpp bekleidete Brünette in Cargoklamotten, Abspeerband und Sturmgewehr zeigt, aber den medialen Archetypen des Shadowrunners abbildet, eröffnet FastJack den Band.
Danach gibt es einige Kapitel die sich mit den Runnern ansich befassen – wo kommen sie her, was ist ihr Job in den 70ern, was bedeutet es als Team zu arbeiten und wie sichere ich mir die Loyalität meiner Connections bzw. Wie finde ich überhaupt erst mal welche?
Danach erfolgt der Einstieg in die erste Szene, nämlich die Musik. Kat o’ Nine Tales, selbst Leadsängerin der erfolgreichen Gruppe Grim Aurora erzählt uns etwas über die verschiedenen Musikstile, die sich in der sechsten Welt entwickelt haben und wer eigentlich alles hinter der Musik steht und stellt die aktuell bekanntesten Bands&Künstler vor.
Der zahlreiche Shadowtalk, der insgesamt mehr Anteile hat als in anderen Bänden, peppt das Gesamtbild der Szene auf und versorgt den Leser immer wieder mit einem guten Lacher.
Außerdem befassen sich die Autoren immer wieder mit der Frage, wie kann ich eine Run im Umfeldstarten bzw. Wie kann man die Szene für seine Arbeit als Runner nutzen. Denn natürlich ist auch die Unterhaltungsindustrie ein Multimilliarden-Nuyen Druckmaschine von dessen Kuchen jeder gute Konzern etwas abhaben will.
Im nächsten Teil geht es um die Trid-Szene mit Traveler Jones, der ähnlich wie Kat im Musikbereich, die neusten Filme und deren Schauspieler und Regisseure vorstellt, sowie Möglichkeiten hier Arbeit zu finden.
Gefolgt wird die Tridszene von seinem illegalen Verwandten den BTLs, die auch auf die Clubszene in den amerikanischen Großstädte eingeht, deren größten Produzenten und auf die Funktionsweise und Terminologie eingeht. Fragt mal euren Reiseleiter nach Lucy.
Der nächste Teil befasst sich mit dem Sport. Hier wird auf alle modernen Sportarten eingegangen. Neben den beliebten Neuerscheinungen Stadtkrieg und Combatbiking, auch auf die guten alten aber nicht weniger begeisternden wie Fußball, Basketball, Football oder Baseball.
Dabei befasst sich das Thema auch mit dem Einsatz von Cyberware im Sport und wie es den Sport verändert hat.
Das besondere an diesem Teil ist das er von Slamm-0! geschrieben wurde und wer seine Kommentare kennt, weiß wie amüsant der Sportteil dargestellt war.
Als letzter großer Bereich findet sich ein Auszug über Piratenmedien, die Meinung der Konzerne dazu und die erschreckenden Wahrheiten darüber was Piratenmedien für uns eigentlich bedeuten.
Außerdem hat sich FastJack mal als Otto Normalverbraucher versucht und wollte sich ein Trid legal herunterladen…. ich hätte nie gedacht, dass er so eine Sprache verwenden kann… aber wenn ich zuerst einem Konzernschnüfflerprogramm Zugriff auf mein Kommlink geben, nachdem ich mich schon eine halbe Stunde mit Software und Lizenzbedingungen auseinander gesetzt habe bevor ich einen Trid sehen kann – ich wäre auch abgegangen.
Danach kommen nur noch kurze Einträge zum Beispiel die Geschichte von Jack Sledge, einem Runner der zufällig zu ungeahnter Berühmtheit kommt, ein Abriss wie man als Runner ein Geschäft aufziehen kann und eine Vorstellung einiger Prominenter, die schon in ihren speziellen Bereichen erwähnt wurden.
Ein wichtiger Teil des Livestyles fehlt aber zu diesem Zeitpunkt noch, aber woran man merkt das Männer das Buch geschrieben haben?
Mode kommt als letztes und es gibt keine Bilder der Handtaschen und Schuhe die vorgestellt werden (ja ich bin ein Chauvinistenschwein!), sondern bloß von den sexy StimTouch-Strümpfen.
Schön ist aber das es für die ganzen Klamotten und Accessoirs immer Kästen mit Werten und Preisen gibt und natürlich sind dreiviertel des gesamten Zeugs nicht mehr als Gimmicks, die ein Runner jedoch ziemlich gut zwecksentfremden kann.
Mein Fazit:
170 Seiten vollgepackt mit feinstem Fluff, selten so gelacht und allein die “Szenen einer Ehe” zwischen Netcat und Slamm-0! waren die 30€ wert. Die Tiefe, mit der die Promiszene beleuchtet wurde, gibt mir zahllose Ideen für Runs, Connections und am wichtigsten es formt meine Charaktere und die Gestaltung der Spielwelt. Dieses mehr an Spielerlebnis lässt mich tiefer in die Welt abtauchen und auch meine Spieler und Runnerkollegen, werden mit Sicherheit ihren Spaß daran haben.
Leider gibt es diesmal keinen zusätzlichen Teil für die deutsche High-Society, wo doch 2-3 Seiten zu jedem größeren Teil völlig ausreichend gewesen wären, so dass sich der Informationsgehalt meist auf Seattle und L.A. beschränkt auch wenn die Welt der Reichen & Schönen natürlich international ist.
Hallo Barak Thor,
ist der Band auch für andere Cyberpunkspiele brauchbar? Oder ist er zu Shadowrun spezifisch?
Gruß Jochen
Moin Jochen,
also das ist glaube ich nicht unbedingt pauschal zu beantworten. Auf der einen Seite ist halt in dem Buch auch sehr spezifisch auf die Runner-Szene als solche Bezug genommen. Die muss ja in anderen Cyberpunk-Spielen so nicht vorliegen. Zum anderen befasst es sich ja auch mit Magie und den Metatypen.
Der Aspekt allerdings, Entwicklung der Musik, Mode oder Sportszene lässt sich durchaus auch auf andere Cyberpunkszenarien übertragen, da hier wieder mehr der Transhumanismus und die Konzernbeherrschung des Marktes bzw. das gesellschaftliche Aufbegehren gegen diese Kontrolle herausgestellt werden.
Die technischen Feinheiten sind natürlich auf die Welt von SR bezogen aber auch hier lässt sich mit der entsprechenden Transferleistung Inhalt und Idee auf andere Welten übertragen.
Ich würde sagen ein Blick zur Inspiration kann immer lohnen, wenn man sich den einen oder anderen Promi einer anderen Minderheit zuordnen kann als ihrem Metatypen.