Maschinenkinder
Die dystopische Fiktion des Frank Hebben
Nachdem ich vor kurzem an dieser Stelle die Anthologie Fieberglasträume besprochen habe wurde mir von der selben mysteriösen Gestalt im schmuddeligen schwarzen Mantel und mit Hut (Hallo Würfelheld! *Wink*) eine weitere Kurzgeschichtensammlung angeboten, dieses mal eine Sammlung Kurzprosa aus der Feder eines einzelnen Autoren – in diesem Fall von Frank Hebben, welcher bei der oben schon genannten Sammlung die Geschichte Zeit der Asche #Rheingold beisteuerte, die erste Hälfte des „Zweiteilers“ den ich lobend erwähnte. Vor uns liegt also seine zweite Storysammlung, Maschinenkinder.
Mit seinen 217 Seiten ist Maschinenkinder eher ein schmales Büchlein. Der Shayol-Verlag (Mir bis dahin unbekannt) hat dem Band ein Hochglanz-Softcover spendiert, mit jeweils einer … Innenlasche? Oder wie ist der Fachbegriff? Ihr wisst schon, wenn der Umschlag innen nochmal umgeschlagen wird? Das Coverbild trifft nicht nicht wirklich meinen Geschmack, aber darauf soll es ja nicht ankommen. Weder vom Schriftbild noch vom Layout gibt es großartig etwas zu beanstanden.
Mir war Frank Hebben kein Begriff vor meiner Lektüre von Fieberglasträume, aber er scheint kein unbeschriebenes Blatt zu sein, zum einen ist dies ja wie schon erwähnt nicht seine erste „eigene“ Anthologie, zum anderen kann man am Ende des Bandes bei den Quellen ja schön nachlesen wo denn diese vierzehn Geschichten ihren ersten Auftritt hatten (Fast die Hälfte davon ist vorher bei der c’t erschienen). Die Kategorisierung der Geschichten nach Genre fällt zunächst schwer und leicht zugleich: ob man alle Stories als Science Fiction bezeichnen möchte muss jeder Leser wohl für sich selbst entscheiden – die erste Geschichte, Lichtwerk, erscheint mir eher wie eine Kreuzung aus Weird Fiction und Dampfbiedermeier (Die Germanien eigene Form des Steampunk); eine andere, Schwarzfall, wirkt wie der Alptraum Edisons – aber eines ist ihnen alle gemein: Es handelt sich bei allen Geschichten um Dystopien, um hoffnungslose Weltbilder mit wenig Chancen auf eine Änderung zum besseren. Auch haben die Geschichten fast alle zumindest einen Hauch des Cyberpunks in sich. Am offensichtlichsten wird dies bei der „Vampirgeschichte“ Byte the Vampyre und der reinrassigen Cyberpunkstory Outage in der es um Pläne in einer Überwachungswelt geht. Am meisten Eindruck machten auf mich allerdings die Geschichten Cote Noire, in der ein Überlebender eines Atomkrieges an der Küste Frankreichs seinen Erinnerungen nachjagt, ohne zu wissen welches Risiko das darstellt; und Schwarz Weiß, eine Geschichte über zwei Roboterfabriken auf einem kleinen Mond, welche eigentlich witzig wäre, wenn der letzte Paragraf den Witz nicht in bittere Asche verwandeln würde…
Fazit:
Wie schon gesagt, Frank Hebben war mir vor kurzem noch kein Begriff, aber nach der Lektüre dieser Anthologie habe ich das Gefühl wir haben es hier mit einem aufstrebenden SF-Autor aus deutschen Landen zu tun, den man auf jeden Fall im Auge behalten sollte. Die in Maschinenkinder enthaltenen Stories sind alle sehr gut und treffen mit ihrer nachtschwarzen Einstellung einen Nerv beim Leser der zum Nachdenken zwingt. Dem Band kann man eigentlich nur einen Vorwurf machen: für den verlangten Preis von 16,90€ ist er mit 217 Seiten viel zu kurz. Natürlich kann ein kleiner Verlag wie es der Shayol Verlag zu sein scheint nicht bei den Preisen kalkulieren wie es vielleicht Bastei oder Heyne kann, aber dennoch tut der Preis schon weh. Nichts desto trotz, ich werde den Namen Hebben mal im Auge behalten. Der geneigte Leser sollten dies auch tun.
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