Ken Writes About Stuff

Inspirierende Rollenspielkost für Bastler und Wenigleser

Kenneth Hite ist einer der Namen in der Rollenspiellandschaft die selbst ich mir merken kann. Unermüdlich schreibt er durchweg gelungene Regelwerke und Erweiterungen für Gumshoe. Sei es Trail of Cthulhu, Night’s Black Agents oder Ashen Stars, Ken hat überall seine Finger im Spiel. Auch systemunabhängig kann er gerade im Pulprahmen überzeugen. Mit „The Nazi Occult“ hat er beispielsweise eines der umfangreichsten und umfassend recherchierten Quellenbücher zum Naziokkultismus verfasst…

In „Ken Writes About Stuff“ (KWAS) behandelt Kenneth Hite seit 2013 [1,2,3] monatlich ein Thema aus dem Dunstfeld der Gumshoeprodukte. Für etwa 2,50€ (oder etwas günstiger im Abo oder Bundle), erhält man 10-12 intensiv genutzte Seiten die ein Thema, einen Regelmechanismus, ein Artefakt oder einen Monstertypus anwendungsnah umsetzen…

Hideous Creatures

„Hideous Creatures“ ist vermutlich das klassischste Format. Ausgerichtet für Trail of Cthulhu, aber durchaus offen für die Verwendung in anderen Welten stellt ken hier seine Gedanken zu einer Mythoskreatur dar. Ob Ghule, Deep Ones, Shoggothen oder Mi-Gos, zahlreiche Lovecraftwesenheiten werden hier einer Revision unterzogen. Die Grundidee folgt dabei der auch im ToC-Regelwerk angewendeten Philosophie, dass es Lovecraft gerade darum ging Klischees zu vermeiden und die Leser zu überraschen. Daher wird nicht eine feste „Lore“ angeboten, sondern eine Vielfalt an (auch widersprüchlichen) Optionen geboten. Selbst wenn die Spielerinnen alle Quellentexte gelesen haben sollten, sie wissen nie um welche Interpretation es sich genau handel
Grundsätzlich wird ein erweitertes Werteprofil gegeben das um zahlreiche Sonderfertigkeiten und Überraschungen erweitert wird. Danach folgt eine intensive Diskussion der mit der Wesenheit verbundenen Grundidee und zahlreiche oft überraschende Interpretationen welche Rolle die Geschöpfe im Mythos spielen, woher sie stammen könnten und welche Interessen sie verfolgen könnten. Ken schafft es wirklich innovative und dennoch stimmige Interpretationen zu liefern um die Geschöpfe mit neuem (un)leben zu füllen.
Herausstechend ist dabei die Spielnähe, die sich nicht nur in konkreten Gumshoeregeln niederschlägt, sondern zahlreichen anwendungsnahen Tips und Inhalten. So werden vergleichbare Wesenheiten in verschiedenen Kulturen diskutiert, was für großartige Quellenrecherche am Spieltisch sorgen kann und wird großer Wert auf verschiedenste mögliche Hinweise (Clues) gelegt, die auf Verbrechen oder die Existenz der Kreatur hinweisen können. Für Gumshoe werden gleich passende Skills und Punktaufwendunegn mit angegeben, aber auch wer anders spielt wird die möglichen Clues produktiv für seine Abenteuer nutzen können. Als besonderes Bonmont wird – wo sinnvoll – erläutert wie man einen Investigator der Wesenheit umsetzen kann. Mit oder ohne Wissen der Spieler könnte sich ein Ghul oder Deep One Nachfahre unter den Investigatoren befinden!

GUMSHOE Zoom

Die Cover sind teilweise sehr schick anzusehen, im Buch selber finden sich meist 2-3 weitere Illustrationen

Die Cover sind teilweise sehr schick anzusehen, im Buch selber finden sich meist 2-3 weitere Illustrationen. (Used with permission by Pelgrane Press)

Während die Kreaturen für jeden Cthulhu- oder Horrorfan nützlich sind, ist Gumshoe Zoom deutlich systemgebundener. Hier wird die Umsetzung von bestimmten Situationen mit Gumshoe diskutiert. So wie Raumkämpfe nur in Ashen stars detailliert geschildert werden und Vefolgungsjagden in Night’s Black Angels hervorgehoben wurden, werden hier Supplements für bestimmte Interessen geboten. Das erste Volumen enthält beispielsweise „Martial Arts“. Mit konkreten Hinweisen wie sich Martial Arts in bestimmten Settings einfügen kann, werden hier Regeln für die detailliertere Gestaltung von Nahkämpfen geliefert. Dadurch werden neue Spieloptionen und Kombinationen möglich die Ken gut anzupreisen weiß. Wie wäre es mit einer Martial-Arts Cthulhukampagne in Fernost? Wie lässt sich der Profiboxer in den 20ern besser umsetzen? Und sogar Alienkampftechniken für Ashen-Stars werden beschrieben.
Die Regeln selber sind simpel und werden auch in ihren Auswirkungen am Spieltisch diskutiert. Aber auch wer ohne Gumshoe spielen will kann hier fündig werden, da auch die Narration des Themas diskutiert wird und ein Überblick über das Thema gegeben wird. So werden beispielsweise neun Martial Arts Stile charakterisiert, und rollenspielgerecht mit Kampfszenenbeschreibungen und möglichen Sondereffekten angegeben, was auch außerhalb von Gumshoe Anwendung finden kann.

Diverses

Neben Regelerweiterungen bzw. -fokussierungen und Lovecraftmonstern stellt Ken auch die verschiedensten anderen Themen vor. Von Geheimgesellschaften über Ortsbeschreibungen bis zu mystischen Artfekaten ist fast alles dabei.
In „Die Glocke“ wird beispielsweise ein (fiktives) Naziartefakt vorgestellt und ähnlich wie die Monster mit verschiedensten Erklärungen und möglichen Plothooks vorgestellt. Variierende Bezeichnungen, mögliche Funktionsweisen, Auffindungsorte, verbandelte Geheimgesellschaften und ein Abriss über die Quellenlage (bzw. welcher Verschwörungstheoretiker es in die Welt gesetzt hat und wirklich daran glaubt) geben eine mehr als ausreichende Grundlage um das Artefakt in eine Spielrunde einzubauen. Wer eines der Gumshoespiele spielt wird darüber hinaus konkrete Anwendungen auf die jeweilige Spielwelt finden. Was könnte „Die Glocke“ bei den Esoterrorists sein und was bei Cthulhu?
Etwas unverfänglicher aber ebenfalls spielnah ist auch das „Looking Glass“ auf Mumbai, Indiens zentraler Stadt. Natürlich aus Rollenspielperspektive wird Mumbai als möglicher Handlungsort vorgestellt und auf mystische Begebenheiten, mächtige Gruppierungen, spannende Abenteueransätze und bildhafte Orte abgeklopft.

Fazit

KWAS ist ein Produkttyp wie ich ihn mir wünsche. Gerade wenn man keine Zeit hat umfassende Quellenbücher zu lesen, ist die spielgerechte Aufbereitung der Themen sehr nützlich. Als PDF oder sogar im Ebookformat (epub und mobi) ist es eine optimale Inspirationsquelle für Unterwegs die sich auf einer Bahnfahrt lesen lässt und einen mit zahllosen neuen Ideen versorgt, die ohne viel Aufwand umsetzbar sind. Wer seine Abenteuer und seinen Hintergrund selber schreibt oder einfach an neuen Perspektiven interessiert ist, hat hier eine großartige Ideensammlung parat. Die kleinen „Hefte“ wollen keine eigene Recherche ersetzen, aber schaffen es einen erfrischenden Blick auf die verschiedensten Themen zu werfen. Gerade wenn ich daran denke wie viele umfangreiche Quellenbücher bei mir ungelesen herumstehen ist der Preis für die kurzen Hefte fair; schon allein weil die Chance dass das Material gelesen wird und wirklich auf den Tisch kommt wohl höher ist als bei umfangreichen Quellenbänden…

2 Kommentare zu Ken Writes About Stuff

  1. Ralf Schemmann // Juni 24, 2015 um 10:44 // Antworten

    Ken schreibt viele tolle Sachen und „Ken Writes About Stuff“ is großartig – aber Ashen Stars ist nicht von ihm, sondern von Robin Laws. Nur eine kleine Korrektur. ;)

  2. Hey,
    stimmt, Ashen Stars ist von D. laws, ich hab mich daher entschieden gehabt von ,Finger im Spiel‘ zu schreiben und nochmal geschaut ob er zumindest Abenteuer geschrieben hat ;). Inhaltlich wollte ich möglichst viele und möglichst unterschiedliche Spielwelten erwähnen die in KWAS diskutiert werden, und da ist Ashen Stars drin…

    :)

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