Der Fluch von Naar

Einsamer Wolf Band 20

Die Neuauflage des Einsamen Wolfes bei Mantikore hat sich erstaunlich beständig gehalten. Hatten es die Goldmannbände nur bis Band 12 geschafft, erreicht Mantikore bereits das nächste Etappenziel. Mit Band 20, dem „Fluch von Naar“ liegt nämlich der letzte Band der Großmeisterreihe vor. Und natürlich wird das nicht das Ende sein, denn die Bände der „neuen Kaikrieger“ stehen bereits in den Startlöchern, und das auch noch mit rundum überarbeitetem Design.

Naar

Aber zuerst einmal sind wir noch in der Großmeisterreihe. Die ist bekanntermaßen eher episch angelegt, was sich auch im vorliegenden Band zeigt. Hatten wir es vorher noch mit unserem Schatten-Ich zu tun, geht es diesmal gegen eine ganze Barrage an fürchterlichen Gestalten. Denn der Dunkle Gott Naar droht den Mondstein in seinen Besitz zu bekommen und ganz Magnamund mit seinen Armeen zu überrennen.
Alyss, unsere mystische Schutzpatronin, die wir unter anderem auch aus dem Roman kennen, geleitet uns durch ein Schattentor sicher zurück nach Magnamund, bevor wir durch ein weiteres in die finsteren Dimensionen Naars reisen. Hier beginnt ein Höllenritt durch verschiedenste, ansteigend bosartige Dimensionen um zum Mondstein vorzudringen, und – was fast noch wichtiger ist – wieder erfolgreich zurückkehren zu können. Die einzelnen Instanzen erinnern dabei bereits bestandenen Abenteuern. So treffen wir zahlreiche alte „Bekannte“, Monstertypen und Orte wieder, die wir nur allzugern vergessen hätten. Gekrönt wird jede Instanz von einem Endkampf, den wir oft mit Tricks lösen können.
Ein unverzichtbarer Begleiter ist dabei ein ominöser Foliant der Dunkelheit, ein metallenes Buch, dessen Seiten sich nur Stückweise und lediglich in fremden Dimensionen füllen. Dieses Buch versorgt uns mit nützlichen Hinweisen und Hilfsmittel, unter anderem den eigentlichen Namen diverser Widersacher.
Diese Dimensionsreise hebt sich stark von anderen Bänden ab. Durch die vielen Wechsel der Miniwelten hat das Buch einige Engführungen, um nicht zu sagen vorgegebene Wege. Letztlich können wir uns nur von Instanz zu Instanz fortbewegen und haben dabei außer Proben fast nur taktische Auswahlmöglichkeiten. Entlohnt werden wir dafür mit zahlreichen Erinnerungen an unsere vergangenen Abenteuer und epische Kämpfen. Diese sind recht abwechslungsreich gehalten und einfache Kämpfe über die Kampftabelle finden erstaunlich selten Anwendung. Dafür haben wir verschiedene taktische Optionen, und sei es bloß uns auszusuchen welche Kaifertigkeit wir nutzen. Etwas gedämpft wird dies durch das Fehlen von kreativen Zahenrätseln, ebenso fehlenden spielerischen Zwischensequenzen und einigen zu plötzlichen toten Enden. Fans der Reihe dürfte das nicht stören, insbesondere dann, wenn Sie sich auf die Verstrickungen der Antagonisten und die düstere Mystik der reihe einlassen können.

Und mehr

Aber das Buch wäre kein Einsamer-Wolf Buch wenn es sich auf diese Haupthandlung beschränken würde. Die fast 570 Seiten sind nicht nur gewohnt ansehnlich gesetzt, mit einer Farbkarte der Existenzebenen versehen und recht reich illustriert, sondern enthalten noch ein Zusatzabenteuer mit ganzen 185 Abschnitten.
Im Bonus-Abenteuer „Die Bewahrer von Kazan-Oud„, schlüpfen wir in die Rolle eines Lehrlings der Altmagie, der etwas enttäuscht darüber ist, für Verwaltungsaufgaben in der Stadt Herdos, Teil der Magiokratie Dessis, eingespannt zu werden.
Die Charaktererschaffung ist angenehm knapp. Wir wählen 5 aus 10 Fähigkeiten, würfeln unsere Werte aus (neben Kampfstärke und Ausdauer, kommt passenderweise die Willenskraft zum Zaubern hinzu) und bekommen noch eine Reihe an teilweise optionaler Ausrüstung. Mechanisch ist das Abenteuer soweit unspektakulär, spannend ist jedoch die Zeitpegel-Mechanik. Hierdurch sind wir gezwungen uns auf das wesentliche zu konzentrieren.
Dafür ist das eigentliche Abenteuer eine angenehme Abwechslung. Den Hintergrund machen zwar wieder die finsteren Kräfte aus, diesmal müssen wir jedoch einen Mordfall investigieren. Wir haben es also entgegen der Dimensionsreise des Hauptabenteuers mit einem Stadtabenteuer zu tun. Das Abenteuer fühlt sich dabei angenehm investigativ an. Wir können für den begrenzten Umfang erstaunlich viele verschiedene Orte besuchen, werden durch den Zeitpegel jedoch an zu exzessiven Durchsuchungen gehindert. Zwar wird diese nicht allzu intensiv genutzt, sie fügt dem Abenteuer jedoch ein Moment an Zeitdruck hinzu und macht es relativ schwer. Insgesamt kann das Abenteuer überdruchschnittlich überzeugen. Die Stadt wirkt lebendig, es gibt viele Optionen und Wege und das Abenteuer hört auch bei erfolgreicher Investigation noch lange nicht auf…

Fazit

Wie gewohnt ist auch Band 20 ein mehr als solides Buch der Einsame-Wolf-Reihe. Gerade auf Grund des epischen Charakters ist es sicher kein guter Einstieg für Neueinsteiger, auch wenn das Zusatzabenteuer ein besonders lohnendes Einzelabenteuer ist. Wer bis hierher gespielt hat, sollte auch Band 20 spielen, wer es noch nicht begonnen hat, fängt entweder bei Band 13 an, oder wartet auf die neuen Kaibände. Und wer sich eher für digitales erwärmen kann, darf die Bände 1-12 auch digital lesen.

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