Der Amboss der Welt
Ein Steam-Fantasy Roman
Es ist schon eine Weile her das ich hier die Novelle Die Frauen von Nell Gwynne’s der leider viel zu früh verstorbenen Kage Baker besprach. Nun liegt mir hier eine weitere Veröffentlichung der Autorin vor, ebenfalls im Mannheimer Verlag Feder und Schwert erschienen, dieses mal keine Novelle sondern ein Roman, Der Amboss der Welt.
Die Beschreibung der Gestaltung eines Romans von Feder und Schwert kann ich mir mittlerweile fast sparen, vermute ich mal, aber der Vollständigkeit halber: der Umschlag ist in der selben mattseidigen Art gehalten der mittlerweile Industriestandard geworden ist. Die Coverillustration zeigt ein Gefährt welches wie eine Verschmelzung aus Dampfmaschine und Postkutsche wirkt, und wie manche digital gemalte Comics wirkt die ich in den letzten paar Jahren gesehen habe. Mit den Schriftarten wurde hier wenig gespielt, was aber auffällt ist das der Roman nicht das Steampunk-Logo zeigt, sondern ein neues: Steam Fantasy. Da darf man also gespannt sein. Innen wurde wie immer eine gut lesbare Schrift gewählt, die weder positiv noch negativ großartig auffällt.
Der Roman beginnt mit dem Aufbruch einer Karawane aus der Stadt Troon in Richtung Salesh – wobei diese Karawane alles andere als Gewöhnlich ist. Zum einen reist die Karawane nicht auf Straßen und Wegen wie wir es kennen, sondern auf Schienen (Das Gefährt auf dem Cover ist eines der Fahrzeuge der Karawane), zum anderen sind da auch die Mitreisenden: Da ist zunächst der Karawanenführer, Schmied, der eigentlich ein sehr erfolgreicher Assassine ist, der aber aus diesem Gewerbe ausgestiegen ist und den Job von seinem Vetter zugeschustert bekommen hat. Oder der Arzt aus dem Volk der Yendri (Oder Grünis wie sie manchmal auch beleidigend von den Menschen genannt werden), Blühendes Ried, der scheinbar einen Groll gegen einen anderen Reisenden hat – nämlich Fürst Ermenwyr, der mit seiner wohlgeformten und äußerst wehrhaften Amme Balnshik reist. Diese Reise bleibt auch nicht Ereignislos, die Karawane wird einige male überfallen, und nicht nur wegen seiner Fracht – es stellt sich heraus das Fürst Ermenwyr der Sohn einer Heiligen ist, die von den Yendri verehrt wird als Symbol der Reinheit, und die einen Banditenfürst geheiratet hat der Zeitgleich ein Dämonenfürst ist, weswegen eine fanatische Gruppe Yendri, zu der auch Blühendes Ried gehört, Ermenwyr tot sehen mag. Auch die Köchin der Karawane, Frau Schmied, hat ein Geheimnis – sie gehörte einst einer Sekte an welche Liebe zwischen den Völkern der Welt propagierte, ebenso die verstorbenen Eltern der jungen Kundschafterin der Karawane. Die Karawane erreicht zwar ihr Ziel, aber nicht ohne Schäden, weswegen sich Schmied, Frau Schmied, und ein paar andere Angestellte der Karawane sich ohne Arbeit wiederfinden – und dank Ermenwyr im Besitz eines Gasthauses. Innerhalb des Gasthauses kommt es natürlich auch zu einer ganzen Reihe von Verwicklungen und Beinahekatastrophen an die unter anderem eine Leiche, der Bruder des Fürsten und auch der Leibarzt des Fürsten und die junge Kundschafterin beteiligt sind, aaber bald findest sich Schmied auf einem kleinen Dampfschiff wieder, und Fürst Ermenwyr führt ihn damit immer tiefer hinein in Legenden vom entstehen der Welt – und hin zu einer Entscheidung die über das Schicksal der Welt bestimmen wird.
Fazit:
Von der Schreibweise plätschert Der Amboss der Welt einfach vor sich hin, die Handlung zieht ein wenig an einem vorbei, wie eine Zugfahrt auf der man liest – auf einmal ist man am Ziel (bzw. an der spannenden Stelle), und es kommt einem vor als wäre man gerade losgefahren: Man hat was von der Landschaft bzw. der Handlung mitbekommen, fragt sich aber doch wo der Bahnhof / der Klimax auf einmal herkommt. Das ist auf keinen Fall negativ gemeint – ich mag den Erzählstil der Autorin sehr. Man hat nur die ganze Zeit das Gefühl, die ersten zehn Minuten des Films verpasst zu haben, und steht auf einmal mitten in einer Beziehungskomödie, die mit einer Entscheidung aus einem Thriller endet. Wem das interessant vorkommt, dem kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen. man sollte nur keinen Steampunk-Roman erwarten, man kann hier wirklich nur von Steam Fantasy sprechen, und selbst da hält sich der “Steam”-Aspekt so weit zurück das man ihn kaum noch wahrnimmt.
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