Das Leben eines Gezeichneten – Teil 57

Schatten im Zwielicht - Teil 5

18 Hesinde – 21 Hesinde
Wir kehrten mit diesem Teilerfolg zurück nach Warunk um im Mittagslicht die Kugel auf dem Marktplatz halb in einem Gebäude und eine große Menge an Menschen drum herum vorzufinden. Ohne Schatten der darauf aufpassen sollte, aber mit Pfeilen des Lichts, die sie sogleich beschlagnahmt hatten.
Unser Aufpasser wartete in einem Seitengässchen und berichtete, dass früh am Morgen der Boden weg gebrochen sei und die Kugel durch den Berg auf den Marktplatz gerollt ist… ungünstigerweise… und jetzt sicherlich wenn nicht ganz so mindestens halb kaputt war. Und die Einstiegsmöglichkeiten, zumindest die ungesehene Variante, deutlich schwerer zu erreichen war.
Aber es half ja nichts, wir mussten zurück und so beschlossen wir es nachts zu versuchen… Ich schickte die Wachen schlafen und gerade als alle eingestiegen waren, kamen zwei Pfeile des Lichts auf uns zu und versuchten uns an einer Flucht zu hindern. Aber der Limbus war schneller und so fiel sogar einer der Magier mit uns hinein.
Ich war dafür den jungen Mann mit in die Kugel zu nehmen, vielleicht könnte er noch mal nützlich werden.
Er wurde dann auch entsprechend freundlich von den Schatten empfangen und wir durften uns die nächsten Tage mal wieder die Zeit vertreiben.

22 Hesinde – 30 Hesinde
Die Tage verliefen hier recht gleichmäßig und ohne großartige Störungen von außen, so dass ich sowohl meiner neuen Tätigkeit, als auch anderen, eigenen Dingen nachgehen konnte – und mal wieder einen merkwürdige Traum hatte.
Gegen Mittag meines Tsatages trat seine Spektabilität zu mir ins Zimmer und setzte mir ein Huhn in einem Käfig vor die Nase mit der Bemerkung, dass das Taruk sei und ich jetzt auf ihn aufpassen sollte. Ich wollte gar nicht wissen warum Taruk plötzlich ein Huhn war… etwas Gutes kann es jedoch nicht gewesen sein.
Als ich meine Lust verlor ihn mit meiner Feder in die Seite zu stechen und zu schauen wie er reagierte, holte ich unten aus dem Wassergraben eines der Chimärenhühner um zu sehen ob er sich auch in dieser Gestalt auf eine winzige Herausforderung einlassen würde. Leider schien ihm dieser Sinn zumindest für die Chimäre abhanden gekommen zu sein.
Ich ignorierte ihn den Rest des Tages und schaute ab und an aus dem Fenster um den Schülern beim Aufbau der Dekoration fürs Fest zu Ehren Hesindes zuzuschauen. Gegen Abend verwandelte sich Taruk zurück… nackt und ging zunächst nach seiner Kleidung suchen, während ich mich in die große Festhalle aufmachte.
Es war ungewöhnlich gesellig und recht viel los hier. In Brabak hatte man nicht viel auf dieses Fest gegeben, aber hier schien es gleich einem Jahresbeginn, der es früher auch gewesen war, gefeiert zu werden… oder vielleicht eher einem Jahresende?
Gerade als das Essen soweit war nahm ich aus den Augenwinkeln eine huschende Bewegung war, die sich aber nur als Schatten herausstellte… nach einem weiteren Blick allerdings als Schatten ohne Körper, also wohl doch etwas Ungewöhnliches. Er huschte zu uns herüber und sprach mit einer rauchig belegten Stimme, dass er verfolgt werde und wir uns hüten sollten. Dann verschwand er mit panischen Bewegungen in Richtung Tür, während aus der gegenüberliegenden Wand ganze vier Karmanthi brachen und ihm hinterher setzten.
Das versetzte die Magier schon in Aufruhe – wenn gleich es sehr dämlich vom Schatten gewesen war zu verschwinden, anstatt da zu bleiben wo man ihm hätte helfen können – aber so ist das ja immer im Leben.
Greifwin und Taruk mussten ihm natürlich hinterher stürzen um sich irgendetwas zu beweisen… Leowulf und ich schlenderten mehr in gegebene Richtung und als wir dort eintrafen, sprang der letzte der Karmanthi in den Limbus zurück. Der Schatten war verschwunden und vermutlich zerrissen worden, aber es konnte uns auch niemand mehr verraten warum gerade das hier passiert war. Der Magier dessen Schatten es gewesen war verbrachte gerade seinen Urlaub in Al’Anfa. Und womit er eventuell jemanden erzürnt haben könnte war nicht klar.
Wir gingen also zum Fest zurück und feierten weiter – in meinem Fall einfach meinen Tsatag.

1 Firun – 2 Firun
Am nächsten Morgen erhielten wir einen weiteren Auftrag – ich frage mich langsam wie lange das noch gehen soll. Wir sollten nach Altaia aufbrechen und dort versuchen herauszufinden was zwei vorherigeren Expeditionen nicht gelungen war. Nämlich warum die Stadt zerstört worden ist. Und auf dem Rückweg sollten wir den Magier Galotta besuchen und anfragen ob er sich unserer Sache anschließen möchte.
Wir sollten mit dem Schiff bis Charypso reisen und uns dann durch den Dschungel schlagen. Schon wieder Dschungel. Ich hasse Dschungel!
Wir brachen dennoch am nächsten Morgen zum Hafen auf um in See zu stechen. Neben
uns vieren waren noch etliche andere Schatten bei der Mission. Offensichtlich war es seiner Spektabilität recht wichtig, wobei ich mich frage was er für eine Erkenntnis gewinnen wollte.

3 Firun
Morgens wurde ich durch Hektik aus meinen Beobachtungen des Horizontes gerissen, da sich irgendein Leck unter dem Schiff gebildet hatte, nun Wasser einlief und die Besatzung etwas kopflos auf dem Schiff umherlief bis einer der Magier das Leck verschloss.
Als wieder halbwegs Ruhe eingekehrt war konnte ich Wale am Horizont erkennen, aber der Kapitän schien sich nicht darüber zu freuen, wie ich es vielleicht erwartet hätte, sondern zeigte sogar Angst vor diesen Tieren. Ich versuchte ihm zu sagen, dass sie harmlos sind und nicht mal Zähne im eigentlichen Sinn haben – ich hatte mal einen toten Wal am Strand gefunden und ihn mir näher angesehen – aber er war nach wie vor der Meinung, Wale sein das Böse schlechthin.
Gegen Nachmittag zog ein Perldrache über uns seine Kreise und unser kleiner Taschendrache versuchte seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken in dem er sich herauspolierte. Ich erschuf zum Spaß einen FlimFlam und beleuchtete ihn, aber der Drache nahm keine weitere Notiz und verschwand wieder.

Mir wehte eine kräftige Brise ins Gesicht. Es roch nach Salz und Fisch. Als ich die Augen öffnete sah ich, dass ich auf den Planken eines Schiffes stand, welches eine Meerjungfrau als Bugfigur hatte. Auf dem Deck war reges Treiben erkennbar. Links vom Schiff lag eine Insel oder vielleicht auch ein Stück von einem Kontinent. Es war tropisch und grün. Dschungel. Die Mannschaft war damit beschäftigt das Schiff zu entladen. Unter den vielen Matrosen befanden sich auch einige Menschen in dunkelblauen Roben mit der weißen Hand oder dem schwarzen Gegenstück dafür. Auf einer Kiste, welche ein stattlicher Matrose schleppte, saß Baharany und winkte mir aufmunternd zu. Irgendwo über mir schrie eine Möwe oder das tropische Äquivalent dazu. Adaque und Ferugian verließen das Boot und begaben sich an den Hafen. Offensichtlich gab es doch Züge von Zivilisation hier. Der Hafen lag direkt am Dschungel, schien aber ziemlich groß zu sein. Der Blick über die rechte Bordwand bescherte mir einen weniger schönen Anblick auf
schroffe  Felsen und toten Menschen auf diesen. Angebunden mit Ketten, sowie weitere Schiffe vor Anker.
Mein Blick schweifte über die Szenerie, das Meer, den Hafen, die grünlich blauen Bäume im Hintergrund, die Toten, wieder das Meer… Tote?! und fiel dann nochmals auf jene seltsamen Gestalten, die auf den Felsen zu hängen schienen. Was soll denn das?
Angekettet auf dem Felsen waren mehrere Dutzend toter Menschen. Vermutlich waren diese mit dieser Art der Hinrichtung wegen irgendwelcher Vergehen bestraft worden. Zwischen den vielen Toten tummelten sich Seemöwen, welche die Reste des Fleisches von den Knochen pickten. Auch muteten die Felsen auf welche die Toten gebunden waren eher wie versteinerte Ungetüme an.
Sehr merkwürdig… Aber solange ich nicht wusste wo ich war, eher müßig mir darüber Gedanken zu machen.
Ich wandte den Blick von den seltsamen halb zerpickten Toten ab und richtete ihn wieder auf den Hafen. Welcher auch immer dies ist… irgendwo im Süden jedenfalls, zumindest den Bäumen nach, und begann mir einen Weg an Land zu suchen, vorbei an jenen die Kisten schleppend ebenfalls den Weg an Land suchten.
Der Hafen selber war übersäht mit verschiedenen Gesichtern, Menschen, Achaz, einige wenige Schwarzpelzen, Mohas. Trotz der unterschiedlichen Abstammung hatten alle Gesichter eines gemeinsam: Grimmigkeit. Keinem von denen mochte man einsam im Dunkeln begegnen. Wie zur Bestätigung dieser Anname besagte ein altes Schild mit Totenschädel auf zwei gekreutzten Schwertern den Hinweis ” Willkommen in Charypso”.
Also wirklich im Süden… aber was soll ich denn hier? Inzwischen war ich mir sicher in einem merkwürdigen Traum gestrandet zu sein.
Ich wanderte ein bisschen im Hafen umher und schaute mir hier und da die Leute an.
Die Menge scherte sich recht wenig um mich und dann hörte ich jemanden meinen Namen rufen.
Als ich mich umdrehst sah ich wie Adaque einem Connar etwas mitteilte und der dann für einen kurzen Augenblick in meine Richtung schaute, aber nicht weiter reagierte. Kurz darauf entfernte sich die Gruppe Richtung Stadt. Das Bild verschwammt, und ich stand in einer Ruine von einer Stadt, in der Entfernung Wasserfälle und eine geborstene Mauer. Ein großer Knochenberg zeugte von den Resten von einer großen Anzahl von Menschen. Baharany saß auf ihm und warf ab und an einen in die Büsche.
Na wunderbar!
Ich trat näher an den Knochenberg heran, nahm einen der Knochen hoch und schaute ihn mir genauer an.
Humanoid. Bei genauerer Betrachtung menschlich. Verbrannt. Nicht zu erkennen ob vor dem Auftürmen auf diesen Berg verbrannt oder hinterher. In Richtung der Wasserfälle stieg Dampf auf und in der Nähe eines zerstörten Gebäudes war eine Insel inmitten eines Sees sichtbar.
Das Bild verschwamm und ich war wieder auf einem Schiff. Diesmal tobte ein Kampf um mich herum. Geschosse fielen ins Wasser. Dann stand ein Schiff in Flammen und sank. Baharany bediente eine Rotze und gab einen Triumpfschrei von sich als sie etwas getroffen hatte, das gegnerische Schiff dunkelblau auflammte und sich mit Feuer überzog. Kurz darauf brannte auch das Wasser. Ein getroffener Matrose taumelte duch mich hindurch und stürzte über die Reling.
Das wurde ja immer besser…
Ich beobachtete weiter das Geschehen.
Eine riesige Spinne lief über das Wasser und brachte es zum Brennen wo ihre Füße mit dem Wasser in Berührung kamen. Ein weiteres Schiff sank. Riesige Asquarati kreisten über mir und explodierten in Feuerbällen. Dann bohrte sich mir ein Arm eines Dämons in die Brust. Schmerz. Alles wurde schwarz. Ich wachte auf an einem Sandstrand. Eine kleine Sandburg geschmückt mit Muscheln zierte das Bild.
Ich blieb erstmal liegen und starrte nach oben.

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