Salon der Schatten

Michael Masberg - Splitterdämmerung 1

Ja, ihr habt richtig gelesen. Splitterdämmerung 1. Aber nicht etwa der Roman zum ersten Abenteuer der Splitterdämmerung. Nein, da ist nämlich noch ein Splitter übrig geblieben nach den ganzen Ereignissen in der eigentlichen Splitterdämmerung. Und um den geht es hier. Doch fangen wir von vorne an…

Mehr oder weniger durch Zufall hat Gorodez Sgirra herausgefunden, dass der verrückte Mechanicus Leonardo, welcher schon seit einigen Jahren den Splitter des Agrimoth führt, einen ganz besonders perfiden Plan hat. Er hat eine Weltenmaschine gebaut, welche Borbarads ursprünglichen Plan die Magie jedem einzelnen Menschen zu geben, nun umsetzen soll. Doch damit das auch funktioniert, benötigt er noch etwas ganz besonderes aus Vinsalt, etwas das bei der Praioskirche aufbewahrt wird und – so zumindest die Vermutung des kränklichen Magiers – auch für die Vernichtung der Maschine sorgen kann. Also fasst er den Plan doch das Gesuchte lieber selbst zu stehlen und die Maschine zu zerstören. Doch alleine wird das schwierig und so hat er wieder einmal den Salon der Schatten einbestellt. Ein Zusammenschluss von zwar finsteren Gesellen, die aber dennoch erkannt haben, dass die Welt wie sie ist eigentlich ganz nett ist, und die Niederhöllen dort nichts zu suchen haben. Seiner Einladung folgen Niamh – die Unterweltkönigin Vinsalts, Pôlberra – der brabakische Untotenbeschwörer, Arestas – ein Schüler Pôlberras und Laila – die Schülerin von Chimärenmeisterin Sefira, welche nicht etwa im Namen ihrer Meisterin anreist, sondern endlich einmal selbst ein Abenteuer erleben möchte. Zwar sind die restlichen Salonmitglieder nicht sonderlich angetan von der ganzen Geschichte, aber einfach so zusehen können sie auch nicht. Doch Gorodez hat mit einem nicht gerechnet und das könnte schwerwiegende Folgen haben…

Im Roman selbst trifft der Leser auf altbekannte Figuren, welche nicht nur im allgemeinen Hintergrund der Welt aufgetaucht sind, sondern eben besonders in den ersten beiden Romanen des Autors (Der Kreis der Sechs und Der Nabel der Welten) bzw in anderen DSA Romanen und neueren Quellenbänden in denen zum Teil auch der Hintergrund, welcher dann hier bloß erwähnt wird, beschrieben ist (etwa die Verbindung zwischen Pôlberra und Galotta). So ist eine der Hauptfiguren – Gorodez Sgirra – erst im Zusammenhang mit der Drachenchronik und eben jenen beiden Romanen aufgetaucht, während etwa die Chimärenmeisterin Sefira aus Stätten okkulter Geheimnisse stammt.
Man bekommt hier als Leser nicht die Geschichte eines kleinen Mannes, der ein Held wird, sondern die Geschichte von Männern und Frauen, bei denen das schon länger her ist, die also schon eine gewisse Machtbasis erreicht haben und daher mit anderen Dingen konfrontiert werden können. Wie auch schon die ersten beiden Romane des Autors ist auch dieser äußerst lebendig geschrieben, die Personen sind trotz jeweiliger Ich-Perspektive gut zu unterscheiden und deren Handlung nachzuvollziehen. Auch wartet die Geschichte selbst mit einigen Überraschungen auf – vielleicht nicht unbedingt für den Leser, aber zumindest für die Charaktere.
Interessant zu sehen ist der Wandel des Regelwerks von DSA4 auf DSA5. So heilt hier ein Geweihter eine Schürfwunde eines Kindes mit einem entsprechenden Segen – was wohl zu Zeiten von DSA4 eine absolute Verschwendung von Karmaenergie gewesen wäre und niemand gemacht hätte, jetzt mit den neuen Regenerationsregeln aber besser umzusetzen ist. Ebenso sind einige Zauber bzw Rituale verändert, fügen sich aber lückenlos in die Geschichte ein, wenn man nicht gerade ein absoluter DSA4-Regelfanatiker ist (und dann natürlich der Meinung, dass darf so nicht gehen). Gleiches gilt wohl für einen netten Praiosgeweihten – den es so vermutlich nach bestimmten Meinungen auch nicht geben dürfte, aber mal etwas erfrischend anderes als die üblichen Fanatiker ist – gerade auch weil er in Zusammenhang mit einem eben solchen auftaucht und daher schön die Spannungen seit der Rückkehr des heiligen Lichts verdeutlicht.
Die Geschichte ist zwar mit Ende des Bandes nicht abgeschlossen, aber doch an einem Punkt, an dem man eine gute Pause machen kann. Dennoch darf man darauf hoffen, dass es dieses Mal nicht wieder eine halbe Ewigkeit dauern wird, bis der zweite Teil erscheint oder dort zumindest eine entsprechende Zusammenfassung der Handlung eingebaut ist, so dass der Leser nicht so verloren ist.

Fazit
Wer schon die Bände der Drachenschatten gerne gelesen hat, wird mit diesem Roman keinen Fehler begehen. Aber auch wer den Autor noch nicht kennt, sollte einen Blick in diesen Roman werfen. Allerdings muss definitiv gesagt werden, dass Kenner des Aventurischen Hintergrundes mehr auf ihre Kosten kommen werden, als jene, denen das alles völlig neu ist – denn natürlich kann man in einem Roman nicht einfach so einen guten Teil einer in über 25 Jahren gewachsenen Geschichte beschreiben, so dass viele Ereignisse eben zwar Aha-Erlebnisse auslösen können, wenn man von ihnen weiß, aber ansonsten wohl am Leser vorbeifließen werden – dies sind jedoch keine für die Handlung wichtigen Geschehnisse, so dass sie natürlich trotzdem nachzuvollziehen ist. Das einzige was der geneigte Leser beachten sollte ist, dass durchaus auch Charaktere sterben – wer wird natürlich nicht verraten.
Man darf also gespannt auf den zweiten Teil warten.

Mit freundlicher Unterstützung in Form eines Rezensionsexemplars von der Ulisses-Spiele GmbH und dem F-Shop.

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