O steht für Optionen

Buchstabensalat mit Infernal Teddy

I.) Einleitende Worte
Jeder hat gerne die Wahl. Oder, um es anders zu formulieren, niemand hat es gerne, wenn ihm die Möglichkeit genommen wird, eine Entscheidung zu treffen. Dies gilt natürlich auch bei der Ausführung seiner Hobbys, und erst recht bei unserem Hobby, dem Rollenspiel. Wir sammeln Zusatz- und Ergänzungsbänder für unsere Systeme wie Survivalisten Einmachgläser, und wenn man sich dann umhört ist der Grund der am häufigsten genannt wird “neue Optionen” oder “neue Möglichkeiten”. Aber brauchen wir denn wirklich all diese Optionen, diese Möglichkeiten die wir uns mit diesen Büchern erkaufen, oder haben wir nicht längst den Punkt überschritten, an dem wir ironischerweise durch all diese Möglichkeiten schon wieder eingeschränkt werden? Welchen Sinn haben Optionen die man nicht einsetzen kann, weil man sie sich sowieso nicht merken kann?

II.) Für Spieler
Als Spieler lieben wir Optionen. Optionen bedeuten für Spieler mehr Möglichkeiten, ihre Charaktere auszugestalten, detaillierter zu gestalten, und wir lieben diese Möglichkeiten. Mehr Waffen, mehr tolle Fähigkeiten, mehr Möglichkeiten, unseren Charakter so zu gestalten, dass er sich auf jeden Fall von anderen Charakteren nicht nur spielerisch sondern auch mechanisch unterscheidet. Besonders gute Beispiele dafür sind Shadowrun mit seinen vielen Büchern zu Waffen, Cyberware und mehr, und Pathfinder mit den dünnen Handbüchern, welche Spielern eine Vielzahl an Optionen für bestimmte Charakterkonzepte bieten. Man wird bei manchen Spielen einfach mit Optionen überhäuft – die Frage die sich mir dann stellt ist allerdings die, wann denn “viele Optionen” gleichbedeutend wird mit “zu viele Optionen”. Wie viele schwere Pistolen, wie viele thematische Spezialfeats brauche ich denn wirklich? Ich bin ja bekanntlich nicht so oft Spieler, aber ich habe als Spielleiter auch schon den Punkt überschritten an dem ich noch den Überblick behalten könnte darüber, was meine Spieler an den Tisch bringen könnten. Bedeutet das, das ich der Meinung bin, es sollte weniger Optionen für Spieler geben? Nein, nicht zwangsweise. Aber ich hätte gerne weniger bedeutungslose Optionen. ich brauche weniger Waffen die sich in nur einem Punkt bei einem Wert unterscheiden, weniger Talente die sich nur geringfügig von anderen Talenten unterscheiden. Eine Wahl sollte auch eine Bedeutung haben, etwas verändern. Wenn ich drei duzend Optionen habe, aber diese sich nur geringfügigst unterscheiden, dann ist das wie in einem schlechten Computerrollenspiel, bei der die einzige Entscheidung die mir offen steht die ist, ob ich Blond bin oder rothaarig, ohne das diese Entscheidung Auswirkungen auf das Spiel hat.

III.) Für Spielleiter
Optionen für Spielleiter sind meist seltener als welche für Spieler, haben aber in der Regel weitreichendere Konsequenzen für die Gruppe als Ganzes – schließlich handelt es sich dabei meist um Optionale Regeln welche das Spielgefüge entscheidend beeinflussen. Das können so kleine Optionen sein wie die Frage wie schnell der Stufenaufstieg bei Pathfinder laufen soll, oder so große wie der Austausch der oWoD Regeln gegen die der nWoD für eine Mage: the Ascension-Kampagne. Diese Optionen sind es auch, die das Spielgefühl am ehesten verändern werden – ob jetzt mehr schwere Pistolen da sind ändert die Art des Spiels nicht, die Verwendung des Kampfhandbuchs bei Rolemaster dagegen schon eher. Mit entsprechenden optionalen Regeln und Zusatzregeln hat man als Spielleiter aber die Möglichkeit, ein Spiel ganz seinen Wünschen gemäß anzupassen, das Spiel dazu zu bringen, das zu sein was man haben möchte. Besonders gute Beispiele für “Baukästen”-Bücher mit entsprechenden Regelsammlungen sin da Unearthed Arcana für D&D 3.5 und die Mirrors-Bücher für die neue World of Darkness.

IV:) Schlußworte
Ich denke, man erkennt das ich Optionen gegenüber nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehe, so lange die Optionen auch Bedeutung und Gewicht haben. Optionen welche keine Bedeutung haben, bzw sich nur wenig von einem halben duzend anderen Optionen unterscheiden sind in meinen Augen eine Verschwendung von Papier, Tinte und die Zeit die ich investieren muss um die Optionen lesen zu können. Ich mag Optionen welche mein Spiel verbessern oder meinem Charakter echte neue Möglichkeiten bieten, und ich bin auch bereit dafür Geld auszugeben.

1 Kommentar zu O steht für Optionen

  1. Da bin ich ganz bei dir. Gerade der Punkt:
    “Aber ich hätte gerne weniger bedeutungslose Optionen. ich brauche weniger Waffen die sich in nur einem Punkt bei einem Wert unterscheiden, weniger Talente die sich nur geringfügig von anderen Talenten unterscheiden.”
    kann nicht genug betont werden.

    Eine sehr schöne Serie übrigens, die ich immer gerne lese.

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