Der ewige Krieg – Gesamtausgabe

Drei Sci-Fi-Kriegsromane in einem

Der ewige Krieg, ein Meilenstein der SF von Joe Haldemann ist nun zusammen mit Am Ende des Krieges und dem ebenso berühmten Der ewigen Frieden in einem Band beim Manticore Verlag erhältlich. Fast 700 Seiten umfassen die drei Bände zusammen und kommen in einer schicken Hardcovervariante daher, die schon ohne Inhalt gut aussehen würde. Außerdem gibt es im Buch noch einen Flyer für die aktuelle MantiCon auf dessen ausklappbarer Rückseite das Cover des Buches in A3 zu sehen ist und ein schickes rotes Lesebändchen. Die Übersetzung der drei Bände ist von Manticore neu gemacht worden und größtenteils fehlerfrei.

Der ewige Krieg
William Mandella ist Einberufen worden in den Krieg gegen die Taurier zu ziehen. Unbekannte Aliens, die bislang einige irdische Kolonistenschiffe zerstört haben sollen. Um für die Kampf gewappnet zu sein, muss er erst eine Reihe von Basistrainings absolvieren, was ihn unter anderem auf Charon führt. Nach dieser Ausbildung geht es dann direkt zum ersten Einsatz. Eine taurische Basis angreifen und wenn möglich einen Gefangenen nehmen. Um zu jenem Planeten zu kommen werden eine bestimmte Art schwarze Löcher verwendet mit denen eine Reise zwischen entfernteren Punkten des Universums in Nullzeit überbrückt werden können. Zwischen diesen Portalen bewegen sich die Raumschiffe der Menschen mit einem Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit. Bedingt durch diese Art der Bewegung existieren naturgegeben Zeitdilatationen, so dass Mandella nach seinem ersten Einsatz nicht etwa nur wenige Monate später zurück zur Erde kehrt, sondern dreiundzwanzig Jahre später.
In dieser Zeit hat sich einiges auf unserem Planeten verändert und auch der eigentlich hohe Sold, denn die Soldaten hätten haben sollen, ist nicht so hoch, wie gedacht. Schnell bemerken die Veteranen, dass das neue Leben auf der Erde nichts für sie ist, und verpflichten sich weiter. Doch damit fangen die Probleme erst an.

Der Autor schreibt selbst zu Beginn des dreiteiligen Buches, dass vermutlich heute niemand mehr daran denkt, dass es eigentlich nur eine Verarbeitung seiner Erlebnisse im Vietnamkrieg gewesen ist, die ihn dieses erste Buch hat schreiben lassen. Und vermutlich stimmt das auch. Andererseits haben wir unsere eigenen Kriege.
Jeder Leser mit ein wenig Ahnung über den Autor (oder der Fähigkeit die Beschreibung im Buch zu lesen) merkt schnell, dass die Hauptfigur dieselbe Ausbildung wie der Autor hat, nämlich Physiker ist. Haldeman erzählt die Geschichte auch direkt in der Ich-Perspektive und bindet damit dem Leser schnell ins Geschehen ein. Durch den Haldemanschen Schreibstil hat der Leser schon zu Beginn wenig Lust das Buch beiseite zu legen, denn die Kapitel sind kurz und enden in der Regel so, dass man weiter lesen möchte. Die Geschichte läuft schnell ab, die Sprünge zwischen den Handlungen sind zum Teil groß – wen wundert es, sind es doch später Jahrhunderte, die innerhalb der Geschichte übersprungen werden.
Hierdurch kommt allerdings im späteren Verlauf weniger Stimmung auf als zu Beginn, weil einfach Informationen fehlen. Diese fehlen aber auch dem Erzähler selbst und so tut dies der Geschichte keinen Abbruch. Natürlich sind die Zukunftsvorstellungen geprägt von den 60er/70er Jahren und somit heute nicht mehr sonderlich realistisch, wobei offensichtlich auch damals schon die Welt(über)bevölkerung ein großes Thema war, dem man in diesem Roman mit (Zwangs-)umwandlungen zur Homosexualität begegnet.
Das Ende ist nicht wirklich unerwartet – also der Grund aus dem Krieg geführt wurde – und wird hier natürlich trotzdem nicht vorweg genommen, aber dennoch ein konsequenter Schluss.

Am Ende des Krieges
Nachdem der Krieg vorbei war und die Soldaten nicht mehr benötigt wurden, hatten sie die Wahl sich dem anderen Menschen anzuschließen – einer genetisch optimierten Version, die für jeden Toten einfach einen Neuen von sich selber klont – oder auf einem der weiter außerhalb liegenden Planeten in kleinen Gemeinden weiter zu leben. Da Mandellas Freundin sich schon vor Ende des Krieges für Mittelfinger entschieden hatte und dort in der Time Warp nahe Lichtgeschwindigkeit auf ihren langjährigen Freund wartete, ist dies auch Mandellas Ziel gewesen. Das ist zu Beginn der Geschichte mehr als 20 Jahre her. Die beiden haben einen Sohn und eine Tochter, verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit Unterricht an der High School und beim Fischen am nahen See und kommen sich dennoch vor wie Gefangene in einem Zoo. Der andere Mensch erhält diese Zivilisationen nämlich nur, falls bei der genetischen Planung und Perfektion seiner selbst nicht alles berücksichtigt wurde und man dann auf weiteres genetisches Material zurückgreifen kann. Dies schmeckt allerdings Mandella und den restlichen Veteranen wenig und so beschließen sie die Time Warp ein letztes Mal zu verwenden und für 40.000 Jahre zu verschwinden, was für sie selbst allerdings dank Zeitdilatation nur 10 Jahre sein wird, doch der andere Mensch und die inzwischen befreundeten Taurier sind dagegen und so muss ein ausgeklügelter Plan her. Und erst einmal im Weltraum angekommen kommen noch viel größere Probleme auf sie zu.

Die Geschichte ist die gelungene Fortsetzung des ewigen Krieges und wirkt ein bisschen wie eine gute Fan-Fiction zum ersten Teil, auch wenn das beim selben Autor natürlich kein zutreffender Begriff ist. Die Ursache wird vielleicht darin begründet sein, dass der Autor um diese Fortsetzung gebeten wurde und nicht von selbst die Idee dazu hatte.
Auch hier ist die Schreibweise ähnlich wie im ewigen Krieg enorm schnell. Der Leser wird von Kapitel zu Kapitel weiter gezogen und möchte gerade zum Ende hin wirklich Wissen was denn Sache ist mit den ganzen Problemen. Die Lösung des Ganzen ist dann allerdings sehr metaphysisch und gefällt daher vielleicht nicht jedem. Aber gerade für Leser, die sich schon einmal ähnliche Fragen gestellt haben, wird auch das ein Thema sein, über das man nach Beendigung des Buches mit seinem Freunden sprechen könnte.

Der ewige Frieden
Julian ist im Jahre 2043 Teilzeitsoldat bei der Armee der Allianz im Krieg gegen die Ngumi, von den wirtschaftsstarken, “zivilisierten” Ländern die Bezeichnung für die Mitglieder aus Südamerika, Afrika und Teilen Asiens. Die Allianz nutzt für die wirklich gefährlichen Einsätze im Feindesland sogenannte Soldierboys, durch Menschen ferngesteuerte Kampfroboter. Hierbei bilden immer zehn Menschen zusammen eine Einheit welche in ihren Einsatzzeiten in ein Bewusstsein verschmelzen um besser taktieren zu können.
In seinem restlichen Leben ist Julian Physiker und arbeitet unter anderem zusammen mit seiner Freundin Amelia an dem sogenannten Jupiter-Projekt. Ein riesiger Teilchenbeschleuniger um Io herum, welcher dem Urknall nahe kommen könnte.
Julian war noch nie ein Freund von diesem Krieg und als er eines Tages auch noch einen kleinen Jungen bei einem Einsatz erschießt, bricht er seelisch total zusammen. Er beginnt über Selbstmord nachzudenken und weiß nicht mehr weiter, da ihm selbst der Zugang zu seinen Kameraden verwehrt wird. Dann jedoch eröffnet ihm Amelia eine Entdeckung, die den ganzen Planeten verändern könnte.

Auch wenn es sich ein bisschen so anhört vom Titel her, ist der ewige Frieden keine Fortsetzung vom ewigen Krieg oder hat sonst irgendwie einen Zusammenhang mit diesem. Es ist lediglich ebenfalls ein Kriegsroman und er spielt in der Zukunft und hat wie auch schon Am Ende des Krieges einen fast philosophischen Ansatz über den Grund für Kriege und den Menschen an sich. Die Erzählperspektive der Geschichte ist allerdings dieses Mal abwechselnd die Ich-Perspektive Julians (welcher wiederum den Autor in der Geschichte darstellt) und eins Erzählers mit Blick auf die Geschehnisse was den Lesefluss zum Teil sehr behindert und die Lesegeschwindigkeit sehr reduziert. Es gibt auch lediglich diese Perspektivenwechsel als eine Art Kapitel. Der Leser wird also nicht mehr so sehr mitgezogen wie bei den anderen beiden Romanen. Die Geschichte ist bedingt durch ihren Entstehungszeitpunkt viel aktueller und somit näher an der möglichen Zukunft als die Vorstellungen im ewigen Krieg bei der ja noch 2007 sehr seltsame Vorkommnisse auf der Erde waren und die Menschen noch 1000 Jahre später in selbst gebauten Kampfanzügen durch die Gegend rannten.
Dennoch ist auch dieser Roman ein gelungenes Stück Sci-Fi, welches wiederum gerade zum Ende hin sehr zum Nachdenken anregt.

Zusätzlich zu diesen drei Romanen gibt es noch ein Interview mit Joe Haldeman von Seitens des Manticore Verlags.

Fazit:

Wer auch nur den Hauch eines Interesses für das Genre aufbringt hat das gefälligst zu lesen. Was lest ihr hier überhaupt noch. Los. Kaufen.

Mit freundlicher Unterstützung in Form eines Rezensionsexemplars vom Manticore Verlag.

2 Kommentare zu Der ewige Krieg – Gesamtausgabe

  1. Feine Rezi! Danke!

    Wenn ich meine lange To-Do-Liste durch habe sollte ich das wohl dringend mal lesen…

  2. Wow, was ne Rezi, und wie verdammt schnell du bist!

    Ich les es gerade auch und kann deine Begeisterung nur teilen. Es ist trotz seines Alters nicht antquiert und liest sich sehr gut weg. Überrascht bin ich auch wie viel gute Ideen Haldeman über die (technische) Entwicklung unterbringt.und die Ideen dann auch noch sehr konsequent umsetzt.

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