Das Leben eines Gezeichneten – Teil 89

Rohals Versprechen - Teil 11

19 Rahja
Nach dem wir unser Frühstück zu uns und die Pferde aus dem Stall genommen hatten, liefen wir hinüber zu der Stelle neben dem Haus an der der Dieb gestern einige Spuren gefunden hatte, aber zu müde war um sie näher zu betrachten. Und, inzwischen leicht verweht, zeigten sich tatsächlich Hufabdrücke im Staub und Spuren eines Kampfes. Vermutlich hatte man Darken mitgenommen. Warum auch immer.
Wir folgten den Spuren – ich für meine Teil, weil sie in die gewünschte Richtung führten – und erreichten Mittags ein Dorf in dem man vier Leute gesehen hatte, die dort gestern übernachtet hatten. Einer davon wurde vom Aussehen wie Darken beschrieben, aber das musste auch wiederum nichts heißen, denn angeblich hätte er viel getrunken und dazu schien er mir nicht der Typ zu sein, ebenso wenig wie man ihn das wohl in mitten von Feinden hätte erlaubt. Es sei denn er ist nicht in mitten von Feinden gewesen…
Wir ritten dann weiter die Straße entlang und etwa gegen Mitte des Nachmittags verlor sich die Spur im Staub der Straße. Wir ritten trotzdem weiter und gelangten abends in ein weiteres kleines Dorf in dem die Gesuchten aber niemand gesehen hatte. Einzig während meiner Nachtwache ließ sich auf dem anderen Hausdach gegenüber ein großer Vogel nieder, denn ich im kommenden Licht des neuen Tages als maraskanischen Raubvogel identifizieren konnte… höchst merkwürdig.

20 Rahja
Nachdem wir etwas Weg hinter uns gelassen hatten, tauchte der Vogel wieder auf und ich hatte schon innerlich beschlossen ihn mittels Fulminictus vom Himmel zu holen, als am Horizont eine Staubwolke näher kommende Reiter ankündigte und ich jene erst einmal abwarten wollte. Man konnte nie wissen. Sie erwiesen sich als Ucuriaten, also Boten im Auftrag der Kirchen, aber man sollte wohl auch jenen gegenüber nicht unbedingt Magieanwendung zeigen, immerhin stammten sie von der Praioskirche ab. Dummerweise hatte der Vogel wohl auch lieber das Weite gesucht
und war verschwunden als die Geweihten aus meinem Sichtfeld verschwunden waren.
Da das Dorf, welches wir gegen Abend errichten ebenfalls niemanden gesehen hatte, auf den die Beschreibung der Verfolger passte, ritten wir noch bis etwa Mitternacht weiter und rasteten am Wegesrand. Der Vogel zog nochmals über uns hinweg und verschwand dann in den Wolken.

21 Rahja – 22 Rahja
Der nächste Tag brachte keine weiteren Erkenntnisse, und als wir am darauf folgenden Mittag in Punin ankamen wollte Leowulf die Akademie aufsuchen in der Hoffnung, dass ihm ein versierter Hellsichtmagier sagen könne, wo sich Darken zurzeit aufhielte. Man verwies uns tatsächlich an eine recht gebrechlich aussehenden Magier, der Darkens Helm, den Leo mit sich herumschleppte in die Hände nahm und in seinem Labor begann irgendwelche ominösen Vorbereitungen durchzuführen nur um dann, etwa eine Stunde später mit jeder Menge kryptischem Zeugs daherzukommen, aber nicht den Aufenthaltsort Darkens mitzuteilen. Und dann verlangte er auch noch, dass wir ihn dafür bezahlten. Bevor Leo sich zu einer
Entscheidung durchringen konnte, nahm uns der Dieb das Gespräch ab und fing wieder an etwas von einem feuerfesten Hemd zu schwafeln, so dass Leo und ich uns schon einmal in Richtung Ausgang begaben. Leider machte das wohl auf den Magier den Eindruck wir wollte ihm nichts zahlen und so sah er sich gezwungen den Dieb zu paralysieren und festzuhalten, bis Leo die Sache klären konnte.
Auf dem Weg nach draußen kamen uns wiederum Praioten, dieses mal bekannte – Da Vanja und zwei Bannstrahler – entgegen und grüßten sogar, was ich mit einem abweisenden Blick und Leo mit einem dahingezischeltem Etwas quittierte.
Wir beschlossen direkt weiter in den Rashdulswall zu reisen.

23 Rahja – 26 Rahja
Der Weg in die Berge führte uns an mit Sicherheit malerischen Tälern und Hügeln, sowie einigen Bergseen vorbei. Noch hatten wir genug Proviant dabei und konnten mehr oder weniger alleine den Aufstieg genießen.
Nachdem wir am 26 Rahja aufgebrochen waren, zeigte sich am Horizont ein großer Bau auf einem Überhang, der sich beim Näherkommen als vermutliches Boronkloster herausstellte. Sie hatten einen Garten am Fuße des großen Felsens auf dem das Kloster lag eingerichtet, aber bisher war keiner der Boroni in Sicht. Am Himmel zogen wieder einige Vögel ihre Kreise und als ich genauer nach oben blickte sah ich wieder den großen maraskanischen Raubvogel, der mit einem Raben kämpfte. Dieses Mal würde er mir nicht entkommen! Ich wirkte eine Fulminictus auf den Vogel, muss aber irgendeinen Fehler begangen haben, denn nicht der Raubvogel,sondern der Rabe fiel getroffen zu Boden. Die anderen sahen mich recht vorwurfsvoll an, doch ich wusste ja selbst nicht warum gerade das passiert war. Ob nicht vielleicht doch eine Forum von Einfluß auf mich ausgeübt wurde, was mir ungeheuer missfiel.
Leowulf bestand darauf ein Grab zu buddeln und ich stand daneben und warf immer wieder Blicke auf das Boronkloster über uns. Nach einigen Minuten des Grabens gesellten sich weitere Raben zu uns und ließen sich auf einem Baum in der Nähe nieder um uns – insbesondere mich – anzustarren. Leo meinte ich solle mich bei ihnen entschuldigen, was ich auch tat, aber natürlich nicht meinte. Immerhin… es waren bloß Vögel. Einer der Raben meinte allerdings nachdem Leo fertig mit dem Grab war, auf ihn zu fliegen zu müssen und ließ sich auf seinem Arm nieder um wortlos in Richtung Kloster zu schauen. Eigentlich hatten wir mehr oder weniger beschlossen nicht ins Kloster zu gehen, Leowulf weil er eine gewisse Antipathie gegen Boron hatte und ich.. nunja… aber solch einen Hinweis konnte er jetzt nicht mehr ignorieren.
Wir führten unsere Pferde zum Garten unten und ich entdeckte dort eine junge Akkolutin, welch die Blumen pflegte. Wir banden unsere Pferde an und Leo erklärte ihr, dass wir gerne das Kloster besuchen möchten. Leider ließ sich das nur mittels Korb und hängendem Seil bewerkstelligen, was beinahe zuviel für meine Höhenangst war. Endlich oben angelangt lag – wie man das wohl in einem Boronkloster vermuten musste – ein langer Gang vor uns und dann eine offene Halle mit einer großen Rabenstatue jener ähnlich, die auch in Punin gestanden hatte. Die Halle zu betreten war wieder mit diesen gräßlichen Schmerzen verbunden und ich folgte dem Gespräch Leowulfs mit der Hochgeweihten, die vor der Statue Platz genommen hatte nur durch einen fast undurchlässigen Schleier. Dann verließ er den Raum und ich folgte unwillkürlich seinen Schultern den Gang weiter nach oben bis zu einem alten Mann, mit dem er nochmals Worte wechselte und dann eine Wendeltreppe hinauf an deren Ende ich endlich wieder frei atmen
konnte. Dort oben verlief der nur duch einzelne Fackeln erhellte Gang auch zunächst geradeaus mit zwei weiteren Seitengängen in denen Pilze kultiviert wurden um sich schließlich in zwei Richtungen aufzuteilen an denen die Schlafgemächer lagen.
Wir zogen uns direkt in eines davon zurück und legten uns schlafen. Bergsteigen kann ziemlich anstrengend sein. Ich konnte natürlich nicht wirklich schlafen und plötzlich hörte ich ein Geräusch draußen auf dem Gang und meinte im Fackellicht Schatten entlangschleichen zu sehen. Ich griff meinen Stab und folgte nach draußen auf den Gang um widerum diesen Schatten in einem der Pilzgänge verschwinden zu sehen. Auch dorthin folgte ich und sah am anderen Ende einen Zant stehen, der in den Pilzen grub. Ich zog meinen Kopf sofort zurück, doch er
musste mich bemerkt haben, denn ich hörte Tatzen mit Krallen auf dem harten Boden. Ich rannte zurück zu unserem Schlafraum, aber kurz davor traf mich der Zant von hinten und verbiss sich in meiner Schulter. Ich wollte nicht schon wieder von einem über den Boden geschleift werden und rief nach Leowulf, doch als sich alles um mich dunkel verfärbte, wurde es kurz darauf wieder hell und ich saß in meinem Bett. Leo und den Dieb hatte ich wohl geweckt und irgendwie wurde
ich das Gefühl nicht los, dass das nicht einer meiner gewöhnlichen Alpträume war, sondern etwas anderes. Ich schnappte mir meinem Stab und lief verfolgt von den anderen beiden in Richtung jenes Ganges in dem ich den Zant gesehen hatte, nur um dort eine hageren Kerl zu sehen, der die Pilze erntete. Sollte ich mich geirrte haben? Ich fragte ihn ob er etwas merkwürdiges gesehen hätte, aber er bot uns einen seiner Pilze an, den ich geistesabwesend in
die Tasche steckte und verließ dann mit seinem Korb den Gang und war verschwunden. Eigentlich hätte er um eine der Ecken biegen müssen, oder ich hatte nicht richtig aufgepasst. Ich lief vorsichtig hinterher und sah mich im Gang um. Er war und blieb verschwunden bis mir ein Platschen zeigte, dass er an der Decke über uns klebte. Fest. Irgendwie…
Ich versuchte ihn von dort runter zu holen und Leowulf sicherte den Gang in Richtung Treppe. Augenscheinlich war er tot, aber wie er an die Decke gekommen war, war mir schleierhaft. Von der Treppe ertönte Leos Schrei und der Raubvogel zeigte sich über dem ersten Treppenabgang, so dass ich dieses Mal einen Fulimnictius gezielt auf den Vorgel werfen konnte und er mit einem heiseren Krächzen nach unten verschwand. Ich lief Leo hinterher, der vier Schritte vor mir die Treppe stürmte, als sich vor ihm ein Zant zeigte, den er jedoch mit einem gewaltigen Hieb in zwei Teile spaltete. Ich konnte es nicht sehen, fühlte aber wie der Dieb den Stein wieder aktivierte und keuchte auf, lief aber weiter hinter Leo die Treppe nach unten. Dort stellte sich uns wieder ein Zant in den Weg, den Leo aber ebenso einfach erledigte und dann konnte ich sehen, dass etwa
zehn Schritt vor uns zwei Personen kämpften, von denen einer wohl der alte Mann war und dahinter kämpften zwei Frauen nahe des Schachtes.
Wiederum betrat ich den Boden des Ganges und sengenden Schmerzen erfüllte meinen Körper, aber wenn die anderen sich hier aufhalten konnten und sogar zu kämpferischen Leistungen im Stande war, wollte ich nicht zurückstehen. Ich strauchelte hinter Leo her, der auf den Mann vor uns zu stürmte, welcher gerade dem alten Mann den Kopf abschlug. Dieser Gegener wollte jedoch nicht durch einen Schlag Leowulfs zu Boden gehen und setzte einige gute Hiebe gegen den Rondrageweihten, die dieser nicht parieren konnte. Bevor er jedoch mit Leo dasselbe tun konnte, was er mit dem alten Mann getan hatte und mich damit schutzlos hier zurück gelassen hätte, paralysierte ich ihn und ließ ihn auf ein Zeichen Leowulfs wieder frei, das dieser nutzte um ihm sein Schwert tief in die Brust zu rammen. Fast gleichzeitig stüzten die beiden Kämpfenden am Ende des Ganges mit einem gemeinsamen Schrei in die Tiefe unter dem Kloster, die wohl
keiner der beiden überleben würde.
Ich versuchte nun schnellst möglich den Gang nach oben wieder zu verlasen und hörte wie auch Leowulf – jedoch langsamer – genau dies tat. Oben vor unserem Schlafraum fanden wir den Dieb in einem Kampf mit einem weiteren Mitglied der Feinde vor. Wobei Kampf vielleicht das falsche Wort war. Er krümmte sich am Boden und würgte und spuckte und sie schien mit einer gewissen Genugtuung einfach zuzusehen. Als sich jedoch Leo an mir vorbeidrängte und sie töten wollte, stieß sie ihm ihre Klauen durch die Brust so dass er zu Boden sackte. Dann wand sie sich mir zu und griff mich an. Ich konnte ihrem ersten Hieb nicht ausweichen, wohl aber einen tödlich Fulminictus setzten, der sie in mich gekrallt zu Boden sinken ließ.
Der Dieb hatte noch eine Heiltrank – woher auch immer – den mir seine Hand nun brachte, so dass ich mich um die Wunden der anderen kümmern konnte. Neben Odius lag das Mädchen, das wir unten getroffen hatten, mit aufgeschlitzter Kehle. Ich kümmerte mich danach um Leowulf, dem ich lieber mittels Zauber wieder auf die Beine half und stand dann auf um mich umzusehen.

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