Das Leben eines Gezeichneten – Teil 40

Pforte des Grauens - Teil 7

22 Praios
Irgendwie brachte der neue Tag auch keine weiteren Erkenntnisse und die Rebellen waren auch nicht zurückgekommen um uns bei den Überlegungen weiterzuhelfen. Latu wollte auf jeden Fall der Spur der Karawane folgen und so vielleicht mehr über deren Verbleib heraus zu finden.
Entgegen all meiner Vermutungen ließ sich tatsächlich eine Spur im lichten Dschungel finden, die selbst für meine Augen auf eine größere Reisegruppe schließen und der sich problemlos folgen ließ. Gegen Abend aßen wir unseren letzten Proviant auf und legten uns ohne weitere Zwischenfälle schlafen.

23 Praios
Nach dem Aufstehen zog Latu los um uns Frühstück zu suchen, fand aber bloß eine kleine Ratte, die aber außer ihm und mir niemand essen wollte – mehr für uns.
Gegen Mittag erreichten wir eine Schlucht deren Brücke abgeschnitten worden war und uns jetzt nicht mehr auf die andere Seite bringen konnte. Ich hatte wenig Lust erst die Strecke wieder hinunter und dann auf der anderen Seite hinaufzuklettern, aber Greifwin warte wohl nur auf eine solche Gelegenheit um sich zu beweisen. Zumindest kletterte er ohne groß darüber nachzudenken in die Schlucht hinab und winkte uns zu. Warum konnte ich nicht erkennen. Dann watete er durch den Fluss und kletterte auf der anderen Seite wieder hinauf.
Ich versuchte mich entgegen besseren Wissens am Abstieg in die Schlucht, scheiterte aber und fiel zu Boden. Natürlich. Ich hatte es eigentlich nicht anders erwartet. Und natürlich tat es niederhöllisch weh als ich auf den kleinen Kieseln, die der Fluss angespült hatte, aufschlug. Aber dann weckten einige Leichen mein Interesse, die etwas weiter entfernt lagen und die Rüstung der Drachengarde trugen. In der Tasche des einen fand sich eine Karte von Maraskan
auf dem auch dieser Weg eingezeichnet worden war. Sehr interessant. Warum sollte ein einfacher Gardist dieses als Karte mit sich führen? Ich steckte sie erstmal ein um sie nicht zu verlieren und machte mich an die Überquerung des Flusses. Latu hatte ebenfalls in etwa genau so viel Glück beim Abstieg wie ich.
Auf der anderen Seite des Flusses versuchte ich die Wand wieder zu erklimmen und wenn ich nicht nach unten sehen musste schien ich ein deutlich besserer Kletterer zu sein, denn ich schaffte es direkt beim ersten Mal. Latu stellte sich auch hier weniger geschickt an und als er nach zahllosen Versuchen endlich oben angelangt war, erzählte er etwas von einem Schwan den er gesehen hatte, der aber eindeutig seiner Einbildung entsprochen hatte, denn da war kein Schwan gewesen.
Etwa zur vierten Stunde erreichten wir eine Straße – na ja das was man hier auf Maraskan eine Straße nennen konnte – und einen Wegweiser der nach Tuzak und Boran deutete. Irgendein Spaßvogel hatte Boron statt Boran geschrieben und Latu strich den falschen Buchstaben durch um ihn zu korrigieren.
Wir folgten in Richtung des Passes, also in Richtung Boran, dass ja an der östlichen Küste liegt, bis es dunkel wurde. Dieses Mal konnte Latu einen Affen erbeuten der richtig zubereitet sogar recht annehmbar schmeckte. Danach legten wir uns schlafen und inzwischen konnte ich sogar bei all dem Lärm um mich herum recht gut schlafen.

24 Praios – 27 Praios
Die Tage zogen sich dahin und wir folgten weiter der Straße in Richtung Berge. Einige Weiler lagen am Wegesrand und so konnten wir zumindest Nahrung und Wasser in ausreichendem Maße besorgen und mussten nicht hungern. Gegen Mittag des 27 Praios erreichten wir eine garethische Festung die kurz vor dem Pass in mitten eines Tales lag und den Ausgang aus diesem mit einem großen Portal versperrte. Ich war mir zuerst unsicher ob wir uns den Gardisten zu erkennen geben sollten, aber auf der anderen Seite war es eine gute Gelegenheit um nach der Karawane zu fragen, denn die Bauern der Umgebung hatten nur wenige Informationen
geliefert.
Ich ging also direkt auf den einen Gardisten zu und blieb kurz vor ihm stehen. Er ließ uns nachdem wir erklärt hatten wer wir waren auch ohne Probleme passieren und wies uns auf das große Hauptgebäude, wenn wir mit der Obristin sprechen wollten, hin auf das wir dann auch zu hielten. Eine weitere Wache führte uns ins innere des Gebäudes und in ein weiteres Zimmer in dem die Obristin in einem Stuhl saß. Wir unterhielten uns ein wenig, aber auch sie konnte nur berichten, dass die Karawane hier durchgekommen war und sonst nichts Weiteres. Immerhin ließ sie uns in hier in einem Gästeraum nächtigen sowie am Abendmahl teilnehmen.

28 Praios
Wir zogen weiter über den Pass, der recht leicht zu passieren war und mir keine Schweißausbrüche durch tiefe Abgründe bescherte und ich mir tatsächlich die Landschaft ansehen konnte.
Weiter unterhalb – der Dschungel hatte wieder angefangen und war Nebelverhangen – bog Latu von der Straße ab in den Dschungel hinein, weil die Karawane ebenfalls abgebogen war. Seltsam. Wir zogen noch etwas weiter und entdeckten dann einen weiteren Leichenberg auf einem Hügel, der frei von Bäumen war. Die Überreste ließen auf weitere Mitglieder der Drachengarde schließen, die hier im Schlaf ermordet worden waren. Der Hauptmann der Garde hatte ein kleines Tagebuch dabei, in dem der Weg der Karawane nachzulesen war, welche durch einen Auftrag einen anderen Weg als üblich genommen hatte in Begleitung des Mannes der vom
Inquisitor persönlich den Auftrag dazu bekommen hatte.
Da der größte Teil der Reisenden hier abhanden gekommen war, fiel es Latu schwer eine Spur zu finden und nach einiger Zeit des Suchens wollte er uns doch tatsächlich weiß machen, dass ein kleiner leuchtender Käfer ihm den Weg weisen würde. Sicherlich…
Er ging nochmals suchen und fand die Spur wieder, der wir bis zum Abend folgten. Ich hatte inzwischen den Käfer ebenfalls ein paar Mal durch die Bäume blitzen gesehen, also war zumindest dieser nicht erfunden. Aber warum er uns begleitete konnte ich nicht ersehen.

29 Praios
Nach einem weiteren kargen Frühstück – hier gab es einfach keine vernünftigen Beilagen – wollten wir gerade los, als sich eine Tigermutter mit zwei Jungen in unseren Weg stellte. Greifwin meinte den Helden markieren zu müssen und wollte sie wegstarren, aber Latu meinte wir sollten einfach drum herum gehen.
Den Tag über wanderten wir weiter durch den dichten nebelverhangenen Dschungel, der mit seiner Atmosphäre recht bedrückend wirkte. Der Käfer war noch immer da und als wir uns abends zum Schlafen nieder ließen, legte er sich neben Latu.

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